Betreff
Vorlage zur Anfrage der SPD Stadtratsfraktion vom 16.12.2020 - Maßnahmen gegen die Tigermücke
Vorlage
OA/0449/2021
Aktenzeichen
III/OA
Art
Beschlussvorlage - AL
Untergeordnete Vorlage(n)

Entfällt, da Kenntnisnahme


Die Maßnahmen der Verwaltung gegen die Asiatische Tigermücke stützen sich auf die Säulen

-       Beobachtung,

-       aktive Reduzierung des Bestandes sowie

-       Information und Stärkung der Eigenverantwortung

und werden im Folgenden näher beschrieben.

 

Ausgangslage:

Im Sommer 2019 wurden erstmals einzelne Exemplare der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) in der Stadt Fürth nachgewiesen. Festgestellt wurde das Vorkommen dieser Mückenart durch Einsendungen von Fürther Bürger*innen beim sogenannten Mückenatlas, einem Projekt zur Artbestimmung von Stechmücken des Friedrich-Löffler-Instituts (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit) und des Leibnitz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung e.V. (ZALF). All diese Einsendungen stammten aus dem Bereich der Kalb-Siedlung zwischen Europaallee, Magazinstraße, Gerhart-Hauptmann-Straße und John-F-Kennedy-Straße. Dieser Bereich stellt durch die beiden Kleingartenanlagen und die weitläufigen Gärten der Kalb-Siedlung ein ideales Verbreitungsgebiet der Asiatischen Tigermücke dar. Durch zahlreiche Wassergefäße (Regentonnen, Untersetzer, Gießkannen, Vogeltränken, usw.) findet die Asiatische Tigermücke dort zahlreiche deren Fortpflanzung begünstigende Wasserflächen vor.

 

Die Asiatische Tigermücke stammt ursprünglich aus Südostasien und wird seit Jahrzehnten durch den globalen Reise- und Handelsverkehr verschleppt. Die zunehmende Klimaer-wärmung begünstigt auch deren Ansiedelung in hiesigen Breiten (vgl. Stark, Niedrig u.a., Die Auswirkungen des Klimawandels, Deutsches Gesundheitsblatt 2009, S. 1 ff.). In Deutschland wurden Tigermücken bereits in Thüringen, Baden-Württemberg, Hessen und Bayern nachgewiesen. Asiatische Tigermücken unterscheiden sich von den heimischen Stechmückenarten dadurch, dass sie ihre Wirte vor allem tagsüber stechen, dabei zeichnen sie sich auch durch eine besondere Hartnäckigkeit aus. Sie sind als Überträger von Krankheitserregern wie beispielsweise Dengue- oder Gelbfieber bedeutsam und können Chikungunya-, Zika- oder West-Nil-Viren übertragen. Allerdings trägt die Mücke diese Krankheitserreger nicht von Natur aus in sich. Zum Überträger dieser Erreger wird die Asiatische Tigermücke nur, wenn sie vorher einen infizierten Menschen sticht, der bereits diese Erreger im Blut hat. Diese Gefahr ist in Deutschland als sehr gering einzustufen; aus der Stadt Fürth wurden dem Landratsamt Fürth/Gesundheitsamt bisher keine dieser Krankheiten gemeldet.

 

Um frühzeitig eine weitere Ausbreitung in der Region zu verhindern, sind Bekämpfungsmaß-nahmen, die grds. jede Person durchführen kann, wichtig. Um den Mücken das Brüten und somit die Vermehrung zu erschweren, sollten künstliche Wasseransammlungen wie etwa in Blumentopfuntersetzern, ungenutzten Gießkannen oder Eimern vermieden werden. Regentonnen sollten abgedeckt, Wasser in Vogeltränken oder Planschbecken regelmäßig ausgetauscht werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Bekämpfung mit biologischen Mitteln. Der dafür eingesetzte Eiweißwirkstoff wird aus dem Bakterium Bacillus thuringiensis israelensis (BTI) gewonnen und tötet Mückenlarven ab. Das Mittel ist in Tablettenform für die Anwendung in Haus und Garten (beispielsweise für Regentonnen) erhältlich.

 

Monitoring in der Stadt Fürth:

Das Landratsamt Fürth/Gesundheitsamt wurde in Vorgesprächen hinsichtlich der möglichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit eingebunden. Mit Stellungnahme vom 29.06.2020 wurde als präventive Maßnahme dringend empfohlen, die bereits jetzt bestehende Population zu beseitigen oder zumindest klein zu halten, um präventiv ein erhöhtes Aufkommen von Krankheiten, die durch die Tigermücke übertragene Erreger verursacht werden können, zu verhindern oder zumindest zu reduzieren.

 

Um mehr über die Verbreitung der Asiatischen Tigermücke im Stadtgebiet zu erfahren, veranlasste die Stadt Fürth im Jahr 2020 ein sogenanntes Mückenmonitoring durch eine einschlägige Fachfirma. Die hierbei gewonnenen Daten lieferten wertvolle Informationen über das Ausbreitungsmuster und helfen dabei, gezielt Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung des Insekts treffen zu können. Auf Grund der ersten Ergebnisse des Monitorings wurde dieses in einer zweiten Phase ab Herbst 2020 räumlich auch auf angrenzende Bereiche ausgedehnt.

 

Es konnte aufgezeigt werden, dass es sich in Fürth um eine etablierte und reproduzierende Population der Asiatischen Tigermücke handelt. Wegen der Eigenschaft der Asiatischen Tigermücke als potentielle Überträgerin von Krankheitserregern ist neben der weiteren professionellen Überwachung eine aktive Bekämpfung erforderlich.

