Betreff
Verkehrsentwicklungsplan Fürth - Modul Verkehrsmodell - Bausteine Überprüfung und Fortschreibung
Vorlage
SpA/345/2015
Art
Beschlussvorlage - AB

Der Vortrag des Baureferenten diente zur Kenntnis.

Der Bau– und Werkausschuss erteilt der Verwaltung den Auftrag, das Verkehrsmodell für die Stadt Fürth wie geschildert ergänzen und erweitern zu lassen, so dass dadurch die zu erwartenden Fragestellungen des Verkehrsentwicklungsplans, aber auch anderer künftiger Verkehrsuntersuchungen nachvollziehbar und belastbar bearbeitet werden können.


Ausgangslage:

In verschiedenen Sitzungen haben Bau- und Werkausschuss sowie Stadtrat der Stadt Fürth beschlossen, für die Stadt Fürth einen Verkehrsentwicklunsplan (VEP) aufzustellen. Im Zuge eines VEP werden  auf Basis des heutigen Verkehrsgeschehens (Analyse) und unter Ansatz der zu erwartenden künftigen Entwicklungen der Bevölkerung, Beschäftigten und Schüler (Prognose) Maßnahmen erarbeitet und deren Wirkungen abgeschätzt.

 

Verkehrsmodell:

Um die zahlreichen Wechselwirkungen abbilden zu können und Maßnahmen nachvollziehbar und belastbar bewerten zu können, benötigt man Verkehrsmodelle. Ein Verkehrsmodell ist ein Computer-Programmsystem zur Simulation des Verkehrs an einem (durchschnittlichen Werk-) Tag in einer Stadt oder Region und hat folgende Aufgaben (WVI 12.05.2015, S. 8):

  • Bereitstellung einer Datenbasis für die heutige und die zukünftige Verkehrsnachfrage
  • Bereitstellung einer Datenbasis für Verkehrsuntersuchungen (Planungen im Verkehr oder Analysen zur Verkehrsnachfrage)
  • Bereitstellung von Verkehrsdaten zur Ermittlung der verkehrlichen Umweltwirkungen (Luft und Lärm)
  • Bereitstellung eines Instrumentariums zur Abschätzung der verkehrlichen Wirkungen von Maßnahmen in der Infrastruktur und im Betrieb
  • Bereitstellung eines Instrumentariums zur Prognose der Verkehrsnachfrage unter Berücksichtigung der Siedlungsentwicklung, der demografischen Entwicklung, der Mobilitätsentwicklung etc.

Wie jedes Modell stellt auch dieses einen vereinfachenden Ausschnitt aus der Realität dar. Mit Hilfe von Verkehrsmodellen können Maßnahmenwirkungen (z. B. wie viel Verkehr verlagert sich durch eine bestimmte Maßnahme) abgeschätzt werden und für zukünftige Verfahren als Begründung (z. B. zur Planrechtfertigung und Alternativenprüfung bei Planfeststellungsverfahren) herangezogen werden.

 

Nutzungsmöglichkeiten

In der kommunalen Verkehrsplanung werden Verkehrsmodelle u. a. für folgende Themen eingesetzt (WVI 12.05.2015, S. 17):

  • Verkehrsmanagement
  • Verkehrslenkung und Netzergänzungen
  • Strategische Verkehrsplanung
  • Datenbereitstellung für kommunale Verkehrsplanung und Entwicklungsplanung
  • Datenbereitstellung für weitere Fachpläne

 

Auch in der Stadt Fürth wurde das bisherige Verkehrsmodell – soweit sinnvoll und möglich –auch bei kurz- und mittelfristigen Fragestellungen eingesetzt. So wurde z. B. bei der Sanierung der Graf-Stauffenberg-Brücke versucht, den Umleitungs- und Schleichverkehr zu ermitteln und hierfür geeignete Maßnahmen zu entwickeln. Dabei zeigten sich schon sehr deutlich die Grenzen des vorhandenen Verkehrsmodells.

Auch bei der Argumentation der Stadt Fürth für die Einführung von Tempo 80 auf der A 73 zwischen der AS Nürnberg/Fürth und der AS Ronhof konnte anhand des Verkehrsmodells das BayStMI überzeugt werden, auf Grund der großen innerörtlichen Bedeutung und der Verkehrsverflechtungen eine durchgängige Geschwindigkeitsbeschränkung anzuordnen.

Des Weiteren könne auch mit einem eigenem Verkehrsmodell die Annahmen und Berechnungen Dritter (wie z. B. im Zuge des Planfeststellungsverfahrens für den S-Bahn-Verschwenk) überprüft und ggf. vorhandene Fehler aufgedeckt werden.

Auch im Zuge der Lärmminderungs- und Luftreinhalteplanung, bei der in innerstädtischen Bereichen der Verkehr Hauptverursacher ist, sind die Modellergebnisse eine wichtige Grundlage.

