Der Weltklimarat (IPCC) – ein wissenschaftliches Gremium
Um politischen Entscheidungsträgern wissenschaftlich fundierte
Informationen über die Klimaänderung zur Verfügung zu stellen, richteten das
Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und die Weltorganisation für
Meteorologie (WMO) 1988 den Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen
(Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC), auch Weltklimarat genannt,
ein.
Als wissenschaftliches Gremium trägt der IPCC die neusten Ergebnisse der Klimaforschung zusammen und zeigt die Auswirkungen des Klimawandels, Möglichkeiten zu dessen Minderung und Anpassungsstrategien auf. Eigene Forschungen betreibt er nicht. Er besteht aus international renommierten Wissenschaftlern sowie Regierungsvertretern der derzeit 195 Staaten, die Mitglied im UNEP oder WMO sind.
Im Mittelpunkt der Arbeit des IPCC stehen die Sachstandsberichte (IPCC Assessment Reports).
Der Weltklimarat hat zwischen September 2013 und April 2014
die „Teil“- Berichte der drei verschiedenen IPCC-Arbeitsgruppen als Teile des
Fünften Sachstandsberichtes veröffentlicht, der seit 2008 von mehr als 2000
Experten erarbeitet wurde und mehrere tausend Seiten umfasst. Jetzt wurde der
übergreifende Synthesebericht vorgelegt, der den Fünften Sachstandsbericht
abschließt (1).
Die folgenden Ausführungen entstammen – zum Teil auch wörtlich übernommen - der gemeinsam vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Deutschen IPCC Koordinierungsstelle und dem Umweltbundesamt veröffentlichten deutschen Zusammenfassung des IPCC Syntheseberichts vom 02.11.2014 (2).
„Kernbotschaften“
des Syntheseberichts
·
Beobachteter
Klimawandel
Die Erwärmung des Klimas seit Mitte
des 20. Jahrhunderts ist eindeutig und beruht äußerst wahrscheinlich (95
- 100 % Wahrscheinlichkeit) auf menschlichem Einfluss. Die bereits heute eingetretenen Klimaänderungen haben weitverbreitete
Auswirkungen auf Mensch und Natur.
Seit den 1950er Jahren finden im
gesamten Klimasystem vielfältige Veränderungen statt, die in den Jahrzehnten
bis Jahrtausenden davor nicht aufgetreten sind: Die Temperatur der unteren
Atmosphäre steigt, die Ozeane erwärmen sich, Gletscher tauen, Permafrostböden
werden wärmer, Eisschilde verlieren an Masse und der Meeresspiegel steigt an:
Ø Temperaturanstieg der Land und Ozeanoberflächen zwischen 1880 und 2012 um 0,85 ° C
Ø Meeresspiegelanstieg von 1901 bis 2010 um 19 cm
Ø Jedes der letzten drei Jahrzehnte war sukzessive wärmer als alle vorangehenden seit 1850
Ø Seit 1950 Beobachtung von Veränderungen vieler extremer Wetter- und Klimaereignisse, wie - Rückgang kalter Temperaturextreme
- Zunahme von heißen
Temperaturextremen
- extrem hohe Meeresspiegelstände
- Häufigkeit von extremen
Niederschlägen
·
Ursachen
des Klimawandels
Der menschliche Einfluss wurde in der Erwärmung der Atmosphäre und des
Ozeans, in Veränderungen des globalen Wasserkreislaufs, in der Abnahme von
Schnee und Eis und im Anstieg des mittleren globalen Meeresspiegels
nachgewiesen (ohne Zweifel!). Auch einige Veränderungen von extremen
Wetter- und Klimaereignissen beruhen auf menschlichem Handeln.
Der von Menschen verursachte Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen, zusammen
mit anderen menschlichen Einflussfaktoren, ist äußerst wahrscheinlich (95 – 100
% Wahrscheinlichkeit) die Hauptursache der beobachteten Erwärmung seit 1950.