 

Im Rahmen des Monitorings werden verschiedene Insektenfallen eingesetzt. Diese werden im Vergleich zu herkömmlichen Fallen mit CO2 und einem Lockstoff betrieben („BG-Pro“), so dass ein besonders breites Artenspektrum von adulten Stechmücken und anderen Blut saugenden Insektenarten wie Gnitzen und Kriebelmücken erfasst werden kann. Mit Hilfe der ebenfalls eingesetzten „BG-GAT“-Fallen werden Brutstätten speziell der Tigermücke imitiert. Die in die Falle gelockten Mücken bleiben an einer speziellen Klebefläche hängen. Diese werden bei der Analyse der Fangproben ausgewertet. Durch den Einsatz beider Fallentypen kann ein besonders flächendeckendes Monitoring stattfinden. Dies ist wissenschaftlich gut belegt und in zahlreichen Publikationen dokumentiert (siehe: www.biogents.com). Im Rahmen des Monitorings wurden 8 Monitoringeinheiten (jeweils 1 BG-Pro plus 3 BG-GATs) sowie 12 weitere BG-GATs betrieben. Die aufgestellten Fallen dienen nicht nur dem Monitoring der Asiatischen Tigermücke sondern stellen auch eine erste und effektive Bekämpfungsmaßnahme dar.

 

Durch das Amt für Umwelt, Ordnung und Verbraucherschutz wurde eine spezialisierte Schädlingsbekämpfungsfirma mit der Durchführung weiterer Maßnahmen beauftragt. Potentielle Brutstätten wurden geleert, Regentonnen mit Mückennetzen abgedeckt und mit BTI behandelt. Zudem wurde Öffentlichkeitsarbeit über das Internet und Veröffentlichungen in der Stadtzeitung betrieben. Gemeinsam mit dem Stadtverband der Kleingärtner wurden Begehungen durchgeführt und Maßnahmen im Bereich der Kleingartenkolonien abgestimmt. Jede*r Pächter*in einer Kleingartenanlage sowie jeder Haushalt in dem betreffenden Bereich wurde persönlich eingehend über das Vorkommen der Asiatischen Tigermücke und erforderliche Vorsorgemaßnahmen in Kenntnis gesetzt und aufgerufen, diese im eigenen Verantwortungsbereich tunlichst zu beachten.

 

Weiteres Vorgehen:

Ab dem Frühjahr 2021 soll das Monitoring in den Kleingartenanlagen Süd I, Süd II, Süd IV und des Gartenbauvereins 1897 e.V., sowie der Kalb-Siedlung fortgesetzt werden. Das Monitoring soll das Ausmaß der Überwinterung erfassen und die Größe der Population feststellen. Die Fangproben werden ausgezählt und nach Arten analysiert. Ausgewertet werden alle adulten Stechmücken und andere blutsaugenden Insekten. Die Fangproben werden an 7 aufeinanderfolgenden Monaten (beginnend im April) genommen. Gleichzeitig dient es dazu, die Bekämpfungsmaßnahmen von unabhängiger Seite zu überwachen und gegebenenfalls anzupassen. Des Weiteren werden in einem bestimmten Radius um die bereits bestehende Population weitere Monitoringfallen aufgestellt, um die Ausbreitung in den an das Untersuchungsgebiet angrenzenden Bereichen zu dokumentieren. Hier können die Fallen nach Bedarf versetzt bzw. mit weiteren BG-GAT Fallen ergänzt werden. Die Fallen sollten bis zur Schwabacher Straße, Flößaustraße, Waldstraße und Höfener Spange platziert werden.

 

Die im Jahr 2020 eingeleiteten Bekämpfungsmaßnahmen werden fortgeführt. Das Amt für Umwelt, Ordnung und Verbraucherschutz wird fortwährend über die Ergebnisse des Monitorings informiert, um bei Bedarf weitere Bekämpfungsmaßnahmen in die Wege leiten zu können. Die Fallen bleiben das ganze Jahr über an ihren Standorten.

 

In den Kleingartenkolonien ist aufgrund der Vielzahl von Wassergefäßen ein starker Nährboden für die Verbreitung der Tigermücke vorhanden. Aus diesem Grund wurden und werden auch hier die vordringlichen Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt.

 

Um die Bekämpfungsmaßnahmen unter Einbeziehung der Kleingärtner*innen zielführend zu unterstützen, sollen die vorhanden Kleingartenordnungen angepasst werden. Es ist vorgesehen, den Umgang mit Wassergefäßen etc. neu zu regeln, um künftig der Tigermücke keine bzw. nur sehr geringe Möglichkeit zur Eiablage zu bieten.

 

Ein wesentliches Ziel der Stadt Fürth ist dabei, die Bürgerschaft und insbesondere die Pächter*innen von Kleingärten durch Veröffentlichungen und Informationen weiter für diese Thematik zu sensibilisieren und eigenverantwortliches Handeln zur Unterstützung der städtischen Bekämpfungsmaßnahmen zu fördern.

 

 

Bisheriger Mittelaufwand 2020/2021:

 

Erstes Monitoring                                           16.100,80 €

Erweitertes Monitoring                  6.240,80 €

Erstbekämpfung 2020                   41.754,20 €

Erweitertes Monitoring 2021                      25.381,63 €                       

 

Für einen weitergehenden Einblick in die bisherigen Maßnahmen wird auf den beigefügten Monitoringbericht Bezug genommen.

 


Finanzierung:

 

Finanzielle Auswirkungen

jährliche Folgelasten

 

 

nein

X

ja

Gesamtkosten

200.000

 

nein

 

ja

     

Veranschlagung im Haushalt

 

 

nein

X

ja

Hst. 5020.6360.0000

Budget-Nr. 32000

im

X

Vwhh

 

Vmhh

wenn nein, Deckungsvorschlag:

 


Bericht zum Monitoring 2020