Betreff
Aufbau von koordinierten Stadtteilnetzwerken
Vorlage
SzA/133/2017
Art
Beschlussvorlage - AL

 

Beirat für Sozialhilfe, Sozial- und Seniorenangelegenheiten:

Der Beirat für Sozialhilfe, Sozial- und Seniorenangelegenheiten begrüßt den Aufbau von Koordinierten Stadtteilnetzwerken, die von sog. Stadtteilkoordinatorinnen/Stadtkoordinatoren geführt werden auf Basis des im Sachverhalt dargestellten Gesamtkonzeptes.

Er empfiehlt dem Stadtrat das Sozialreferat zu beauftragen, diesen Prozess in den vier in der Vorlage unter 3. a) genannten Stadtteilen Südstadt, Hardhöhe/Scherbsgraben/Billinganlage, Oststadt und Innenstadt in die Wege zu leiten und im Beirat für Sozialhilfe, Sozial- und Seniorenangelegenheiten über den Fortgang regelmäßig zu berichten.

 

Stadtrat:

Der Stadtrat begrüßt den Aufbau von Koordinierten Stadtteilnetzwerken, die von sog. Stadtteilkoordinatorinnen/Stadtkoordinatoren geführt werden.

Der Stadtrat beauftragt das Sozialreferat diesen Prozess in den vier in der Vorlage unter 3. a) genannten Stadtteilen Südstadt, Hardhöhe/Scherbsgraben/Billinganlage, Oststadt und Innenstadt in die Wege zu leiten und im Beirat für Sozialhilfe, Sozial- und Senioren-angelegenheiten über den Fortgang regelmäßig zu berichten.

Eine Umsetzung soll schrittweise erfolgen, Projektfördermittel sind zu nutzen. Über jedes Projekt wird jeweils ein gesonderter Beschluss herbeigeführt.

Weitere Angebote wie Familienstützpunkte oder Pflegeberatungsstellen sollen in die Arbeit der Koordinierten Stadtteilnetzwerke integriert werden.

 

 



 

1.      Ausgangslage

 

Unsere Welt hat sich verändert. Angesichts von Wirtschafts- und Finanzkrise, IS-Terror, andauernden Kriegen im Nahen Osten, weltweiten Flüchtlingsbewegungen, Ukrainekonflikt, Brexit und den Entwicklungen in der Türkei zeigt sich, dass die Welt, wie wir sie kannten, aus den Fugen geraten ist. Nicht nur in Europa und den USA melden sich politische Akteure zu Wort, die mit autoritärem Gestus eine neue nationale Stärke beschwören. In Deutschland stehen Populisten und rechtsextreme Gruppen für diesen Trend und schaffen es, mit leeren Versprechungen und unverhohlener Fremdenfeindlichkeit das politische Klima zusehends zu beeinflussen. In Fürth zeigen unterschiedlichste demokratische Kräfte, dass sie sich für Werte wie Demokratie, Verantwortung und Solidarität aktiv einsetzen. Vor diesem Hintergrund will Referat IV / die Stadt Fürth handeln und die Weichen für ein zukünftiges demokratisches Gemeinwesen stellen.

 

In der ersten Fassung des Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung aus dem Jahr 2016 stand: Personen mit geringerem Einkommen verzichten auf politische Partizipation, weil sie Erfahrungen machen, dass sich die Politik in ihren Entscheidungen weniger an ihnen orientiert.“ Wir stellen auch in Fürth fest, dass unsere Gesellschaft sozial immer mehr auseinanderdriftet. Das betrifft die Lebenslagen der Menschen, aber auch die Wohnquartiere. Deswegen geht es Referat IV darum, das Zusammenleben der Menschen in ihren Nachbarschaften durch integrative Maßnahmen, wie den Aufbau von Stadtteilnetzwerken zu unterstützen, um damit sozialen Konflikten innerhalb städtischer Quartiere/Stadtteile entgegenzuwirken. Bestätigt wird diese Problematik auch durch den vierten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung von 2013. Er zeigt auf, dass das Quartier/der Stadtteil und die soziale Herkunft über Bildungsgrad, Aufstiegschancen und das Gelingen von Armutsprävention entscheiden. Die Situation im Quartier/Stadtteil kann Wohlstand und Perspektiven eröffnen, aber auch verringern.