Anthropogene Treibhausemissionen sind seit der vorindustriellen Zeit
angestiegen, sie befinden sich gegenwärtig auf dem absolut höchsten Stand,
verursacht durch Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum. Die atmosphärischen
Konzentrationen an Kohlendioxid, Methan und Lachgas sind durch menschliche
Aktivitäten auf Werte angestiegen, die höher sind als in den letzten 800.000
Jahren. Die dadurch in das Klimasystem eingetragene Energie wurde in den
vergangenen 40 Jahren zu mehr als 90 % in den Ozeanen gespeichert, die dadurch
erwärmt wurden.
· Folgen des Klimawandels
In den letzten Jahrzehnten haben Klimaänderungen weitverbreitete Folgen
für natürliche und menschliche Systeme auf allen Kontinenten und in den Ozeanen
gehabt:
Ø Empfindliche Ökosysteme (z. B. Arktis, Korallenriffe) sind schon heute bedroht.
Ø Auch die geografische Verbreitung von Arten und ihre Interaktionen untereinander haben sich bereits verändert.
Ø Die Erträge von Weizen und Mais haben sich negativ entwickelt.
Ø
In vielen Regionen sind die Wasserressourcen
durch geänderte Niederschläge oder Schnee-und Eisschmelzen beeinträchtigt.
Diese vielfältigen Veränderungen deuten darauf hin, dass natürliche und menschliche Systeme empfindlich gegenüber einem sich wandelnden Klima reagieren, unabhängig von der Ursache des Wandels.
·
Risiken
und Folgen zukünftigen Klimawandels
Ø Anhaltende Treibhausgasemissionen werden zu einer weitere Erwärmung und langfristigen Veränderungen in allen Komponenten des Klimasystems führen.
Ø Der Klimawandel wird für Menschen und Umwelt bereits bestehende Risiken verstärken und neue Risiken nach sich ziehen.
Ø Schnellerer und stärkerer Klimawandel beschränkt die Wirksamkeit von Anpassungsmaßnahmen und erhöht die Wahrscheinlichkeit für schwerwiegende, tiefgreifende und irreversible Folgen für Menschen, Arten und Ökosysteme.
Ø Anhaltende hohe Emissionen würden zu meist negativen Folgen für Biodiversität, Ökosystemdienstleistungen und wirtschaftliche Entwicklung führen und die Risiken für Lebensgrundlagen, Ernährungssicherung und menschliche Sicherheit erhöhen.
Szenarien über zukünftige Treibhausgasemissionen variieren stark je nach sozio-ökonomischer Entwicklung und zukünftigen Klimaschutzmaßnahmen. Die vom IPCC untersuchten Szenarien reichen von strengem Klimaschutz bis zu ungebremsten Emissionen und können führen zu:
Ø einem Anstieg der mittleren globalen Oberflächentemperatur bis 2099 um 0,9 bis
5,4 °C (früher bis 4,5 °C) gegenüber vorindustriellen Bedingungen
Ø weiterer Erwärmung und zunehmender Versauerung der Ozeane
Ø einem Anstieg des mittleren globalen Meeresspiegels, wahrscheinlich (Wahrscheinlichkeit 66 – 100 %) zwischen 26 und 82 cm höher als 1999
Der Meeresspiegelanstieg und viele andere Aspekte des Klimawandels und seiner Folgen werden über Jahrhunderte bestehen bleiben, selbst wenn anthropogene Treibhausgasemissionen gestoppt werden.
Die kumulativen (aufsummierten) CO2-Emissionen seit Beginn der Industrialisierung bestimmen weitgehend die mittlere globale Erwärmung der Erdoberfläche bis ins 22. Jahrhundert. Um die mittlere globale Erwärmung mit mehr als 66 %iger Wahrscheinlichkeit auf weniger als 2 °C zu begrenzen, ist es notwendig, die aufsummierten CO2-Emissionen seit 1870 auf etwa 2.900 Gt (Gt entspricht 109 t oder 1.000.000.000 t) zu begrenzen. Etwa zwei Drittel wurden bereits bis 2011 emittiert, d. h., dass nur noch ca. 1.000 Gt übrig sind. Andere Treibhausgase, wie Methan oder Lachgas wurden dabei berücksichtigt.
