Der Bau- und Werkausschuss und der Stadtrat nimmt Kenntnis von den Auswirkungen verschiedener Lüftungskonzeptionen beim Neubau von Schulgebäuden.
Der Bau- und Werkausschuss empfiehlt/ der Stadtrat beschließt die Lüftungskonzeption für den Neubau von Schulgebäuden in jedem Projekt differenziert und einzeln zu betrachten.
I.
Anlass
einer allgemeinen Abwägung von Lüftungskonzepten
Beim Neubau von Schulen werden seit
einiger Zeit grundsätzlich Fragen zu Innenraumlufthygiene und nachhaltiges
Bauen gestellt. Das Umweltbundesamt hat hierzu 2017 ein Empfehlungspapier „Anforderungen
an Lüftungskonzeptionen in Gebäuden-Teil I: Bildungseinrichtungen“ erarbeitet.
Dieser Abwägungsprozess zwischen einer
mechanischen Lüftung und natürlichen (Fenster-) Lüftung wird zum Beispiel in
München differenziert für jeden Schulneubau einzeln geführt.
Diese grundsätzliche Entscheidung steht
für die derzeit in Planung befindlichen großen Schulbauten Heinrich-Schliemann-
und Helen-Lange- Gymnasium an und wird in zwei weiteren Beschlussvorlagen zur
Abstimmung den Gremien vorgelegt.
II.
Vor-
und Nachteile der beiden Lüftungskonzeptionen beim Neubau von Schulen
Für viele Räume im Schulbau sind Lüftungsanlagen, aufgrund Ihrer Nutzung und Raumgeometrie, immer erforderlich. Die folgende Tabelle untersucht daher Räume (meist Klassenzimmer) bei denen der Verzicht auf eine technische Lösung denkbar ist. In der Tabelle werden Vorteile einer Hybrid-Lüftungskonzeption (Lüftungsanlage mit ergänzender Fensterlüftung, Nachtlüftung) unter der Spalte „mechanische Lüftung“ angeführt.
Vor- und Nachteile |
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mechanische Lüftung |
natürliche Lüftung |
+ Gewährleistung von guten Raumluftbedingungen Sicherstellung eines niedrigen CO2-Gehaltes
(<1000ppm) und damit einhergehend auch eine bessere Raumhygiene
(niedrigeres Infektionsrisiko durch Bakterien und Viren). Anm: Fenster
müssen nicht zwangsweise geschlossen sein; Der Nutzer kann auch bei
Lüftungsanlagen aktiv Einfluss nehmen und Fenster öffnen. Jedoch ist es
ratsam, um die Vorteile einer mechanischen Lüftung auszunutzen, die Nutzer
entsprechend einzuweisen. Hybridlösungen
bieten diese Möglichkeit, einer unterstützenden Fensterlüftung, an. |
-
Gewährleistung
von guten Raumluftbedingungen nur durch technische Hilfsmittel und starke
Nutzereinbindung möglich CO2-Ampeln
und häufige Fensterlüftung (ca. alle 20 Minuten!) auch während der
Unterrichtsstunde notwendig; Sehr
starke Nutzereinbindung zwingend erforderlich; |
+ Keine
organisatorischen Maßnahmen durch den Nutzer erforderlich |
- Organisatorische
Maßnahmen der Nutzer zwingend erforderlich (z.B. Stundenwechsel, Pausen) |
+ Standortunabhängig Keine
Störungen durch Lärm von außen während dem Unterricht (z.B. Straßenverkehr) Keine
Beeinflussung der Luftqualität durch beispielsweise Abgase. |
- Standortabhängige Beurteilung notwendig - Lärmbelästigung aus der Umgebung während
dem Unterricht; - Luftqualität durch Umgebung beeinflusst Bei stark befahrenen Straßen kann es somit sinnvoll
sein eine Fensterlüftung auszuschließen |
+ Wärmerückgewinnung durch Wärmetauscher (Einfluss auf
GEG-Standard) |
- Hoher Lüftungswärmeverlust bei Fensterlüftung |
+ Gewährleistung
der Feuchteregulierung Entfeuchtung
der Räume durch Lüftung gewährleistet; Dies ist bei heutiger dichter Bauweise