 

Weitere Einsatzbereiche sind z. B.:

  • Abschätzung der Verlagerungswirkungen z. B. bei Baustellen, Veranstaltungen oder hochwasserbedingten Sperrungen von Verkehrswegen.
  • Abschätzung der verkehrlichen und verkehrsbedingten Wirkungen neuer Baugebiete.
  • Abschätzung der Auswirkungen der Verlagerung von Linienwegen, Haltestellen etc. im Zuge der Nahverkehrsplanung

 

Auftrag Überprüfung Verkehrsmodell:

Die Stadt Fürth verfügt wie die anderen Kommunen im Großraum bisher über einen Ausschnitt aus dem regionalen Verkehrsmodell DIVAN. Da dieses Verkehrsmodell besteht, sollte überprüft werden, ob das vorhandene Modell den Anforderungen genügt, ob es aktualisiert und detailliert werden muss oder ob eine Neukonzeption sinnvoller ist. Das Stadtplanungsamt hat die WVI Prof. Dr. Wermuth Verkehrsforschung und Infrastrukturplanung GmbH aus Braunschweig daher mit der Überprüfung des vorhandenen Verkehrsmodells beauftragt. Der Gutachter sollte das Verkehrsmodell hinsichtlich des Planungsraums, der Strukturdaten, der Verkehrszelleneinteilung, der Netzdichte sowie der Anbindung der Verkehrszellen an das Straßennetz sowie die Lage erforderlicher überprüfen.

Diese Überprüfung hat im Zeitraum November 2014 bis April 2015 stattgefunden.

 

Prüfergebnis:

Der Gutachter kommt zu dem Ergebnis, dass das vorhandenen regionale Modell nicht ausreicht, um die wesentlich kleinräumigeren städtischen Fragestellungen beantworten zu können.  Im Einzelnen sind die Gründe (WVI 12.05.2015, S. 25):

 

  • Konzipiert zur Abbildung regionaler Verkehrsströme
  • Innerstädtische Verkehrsströme nur grob abbildbar
  • Raumeinteilung für städtische Fragestellungen zu grob
  • Abbildung des vorhandenen Straßennetzes zu grob; die Geometrie des Netzmodells orientiert sich an den Linienfahrwegen des ÖPNV
  • Netzmodell basiert auf NAVTEQ-Daten mit hoher Lagegenauigkeit, jedoch veraltetem Datenstand
  • Keine Abbildung des nicht-motorisierten Verkehrs
  • Externes Berechnungssystem; VGN als Betreiber
  • Keine eigenen Berechnungen durch Stadt Fürth möglich
  • Bereitstellung regionaler Strukturdaten
  • Bereitstellung regionaler Verkehrsverflechtungen MIV und ÖV
  • Bereitstellung regionaler Verkehrsangebote (Straßennetz und ÖV-Netz inkl. Fahrplan

 

Ein genauerer Einblick in die Ergebnisse der Überprüfung findet sich in der Anlage.

 

Im Zuge ihrer (Nah-)Verkehrsentwicklungsplanung haben auch die Städte Erlangen und Nürnberg ihr Verkehrsmodell verfeinert und aktualisert.

 

Empfehlung zum weiteren Vorgehen:

Der Gutachter empfiehlt, ein neues Verkehrsmodell unter Nutzung der regionalen Komponenten des Verkehrsmodells DIVAN (Strukturdaten, regionale Verkehrsverflechtungen und Verkehrsangebote im MIV und ÖV) auszubauen. Dazu sind folgende Schritte notwendig (WVI 12.05.2015, S. 38):

Optional können noch folgende Punkte zusätzlich bearbeitet werden:

 

Für die Bearbeitung der Grundmodule ist eine Bearbeitungsdauer von ca. einem halben Jahr nach Ausschreibung und Beauftragung vorzusehen.

 

Empfehlung:

Die Verwaltung empfiehlt dem Bau- und Werkausschuss Fürth, das Verkehrsmodell wie vom Gutachter vorgeschlagen überarbeiten, verfeinern und aktualisieren zu lassen. Hierfür stehen im Jahr 2015 Mittel in Höhe von 100.000 € zur Verfügung. Sofern möglich sollten die folgende Zusatzmodule in folgender Reihenfolge mit beauftragt werden.

  1. Verfeinerung Abbildung Radverkehr
  2. Integration der Verkehrsnachfrage ÖV aus der Fahrgasterhebung 2012
  3. Betrachtung Spitzenstunde im Kfz-Verkehr

 

Das Teilmodell Wirtschaftsverkehr sollte wegen der hohen Kosten und der Schwierigkeiten bei der Beschaffung und Pflege der Ausgangsdaten zunächst nicht beauftragt werden.

 


Finanzierung:

 

Finanzielle Auswirkungen

jährliche Folgelasten

 

 

nein

X

ja

Gesamtkosten

100.000 €

X

nein

 

ja

     

Veranschlagung im Haushalt

 

 

nein

X

ja

Hst. 6100.6555.1000

Budget-Nr.      

im

X

Vwhh

 

Vmhh

wenn nein, Deckungsvorschlag:

 


Expertise: VEP Fürth – Überprüfung des Verkehrsmodells , WVI Braunschweig, 12.05.2015