·
Minderungs-
und Anpassungsoptionen
- Die Minderung von Treibhausgasemissionen und Maßnahmen zur
Anpassung des Klimawandels stellen sich gegenseitig ergänzende Strategien
dar, um die Risiken des Klimawandels zu reduzieren und zu bewältigen.
- Massive Einschnitte der
Treibhausgasemissionen in den kommenden Jahrzehnten können die Risiken im
21 Jahrhundert und danach wesentlich verringern, die Effektivität von
Anpassungsmaßnahmen verbessern, die Kosten und Herausforderungen von
Minderungsmaßnahmen langfristig reduzieren und zu einer nachhaltigen
Entwicklung führen.
- Ohne zusätzliche Treibhausgasminderung, die über die heute bereits
ergriffenen Maßnahmen hinausgehen, wird die Erwärmung der Erde bis zum
Ende dieses Jahrhunderts weltweit zu einem hohen bis sehr hohen Risiko
durch schwere, weitverbreitete und irreversible Klimafolgen führen, selbst
dann, wenn Anpassungsmaßnahmen ergriffen werden.
- Klimaschutzmaßnahmen bringen
sowohl Zusatznutzen, als auch Risiken für Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft
mit sich. Bei Klimaschutzmaßnahmen ist jedoch das Risiko schwerer,
weitverbreiteter und unumkehrbarer Folgen geringer als bei
fortschreitendem Klimawandel.
- Optionen zur Minderung von
Treibhausgasemissionen sind in allen relevanten Sektoren verfügbar.
- Klimaschutz kann mit einem
integrierten Ansatz kosteneffizienter sein, der Maßnahmen zur Verringerung
des Energieverbrauchs und der Treibhausgasintensität der
Endverbrauchssektoren, eine Dekarbonisierung der Energieversorgung
(Atomkraft (weltweit), CO2-Abscheidung und Speicherung bei Gas
und Kohle durch CCS (Carbon Capture and Storage)), eine Reduktion der
Netto-Emissionen (Netto-Treibhausgasvermeidung durch erneuerbare
Energieträger) und eine Stärkung der Kohlenstoffsenken landgebundener
Sektoren (Renaturierung von Mooren, (Wieder-) Aufforstungen) kombiniert
werden.
- Verschiedene Optionen sind
verfügbar, mit denen die Erwärmung auf 2 °C wahrscheinlich (66 – 100 %
Wahrscheinlichkeit) beschränkt werden kann. Die jetzigen Minderungspläne sind dazu nicht ausreichend.
- Um die 2°C Obergrenze wahrscheinlich (s. o.) einhalten zu können
ist nach den vom IPCC untersuchten Szenarien eine Reduktion der globalen
Treibhausgasemissionen in allen Sektoren bis zum Jahr 2050 von 40 bis 70 %
gegenüber 2010 (Bezugsjahr oft auch 1990, Bundesrepublik, EU) notwendig
und Emissionen nahe null bzw. darunter (Senken) im Jahr 2100. Diese
Szenarien beinhalten sowohl zügigere Verbesserungen der Energieeffizienz
als auch eine Verdreifachung bis annähernde Vervierfachung des Anteils
kohlenstofffreier und kohlenstoffarmer Energieversorgung durch erneuerbare
Energien, Atomenergie und fossile Brennstoffe gekoppelt mit
Kohlenstoffabtrennung und –speicherung (CCS) bzw. Bioenergie mit CCS
(BECCS) bis zum Jahr 2050. Die globalen CO2-Emissionen aus
dem Energieversorgungssektor würden in der nächsten Dekade abnehmen und
zwischen 2040 und 2070 um 90 % oder mehr unter das Niveau von 2010 sinken.