 

Adressaten dieser quartiersbezogenen Entwicklungsstrategie sind Bürgerinnen und Bürger aller Generationen, Familien, Singles und Alleinerziehende, Deutsche und Migranten, Profis und Ehrenamtliche, Arme und Besserverdienende. – Sicher ist: Gelingender Zusammenhalt ist keine Selbstverständlichkeit, sondern er bedarf wirksamer Strukturen vor Ort. Um miteinander, nicht nebeneinander zu leben, müssen wir Vertrauen herstellen, über neue Formen der Beteiligung nachdenken, Fremdheit überwinden und einer weiteren Spaltung zwischen Arm und Reich zuvorkommen. Sicher ist aber auch, dass es darum gehen wird, die mit der erhöhten Komplexität unserer Gesellschaft einhergehenden Widersprüche auszubalancieren und zu vermindern. Mit neuen konzeptionellen Überlegungen will Referat IV / die Stadt Fürth unter-stützende Handlungsformen entwickeln, die den Erhalt und die Verbesserung des Sozialen Zusammenhalts in Fürth stärken. Wenn wir allen Menschen eine Perspektive bieten wollen, brauchen wir eine Politik, die den Menschen und deren Quartiersumgebung im gesamtstädtischen Kontext in den Blick nimmt. Wir benötigen ein neues, erweitertes Verständnis der Kommunen als Moderator und Vermittler.

 


 

2.     Der Begriff Sozialer Zusammenhalt

 

Sozialer Zusammenhalt ist die Qualität des gemeinschaftlichen Miteinanders in einem territorial abgegrenzten Gemeinwesen. Soziale Beziehungen sind häufig an konkrete Orte bzw. Räume gebunden, wobei der Sozialraum die räumliche Dimension eines sozialen Netzwerks beschreibt (ähnlich einem Stadtteil). Eine kohäsive (zusammenhaltende) Gesellschaft ist gekennzeichnet durch belastbare soziale Beziehungen, eine positive emotionale Verbundenheit ihrer Mitglieder mit dem Gemeinwesen und einer ausgeprägte Gemeinwohlorientierung (vgl. Studie Sozialer Zusammenhalt in Bremen, © Dezember 2016 Bertelsmann Stiftung, Gütersloh).

 

Zentrale Elemente des Sozialen Zusammenhaltes für die Bürgerinnen und Bürger eines Gemeinwesens, einer Kommune und eines Stadtteils sind drei Kernpunkte:

·           Zusammenhalt als die Qualität des gemeinschaftlichen Miteinanders in einem territorial abgegrenzten Gemeinwesen

·           Eine kohäsive (zusammenhaltende) Gesellschaft ist gekennzeichnet durch belastbare soziale Beziehungen

·           Eine positive emotionale Verbundenheit ihrer Mitglieder mit dem Gemeinwesen und eine ausgeprägte Gemeinwohlorientierung

 

Das demokratische Gemeinwesen wird also getragen von der aktiven Mitgestaltung seiner Bürgerinnen und Bürger. Wo, wenn nicht im eigenen Quartier/Stadtteil können neue Formen der direkten Demokratie und des nachbarschaftlichen Zusammenwirkens gelebt werden? Genau dort kann das bürgerschaftliche Miteinander am ehesten gestärkt werden. Ein solches Stadtteilnetzwerk ist offen für Alte und Junge, für Familien, Singles und Alleinerziehende, Deutsche und Migrant/innen, Profis und Ehrenamtliche.

 

Ein wesentliches Element dieses Handlungsansatzes wird in Fachkreisen als  Empowerment bezeichnet. Empowerment meint, den Grad an Autonomie und Selbstbestimmung im Leben von Menschen oder Gemeinschaften zu erhöhen und es ihnen zu ermöglichen, ihre Interessen (wieder) eigenmächtig, selbstverantwortlich und selbstbestimmt zu vertreten. Die Aktivierung der Bewohnerinnen und Bewohner, die Stärkung des Ehrenamtes und die Freiwilligenarbeit sind dabei äußerst bedeutsame Faktoren. Aus der systematischen Kooperation von Institutionen, Vereinen, Verbänden und aktiven Bürgerinnen und Bürgern können so Synergien entstehen, die gerade sozial belastete Stadtteile wirksam positiv stabilisieren und verändern können. Dazu benötigen die Akteure Informationen, Beteiligungsmöglichkeiten, professionelle Unterstützung, Räume/Treffpunkte und Ressourcen.