notwendig um Schimmel zu vermeiden |
- Eine Entfeuchtung
der Räume kann nicht sichergestellt werden |
+/- Thermische
Behaglichkeit durch den
Nutzer nicht beeinflussbar; Lüftungsanlagen
führen oft zu Unzufriedenheit bei einigen Nutzern. So klagen einige Personen
über z.B. Zugerscheinungen, Schallbelästigung Temperaturspitzen
im Sommer können über (automatische) Nachtlüftung die thermische
Behaglichkeit verbessern (Hybrid-Lüftung). |
+/- Thermische
Behaglichkeit durch den
Nutzer beeinflussbar; Probleme
hinsichtlich Behaglichkeit können auch bei Fensterlüftung vorliegen. So
verursacht die Fensterlüftung schwankende Raumtemperaturen und Zugluft. Temperaturspitzen
im Sommer können über (automatische) Nachtlüftung die thermische
Behaglichkeit verbessern. |
+/- Gestalterischer
Einfluss - Höhere
Raumhöhen - Schächte
notwendig -
Hybridlösungen; großer Einfluss auf Fassadengestaltung (z.B. für
Nachtlüftung) |
+/- Gestalterischer
Einfluss -
Fensteröffnungen in ausreichender Größe (ca. 1/8 der Grundfläche) notwendig - großer
Einfluss auf Fassadengestaltung (z.B. für Nachtlüftung) |
+/- Hoher
Energieaufwand für den
Betrieb (Strom aus PV-Anlage oft nicht ausreichend) |
+ Kaum
Energieaufwand für
technische Anlagen |
- Feuchterückgewinnung Bei
winterlicher trockener Luft kann eine Nachsteuerung zur Feuchterückgewinnung
notwendig sein (Befeuchtungsgeräte). |
+ Feuchterückgewinnung Winterliche
trockene Luft im Raum kann der Nutzer über die Fensteröffnung selbst
regulieren. |
- Hoher
Planungsaufwand und
sorgfältige Inbetriebnahme zur Sicherstellung einer Nutzerzufriedenheit |
+/- Planungsaufwand für eine dynamische
Gebäudesimulation |
- Hoher
Wartungsaufwand/ Bauunterhalt (z.B. Filtertausch) |
+ Nahezu
wartungsfrei |
- Hohe
Investitions- und Betriebskosten für technische Anlagen und Bau |
+ Niedrige
Investitions- und Betriebskosten (lediglich
ausreichend Fensteröffnungen) |
|
|
Die in der Tabelle genannten
Argumente sind zum Teil dem Empfehlungspapier des Arbeitskreises Lüftung am
Umweltbundesamt entnommen.
III. Zusammenfassung
Energieeffizienz:
Die Erfahrungen aus anderen Kommunen mit Lüftungsanlagen zeigen, dass durch den erhöhten Strombedarf zum Betrieb der Lüftung der Primärenergieaufwand nicht sinkt.
Luftqualität:
Eine Lüftung über Fenster allein reicht für eine gute Innenluftqualität nicht aus. Der Arbeitskreis Lüftung empfiehlt daher eine Konzeption bestehend aus Grundlüftung über mechanische Lüftungsanlagen und Zusatzlüftung über Fenster in den Pausen, eine hybride Lüftung.
Entscheidung für den Neubau von Schulen:
Die Entscheidung für eine Lüftungsanlage ist somit eine Entscheidung für die Sicherstellung der notwendigen Luftqualität. Der Standort einer Schule spielt bei der Bewertung eine große Rolle und kann eine alleinige natürliche Lüftung ausschließen.
Finanzierung:
Finanzielle
Auswirkungen |
jährliche
Folgelasten |
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|
nein |
|
ja |
Gesamtkosten |
€ |
|
nein |
|
ja |
€ |
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Veranschlagung
im Haushalt |
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|
|
nein |
|
ja |
Hst.
|
Budget-Nr. |
im |
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Vwhh |
|
Vmhh |
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wenn
nein, Deckungsvorschlag: |
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keine