Betreff
Empfehlung des Nachhaltigkeitsbeirats: Unabhängige Beratungsstelle für Energie und Klimaschutz
Vorlage
BMPA/0810/2021
Art
Beschlussvorlage - SB
Untergeordnete Vorlage(n)

Der Umweltausschuss begrüßt die Planungen für eine unabhängige Beratungsstelle für Energie und Klimaschutz im Referat III und greift die Empfehlung des Nachhaltigkeitsbeirates auf, indem er die bisherige Arbeit an dieser Beratungsstelle anerkennt, wertschätzt, unterstützt und gerne durch evtl. erforderliche Gremienbeschlüsse beschleunigt. Doppelstrukturen sind auch hier zu vermeiden und die Federführung soll weiterhin bei Referat III liegen.


Der Nachhaltigkeitsbeirat der Stadt Fürth hat bei seiner Sitzung am 14. Januar 2021 folgende Empfehlung an den Stadtrat bei 17 anwesenden, stimmberechtigten Mitgliedern einstimmig ohne Enthaltungen beschlossen:

 

Unabhängige Beratungsstelle für Energie und Klimaschutz

Der Nachhaltigkeitsbeirat empfiehlt, dass die Stadt Fürth eine unabhängige Energieberatungsagentur anstößt, wie aktuell in Entwicklung. Diese sollte zu den Themen Sanieren, Dämmen, Solar, Erneuerbare Energien und Heizung beraten. Handwerk, infra und weitere Fachleute sollten einbezogen werden. Sinnvolle Bausteine für die Agentur sind aufsuchende Beratung, staatlich geförderte Energie-Checks der Verbraucherzentralen, Fortbildungen für lokale Handwerker und Schornsteinfeger sowie ein Kompetenznetzwerk für Gebäudesanierungen mit lokalen Partnerunternehmen. Die Energieberatungsagentur soll auch zwischen den Anforderungen des Denkmalschutzes und den Möglichkeiten ökologischer Sanierungsmaßnahmen vermitteln und die Sozialverträglichkeit der Maßnahmen berücksichtigen.

 

Die vorbereitenden Aktivitäten im Amt für Umwelt, Ordnung und Verbraucherschutz für eine Beratungsstelle für Energie und Klimaschutz als vorgezogene Maßnahme im Integrierten Klimaschutzkonzept begrüßt der Nachhaltigkeitsbeirat deshalb ausdrücklich.

 

Die Mitglieder des Nachhaltigkeitsbeirats führten ihre Empfehlung mit weiteren Hinweisen aus:

 

Ein wichtiger Schritt für mehr Klimaschutz im Baubereich ist eine unabhängige Energieberatung, z.B. in Kooperation mit Verbraucherberatungen. Die Infra hat einige Angebote, allerdings werden nicht mehr so viele BürgerInnen erreicht wie früher, da nicht mehr alle BürgerInnen als KundInnen angesprochen sind. Eine unabhängige Beratungsstelle für Energie und Klimaschutz sollte folgende Themenbereiche abdecken:

 

Die effektive stadtteilbezogene aufsuchende Beratung wie in Nürnberg und vielen anderen Städten gibt es in Fürth nicht. Eine Beratung mit quartierbezogenen aufsuchenden Werbeaktionen für energetische Sanierung und Dachflächen-PV kann die energetische Sanierungsquote durch direkte, systematisch vorbereitete Ansprache von Hauseigentümern deutlich erhöhen. Ehrenamtliche geschulte Werber könnten einbezogen und öffentlich beworbenen Tage des "offenen Hauses für regenerative Energie“ veranstaltet werden, bei denen Eigentümer über ihre Erfahrung mit Photovoltaik, Solarthermie etc. die Nachbarschaft informieren.

 

Heizungsbauer, Energieberater und Schornsteinfeger leisten fachliche Beratung, auch bezüglich stetig veränderter nichtfossiler Heiztechnologien, passender Planung von Solarthermie-Anlagen, Wärmepumpen. Fortbildungen für Fachleute vor Ort sind deshalb wichtig.                                                       (Analyse https://www.ioew.de/projekt/handwerker_als_gestalter_der_waermewende_change/, für Schornsteinfeger www.schoedl-projekt.de).

 

Ein Kompetenznetzwerk für Gebäudemodernisierung ist ein lokaler Zusammenschluss von Handwerkern, Architekten, Ingenieuren, Planern und Energieberatern, um Klimaschutz vor Ort umzusetzen und die Wertschöpfung aus der Gebäudesanierung vor Ort zu halten. Wenig Geldeinsatz der Stadt reicht für den Beginn der Initiative. Vorbild kann das Solinger Kompetenznetz sein (https://rp-online.de/nrw/staedte/solingen/netzwerk-soko-gebaeude-nimmt-die-arbeit-auf_aid-20515059) . Über die Beratungsstelle und das Projekt SDGs „go local“ könnte das Netzwerk starten.

 

Mit den staatlich geförderten Energie-Checks der Verbraucherzentrale können viele private Haus- und Wohnungseigentümer für Klimaschutzmaßnahmen gewonnen werden. Im Landkreis Erlangen-Höchstadt wurden 2020 knapp 200 Vor-Ort-Beratungen / Gebäudechecks (Strom-, Wasserverbrauch und Heizungsanlage, baulicher Wärmeschutz und Eignung für erneuerbare Energien) plus viele weitere Beratungen in Beratungssprechstunden in Rathäusern durchgeführt. Kosten: 0 Euro für die Kommune, 30 Euro für Ratsuchende für 2 Stunden Beratung mit Kurzbericht, finanziert wurde über Fördermittel. Zusätzlich fanden 250 weitere Checks in Bubenreuth bei insgesamt 1.300 Wohngebäuden in Form der Energiekarawane statt. Die Kosten lagen bei 250 x 30 Euro = 7.500 €. Damit wurde eine Steigerung der Sanierungsquote von ~1% auf 5-10 % pro Jahr in den jeweiligen Gebieten erreicht. Laut den Evaluationen der Verbraucherzentrale werden nach einer Beratung häufig mehrere 10.000 Euro in Energieeinsparmaßnahmen investiert. (https://www.verbraucherservice-bayern.de/themen/energie/energieberatung)

 

Die Energieberatung sollte auch soziale Zielsetzungen haben. Energetische Sanierungsmaßnahmen müssen sozialverträglich gestaltet werden, um damit die Akzeptanz zu verbessern. Die Regelung, dass ein erheblicher Teil der Modernisierungskosten zeitlich unbefristet auf die Jahresmiete aufgeschlagen werden darf, führt in der Praxis zu hohen Mietpreissteigerungen (sichtbar auch wieder im neuen Mietspiegel der Stadt Fürth). Die Mietsteigerung durch die Umlage der Modernisierungskosten darf möglichst nicht höher sein als die die (Heiz-) Kostenersparnis für die Mieterinnen und Mieter.

 

Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, dass diese Maßnahmen die Kommunen vergleichsweise wenig kosten, aber sehr viel für den Klimaschutz erreichen.

 


Finanzierung:

 

Finanzielle Auswirkungen

jährliche Folgelasten

 

 

nein

x

ja

Gesamtkosten

Je nach Konzept     

x

nein

 

ja

     

Veranschlagung im Haushalt

 

x

nein

 

ja

Hst.      

Budget-Nr.      

im

 

Vwhh

 

Vmhh

wenn nein, Deckungsvorschlag: Die Finanzierung wird gemeinsam mit dem Konzept erst entwickelt und anschließend im Haushalt veranschlagt.

 


Auswirkungen ökol. Zukunftsfähigkeit