 



 

3.     Der Soziale Zusammenhalt in Fürth

 

Folgen wir den Erkenntnissen des kommunalen Armutsberichts für Fürth zeichnen sich bestimmte Stadtteile mit höherer und andere mit geringer sozialer Belastung ab, was an der errechneten Sozialquote für die Fürther Stadtteile feststellbar ist. Relevante Indikatoren für die Bestimmung der Sozialquote sind: Ausländeranteil, Anteil der Arbeitslosen, Anteil der Leistungsbezieher nach dem SGB II, Anteil der Sozialgeldbeziehenden, Anteil der Erziehungshilfe an allen Kindern und Jugendlichen, Anteil der Ermittlungsverfahren nach dem Jugendgerichtsgesetz, Anteil Alleinerziehender an allen Haushalten. Anhand dieser Datenlage lässt sich auch in unserer Stadt ein Trend zur sozialen Segregation (Getrenntsein) feststellen. Daran zeigt sich auch, dass in Quartieren/Stadtteilen in denen Verbände, Vereine und Organisationen gut vernetzt zusammenarbeiten, das soziale Auseinanderklaffen deutlich geringer ist, was u. a. auch einer homogeneren Bevölkerungszusammensetzung geschuldet ist (Statistische Bezirke, die im Folgenden unter c) genannt sind).

 

Wohnungsnot oder die Zunahme von sozialen Gegensätzen bildet sich besonders in den Stadtteilen mit einer hohen Sozialquote ab. Folgt man den Fürther Erhebungen zur Sozialquote können drei Kerntypen von Stadtteilen, genauer gesagt, von statistischen Bezirken charakterisiert werden:

 

a)     Statistische Bezirke mit  hoher sozialer Problemintensität: Innenstadt, Stadtpark/Stadt-grenze, Hardhöhe, Scherbsgraben/Billinganlage, östliche und nördliche Südstadt;

 

b)     Statistische Bezirke mit mittlerer sozialer Problemintensität die in ihren Gebieten sowohl Merkmale von a) als auch von b) besitzen = klassische Mischgebiete:
Schwand/Eigenes Heim, Ronhof/Kronach, westliche Südstadt, Kalbsiedlung/Weikershof;

und

c)     Statistische Bezirke mit niedriger sozialer Problemintensität:
Poppenreuth, Unterfarrnbach, Sack, Stadeln/Mannhof, Dambach/Unterfürberg, Oberfürberg, Burgfarrnbach/Atzenhof und Vach.

 

Aus Sicht von Ref. IV geht es darum, die Vereinsarbeit der unter c) genannten Statistischen Bezirke weiterhin zu unterstützen und zu stärken.

Für den Arbeitsansatz „Stadtteilkoordination“ sind die unter a) und b) genannten Bezirke geeignet, in denen es bereits Ansätze von Gemeinwesenarbeit gibt, da sie auf Grund ihrer Sozialstruktur einen Bedarf für unterstützende Maßnahmen aufweisen. Das heißt, in diesen Stadtteilen wird es auch darum gehen, die Vereinsarbeit zu unterstützen, denn sie spielt eine sehr wichtige Rolle bei der Stärkung des sozialen Zusammenhalts vor Ort.

 

Zu konstatieren ist, dass die aktuell vorhandenen Netzwerkstrukturen sich stark auf die Zielgruppe der Seniorinnen und Senioren konzentrieren, was im Sinne eines generationsübergreifenden Ansatzes nicht ausreichend ist, jedoch der aktuellen Förderlandschaft in diesem Feld geschuldet ist. Diese Fördermöglichkeiten gilt es, zunächst auszuschöpfen, um verantwortlich mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen.