- Die Umsetzung solcher Maßnahmen bringt erhebliche technologische,
wirtschaftliche, soziale und institutionelle Herausforderungen mit sich,
die mit einer Verzögerung zusätzlicher Minderungsmaßnahmen und fehlender
Schlüsseltechnologien (neue, wichtige Technologie, die eine
Schlüsselstellung einnimmt) nicht
verfügbar sind, zunehmen.
- Eine Begrenzung der Erwärmung
auf 2,5 °C oder 3 °C erfordert ähnliche Maßnahmen zur Minderung der
Treibhausgasemissionen, wie bei einer Begrenzung auf 2 °C, jedoch weniger
schnell.
- Schätzungen der aggregierten
wirtschaftlichen Kosten (Gesamtkosten) für Minderungsmaßnahmen variieren
stark und sind abhängig von den verwendeten Methoden und Annahmen.
Generell gilt, dass die Kosten mit zunehmender Ambition von
Klimaschutzmaßnahmen steigen, besonders dann, wenn Maßnahmen verzögert
oder Schlüsseltechnologien nicht verfügbar sind. Unter der Annahme idealisierter Bedingungen zur Umsetzung einer
Klimapolitik, die die globale Erwärmung auf 2° C begrenzt, rechnen die meisten
Studien mit einer jährlichen Verringerung des globalen Konsumwachstums um
etwa 0,06 Prozentpunkte im Laufe des Jahrhunderts, bezogen auf ein
erwartetes jährliches Konsumwachstum ohne Klimaschutz von 1,6 % bis 3 %
pro Jahr. Schätzungen der Kosten und des Nutzens des Klimaschutzes
können nicht direkt mit den Risiken von Klimafolgen verglichen werden.
- Maßnahmen zur Minderung von
Treibhausgasemissionen und zur Anpassung an den Klimawandel werden durch
die gleichen Faktoren begünstigt:
Ø Geeignete Institutionen und Regierungsführung
Ø Innovation und Investitionen in umweltfreundliche Technologien und Infrastruktur
Ø Nachhaltigkeit von Existenzgrundlagen, Verhalten und Lebensstilen
Der Klimawandel
bedroht eine gerechte und nachhaltige Entwicklung. Minderung, Anpassung und
nachhaltige Entwicklung sind eng miteinander verbunden, wobei sowohl
Synergieeffekte als auch Zielkonflikte möglich sind. Der Klimawandel hat die
Eigenschaften eines „Problems kollektiven Handelns“ auf globaler Ebene:
Wirksamer Klimaschutz erfordert gemeinsame Lösungen, er kann nicht erreicht
werden, wenn einzelne Akteure ihre eigenen Interessen unabhängig verfolgen.
Schlussbemerkung:
Die internationale Staatengemeinschaft trifft sich Ende 2015 in Paris, um ein neues verbindliches Klimaschutzabkommen zu verabschieden, bei dem alle Staaten eingebunden werden sollen. Es ist zu hoffen, dass damit endlich ein Durchbruch erzielt wird, um wenigstens das 2° C Ziel anzustreben und hoffentlich auch zu erreichen.
Es ist zu wünschen, dass damit die nötigen Schritte eingeleitet werden, um die negativen Auswirkungen des Klimawandels - vor allem für zukünftige Generationen - eindämmen zu können. Wichtig ist, dass sich möglichst alle Staaten beteiligen. Europa und einige weitere Staaten reichen allein nicht aus, um das globale Problem des CO2-Ausstoßes und der daraus resultierenden Klimaveränderungen zu begrenzen.
Quellen:
1: Deutsche IPCC –
Koordinierungsstelle:
http://www.de-ipcc.de/de/119.php
2: BMU, BMBF, IPCC (Deutsche
Koordinierungsstelle), UBA, Fünfter Sachstandsbericht des IPCC,
Synthesebericht:
Finanzierung:
Finanzielle
Auswirkungen |
jährliche
Folgelasten |
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Veranschlagung
im Haushalt |
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Hst.
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Budget-Nr. |
im |
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Vmhh |
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wenn
nein, Deckungsvorschlag: |
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