 


Vor diesem Hintergrund schlägt Referat IV vor, den Handlungsansatz „Stadteilnetzwerk“ in den nachfolgend genannten Quartieren/Stadtteilen aufzubauen, abzusichern, zu verstetigen:

 

 

4.     Aktuelle Bestandaufnahme

 

Südstadt

Hier betreibt der Caritasverband Fürth das Stadtteilprojekt für Senioren mit Nachbarschaftstreff mit dem Titel "In der Heimat wohnen". Dieses Projekt bietet einen Beratungsstützpunkt für die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers/Stadtteils und die Mieterinnen und Mieter einer Wohnanlage. Hier sind zwei Diplom-Sozialpädagogin organisierend und unterstützend tätig. Zu ihren Aufgaben gehört auch die Vernetzung im Gemeinwesen durch den "Runden Tisch - Südstadt". Ziel ist es, den Bewohnerinnen und Bewohnern durch wohnortnahe Hilfe das Leben in den eigenen vier Wänden zu erhalten bzw. zu erleichtern. Der Nachbarschaftstreff ist in erster Linie für Seniorinnen und Senioren, für Interessierte und Unterstützer einer l(i)ebenswerten Nachbarschaft gedacht.

 

Hardhöhe

Der Runde Tisch Hardhöhe hat bereits eine lange Tradition und seit seiner Entstehung hat die Kommunikation und Abstimmung von Institutionen, Vereinen, Verbänden und engagierten Persönlichkeiten viel dazu getan, dass sich das Klima und der Zusammenhalt dort verbessert hat. Das Projekt der Diakonie Fürth mit dem Namen GeH Hin! steht für ein Gemeinwesenprojekt, dessen Ziel es ist, durch vielfältige Angebote und soziale Netzwerke zu einem lebendigen Stadtteil beizutragen. Dabei sollen vor allem auch Menschen in das Stadtteil-Leben integriert werden, die bisher nicht daran Teil hatten. Das Projekt bietet Soziale Beratung und Unterstützung, entwickelt Stadtteilprojekte und versteht sich als "Netzwerkknüpfer".

 

Ein weiteres Projekt zur Stadtteilentwicklung ist das Projekt "Selbstbestimmt Leben im Alter", gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration in Trägerschaft der Stadt Fürth bei dem die folgenden Ziele angestrebt werden: alle im Quartier/Stadtteil zu beraten (Lotsendienste), entsprechende Hilfen anzubieten bzw. zu vermitteln, Beratungen und Prozesse zu dokumentieren, den Zusammenhalt im Stadtteil zu stärken, Netzwerkarbeit zu organisieren, soziale Projekte zu initiieren. Es richtet sich in erster Linie an Seniorinnen und Senioren.

 

Eigenes Heim/Schwand

Für diesen Stadtteil entwickelt derzeit das Diakonische Werk Fürth ein Konzept. Alle relevanten Informationen zum Quartier/Stadtteil wurden gesammelt und die Bedarfe vor Ort ermittelt. Die daraus abgeleitete Projektidee verfolgt folgende zentrale Ziele: Wohnortnahe Beratung und Begleitung von Seniorinnen und Senioren, Entwicklung einer tragende sozialen Infrastruktur und die Schaffung eines wertschätzenden gesellschaftlichen Umfelds. Zur Erreichung dieser Ziele will die Diakonie ein Quartiersbüro (Treffpunkt und Anlaufstelle) aufbauen, eine/n Stadtteilkoordinator/in einsetzen, über einen Runden Tisch ein Stadtteilnetzwerk aufbauen, Gruppenangebote ermöglichen, Informationsveranstaltungen durchführen und einen Planungsstammtisch für Bürgerinnen und Bürger einrichten.


 

Oststadt

Das Quartier/Stadtteil ist von der Bewohnerschaft her „zweigeteilt“: Preiswerterer Mietwohnraum einerseits in Richtung Nürnberger Straße, eher hochpreisiges Wohnen Richtung Pegnitz-aue. In der Vergangenheit gab es hier keine Initiativen für Stadtteilarbeit. Das ist jetzt anders:

Das Projekt "Spiegelfabrik" verknüpft die Idee von gemeinschaftlichem Generationenwohnen mit dem Aufbau eines koordinierten Stadtteilnetzwerks. Neben dem generationsübergreifenden und innovativen Wohnprojekt in privater Trägerschaft, soll ein Nachbarschaftsbüro/ Mehrgenerationentreff auf dem Gelände entstehen. In Vereinsträgerschaft soll eine Anlaufstelle der Versorgung, Kommunikation und des Miteinanders entstehen. Diese Auslaufstelle / dieser Treffpunkt ist offen für alle Generationen, mit einer multifunktionale Nutzung von Sozialberatung bis zum Kulturangebot oder dem Handwerkskurs. Die Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements steht im Zentrum und bedarf nur eines kleinen professionellen Kerns. Die Zusammenarbeit mit dem Freiwilligenzentrum, dem Mütterzentrum und anderen Anlaufstellen in anderen Stadtteilen wird angestrebt. Durch die Integration in das Wohnprojekt gibt es viele Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren.

Referat IV empfiehlt daher, als Netzwerkraum den Ankauf eines 70 qm-Raumes mit Nutzungsoption für die Gemeinschaftsflächen im Projekt „Spiegelfabrik“ (Ankaufs-Kosten ca. 275 000 € plus laufende jährliche Nebenkosten. Hierzu wird ein gesonderter Beschluss im Wirtschafts- und Grundstücksausschuss / Stadtrat gefasst.

 

Ronhof

Der Stadtteil Ronhof ist ebenfalls ein eher heterogener Stadtteil. Einerseits geprägt durch Eigenheime und andererseits durch konzentrierten sozialen Wohnungsbau mit entsprechenden sozialen Schieflagen. Bislang gab es in diesem Stadtteil keine Initiativen zur Entwicklung von stadtteilbezogenen Aktivitäten. Auch hier entwickelt das Diakonische Werk Fürth auf der Basis einer Stadtteilanalyse eine angepasste Konzeption, vergleichbar mit dem Vorhaben im Eigenen Heim/Schwand.

 

Innenstadt

Die Fürther Innenstadt, Programmgebiet im Rahmen des Bund-Länder-Förderprogramms "Die Soziale Stadt" ist sowohl innerstädtisches Zentrum mit zentraler Versorgungsfunktion, als auch ein stark verdichtetes Wohngebiet mit hoher sozialer Belastung. In den letzten Jahren werden hier jedoch Aufwertungstendenzen sichtbar und wirksam. Von der sozialen Versorgung bietet die Innenstadt verschiedenste soziale Anlaufstellen und themenbezogene Netzwerke, die jedoch gesamtstädtisch ausgerichtet sind.

 

Im Rahmen des Mehrgenerationenhauses des Mütterzentrums werden allerdings wichtige Aktivitäten zur nachbarschaftlichen Hilfe angeboten, wie z. B. Tauschring, Hausaufgabenbetreuung, "Leih-Omas", Großelternpatenschaften, Kurse und Veranstaltungen. Das Mütterzentrum nimmt insbesondere Familien in den Blick und allein lebende Seniorinnen und Senioren in der Innenstadt.

 

Das innerstädtische Netzwerk wird durch das neue "Soziale Zentrum" in der Hirschenstraße erweitert. Das "Soziale Zentrum" beheimatet nun die Wärmestube, den Fürther Treffpunkt und das Sozialkaufhaus "Die Fundgrube". Es bietet eine Anlaufstelle für Nachbarschaftshilfe, soziale Beratung, das Angebot von Frühstück und Mittagstisch sowie einen offenen Treffpunkt. Der Ansatz "Runder Tisch Fürther Innenstadt" konnte bislang noch nicht nachhaltig etabliert werden.

 


 

5.     Ziele eines Koordinierten Stadtteilnetzwerks

 

Jedes Quartier/jeder Stadtteil hat eigene Herausforderungen. D. h., es braucht individuelle Lösungen, je nach den spezifischen Bedarfen vor Ort. Ziel der Stadtteilkoordinatoren/ Stadtteilkoordinatorinnen ist es, in Zusammenarbeit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Stadtteils und verschiedenen Institutionen, den Stadtteil zu einem lebendigen Lebensraum zu entwickeln, der für alle Menschen eine Heimat ist, in dem sie gerne wohnen, mit dem sie sich identifizieren und der sie auffängt, wenn sie alleine sind und ohne fremde Hilfe nicht mehr zurecht kommen. Quartierspolitik fördert so Teilhabe, Zusammenhalt und Lebensqualität.

 

Die Stadtteilkoordinatoren/Stadtteilkoordinatorinnen sollen erreichen, dass

 

·           Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils aktiviert und beteiligt werden,

·           die Nachbarschaft durch gegenseitige Hilfe gestärkt wird und sich die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner erhöht,

·           die Kooperationen zwischen Institutionen und Einrichtungen vor Ort verbessert werden,

·           sich eine generationenübergreifende Gemeinschaft im Stadtteil entwickelt und das „Wir-Gefühl“ gestärkt wird.

 

 

6.     Aufgaben eines Stadtteilkoordinators/ eine Stadtteilkoordinatorin

 

Die Stadtteilkoordinatoren/Stadtteilkoordinatorinnen sind als Ansprechpartner im Stadtteil präsent. Sie beraten, nehmen Anfragen und Anregungen entgegen, koordinieren und fördern bürgerschaftliches Engagement, unterstützen die Einrichtungen vor Ort bei der Verbesserung ihrer Zusammenarbeit in den Stadtteilen und bilden eine Brücke zwischen der Verwaltung und Bürgerinnen und Bürgern.  Dabei steht keine besondere Zielgruppe im Vordergrund. Adressaten der Netzwerkaktivitäten sind Menschen aller Altersgruppen, verschiedenster Herkunft und Kultur, Bedürftige und sozial Bessergestellte sowie Hauptamtliche und Ehrenamtliche.

 

Konkret haben die Koordinatorinnen und Koordinatoren die folgenden Aufgaben:

·           Überblick bekommen und behalten über Angebote, Strukturen und den Aufbau des Stadtteils in den Bereichen: Bildung und Soziales, Kultur und Stadtentwicklung, Bau und Umwelt. Wahrnehmen und Formulieren von Entwicklungen, Veränderungen und möglichen Problemen im Stadtteil

 

·           Aktivierung und Unterstützung der Bürgerschaft bei der Entfaltung bürgerschaftlichen Engagements

 

·           Ansprechperson sein für Bürgerinnen und Bürger, für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung sowie für die Gremien des Fürther Stadtrates und Lotse für die Bürgerinnen und Bürger sein und den passgenauen Zugang zu ermöglichen für die vielfältigen Beratungs-, Bildungs- und Unterstützungsangebote in Fürth

 

·           Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern bei Entscheidungsprozessen im Stadtteil und Mitwirkung bei (Stadtteil-)Projekten, Aktionen und Veranstaltungen


 

7.     Perspektiven

 

In den Quartieren/Stadtteilen ist die Sicherung einer langfristigen Arbeitsstruktur in Form von Stadtteilkoordinatorinnen/Stadtteilkoordinatoren notwendig, um vor Ort gemeinsam mit Bewohnerinnen und Bewohnern, Verwaltung und Politik die Entwicklung der Quartiere/Stadtteile aktiv zu gestalten und die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Akteurinnen zu koordinieren.

Es wird vorgeschlagen, in den kommenden Jahren Schritt für Schritt in den vier unter 3. a) aufgezeigten Stadtteilen Südstadt, Hardhöhe/Scherbsgraben/Billinganlage, Oststadt und Innenstadt generationsübergreifende Koordinierte Stadtteilnetzwerke aufzubauen, abzusichern, zu verstetigen. Hierbei sind externe Projekt-Fördermittel vorrangig auszuschöpfen.

 

Die Finanzierung einer Mindestausstattung der Stadtteilkoordination/des Stadteilnetzwerkes mit Personal und Sachmitteln sollte langfristig unabhängig von einzelnen Förderprojekten sichergestellt werden. Um die Gesamtkoordination für diese sozialräumlichen Entwicklungs-politiken sicherzustellen, braucht es eine institutionalisierte Anbindung der jeweiligen Stadtteil-koordinatorinnen/Stadtteilkoordinatoren der Wohlfahrtsverbände an die Stadtverwaltung, z. B. in Form einer Fachstelle für Stadtteilentwicklung/-Management, damit die kommunale Gesamtverantwortung und Steuerung für diese Prozesse gewährleistet ist. Da für die Umsetzung dieser Ziele eine enge Kooperation mit Wohlfahrtsverbänden / freien Trägern nötig ist, wird vorgeschlagen, entsprechende Leitungsvereinbarungen abzuschließen, falls ein städtischer Zuschuss gewährt wird.

 


Finanzierung:

 

Finanzielle Auswirkungen

jährliche Folgelasten

 

 

nein

x

ja

Gesamtkosten

     

 

nein

x

ja

     

Veranschlagung im Haushalt

 

x

nein

 

ja

Hst.      

Budget-Nr.      

im

 

Vwhh

 

Vmhh

wenn nein, Deckungsvorschlag:

Die Inanspruchnahme von städtischen Haushaltsmitteln für den laufenden Betrieb der Koordinierten Stadtteilnetzwerke ist in 2017 nicht zu erwarten.