Betreff
Unternehmensbefragung der Stadt Fürth 2020 "Schwerpunkt Auswirkungen der Coronapandemie"
Vorlage
AWS/0113/2021
Art
Beschlussvorlage - SB
Referenzvorlage

Der Wirtschafts- und Grundstücksausschuss nimmt den Vortrag des Wirtschaftsreferenten zustimmend zur Kenntnis und spricht sich für die vorgeschlagenen Handlungsempfehlungen zu den Themenbereichen Standortsicherung, Fachkräftesicherung und Digitale Infrastruktur aus.

 

Die Verwaltung wird beauftragt diese Themenbereiche zu prüfen und geeignete Maßnahmen zur Unterstützung der Fürther Wirtschaft zu erarbeiten.


Das Amt für Wirtschaft und Stadtentwicklung führt in regelmäßigen Abständen Unternehmensbefragungen durch, um die Aufgaben der Wirtschaftsförderung an die Bedürfnisse der Betriebe anpassen zu können. Umfassende Befragungen hatte die Stadt zuletzt 2016 und 2019 durchgeführt.

Durch die ausgebrochene Corona-Pandemie 2020 kam es zu einem einschneidenden Ereignis für die Fürther Wirtschaft. Daher wurde ergänzend bzw. aufbauend auf die Befragung 2019 im Herbst 2020 die Befragung „Auswirkungen der Corona Pandemie“ durchgeführt. Im Zusammenarbeit mit der Firma GEFAK Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung mbH wurden die Betriebe gebeten, sich an der Onlinebefragung (Zeitraum Oktober bis Mitte November 2020) zu beteiligen. Es wurden dabei branchenübergreifend rund 2700 Fürther Betriebe zu einer Vielzahl an Themenfeldern (Auswirkungen der Corona Pandemie auf die Betriebe, Entwicklungspläne, Flächenbedarf, Fachkräfte (z.B. Kurzarbeitergeld), Kooperationen, Nachhaltigkeit sowie Anforderungen an die Wirtschaftsförderung) befragt.

502 Betriebe beteiligten sich an der Online-Befragung. Dies ergibt eine Beteiligungsquote von 18,7 Prozent. 2019 hatte die Befragung eine Rücklaufquote von 25,7 %, allerdings erfolgte die Befragung kombiniert schriftlich und online.

 

Standortsicherung:

Durch die Betreuung der Corona-Hotline, sowie Rückmeldungen der Betriebe in der laufenden Beratung kristallisierte es sich heraus, dass einige Betriebe finanziell die Krise wohl nicht meistern können. Durch die Befragungsergebnisse der Unternehmensbefragung 2020 wurde dies zusätzlich untermauert. 70 % der befragten Betriebe verspürten negative allgemeine Auswirkungen durch die Corona Krise.  Diese Situation wurde durch den weiteren Lockdown noch verschlechtert. AWS erwartet für 2021/22 eine Insolvenzwelle. So geht der Industrie- und Handelskammertag (BIHK) e.V. und das ifo Institut für Wirtschaftsforschung von einer Insolvenzquote von 5 – 15 % aus. Das hier benötigte umfangreiche und zeitintensive Beratungsangebot kann personell von AWS nicht geleistet werden. Um die Betriebe bestmöglich zu unterstützen, wird eine Task Force benötigt, welche ein Netzwerk an Partnern (Kammern, Banken, Unternehmensberater, Arbeitsagentur) aufbaut. Zusätzlicher Personalbedarf bei AWS besteht insbesondere im Ausbau der wirtschaftsspezifischen Fördermittelberatung und der Eruierung von entsprechenden Umsetzungsmaßnahmen. Zudem wird erhöhter Handlungsbedarf bei der Vermittlung von freigestellten Mitarbeitenden aus insolventen Betrieben in Kooperation mit anderen Fachstellen gesehen. Denn die Befragung zeigt auch, dass viele Betrieben die Corona Pandemie mehr oder weniger unbeschadet meistern konnten bzw. können und auf der Suche nach Fachkräften sind. Gerade hier gilt es, mit geeigneten Maßnahmen und engem Kontakt zu anderen Fachbehörden gezielt und umfassend zu unterstützen.

 

Fachkräftesicherung:

Auch die Befragung 2020 zeigte, dass die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte nach wie vor zu den wichtigsten Standortfaktoren in Fürth zählt. Hauptzielgruppen sind dabei immer noch Auszubildende, technische Facharbeiter und Fachkräfte mit medizinisch-sozialer Ausbildung.

Im Bereich Ausbildung zeigt die Befragung, dass das Angebot an Ausbildungsplätzen insgesamt zurückgegangen ist. Einerseits war 2020 wegen der unsicheren wirtschaftlichen Entwicklung die Ausbildungsbereitschaft einiger Betriebe eingeschränkt. Andererseits war auch die erfolgreiche Suche nach passenden Bewerbern durch die Rahmenbedingungen (Ausfall von Berufsinfotagen, Azubimessen, Praktika) erschwert. Die 75 Betriebe, die Ausbildungsstellen nicht besetzen konnten, aber weiterhin bzw. erstmalig Interesse an Ausbildung haben, werden im Februar durch die Ausbildungslotsen kontaktiert und beraten. Ziel ist es zudem, die 112 Betriebe, welche Angebote für Studierende haben, sowie die 214 Betriebe, die Praktikumsplätze für Schüler*innen anbieten zu kontaktieren, damit die Angebote auf dem kostenlosen Arbeitgeberportal www.joberfolg.fuerth eingestellt werden. 

Da der Rückgang an Ausbildungsplätzen absehbar war, entwickelte das Amt für Wirtschaft und Stadtentwicklung bereits im Frühjahr 2020 ein Konzept für ein digitales Berufsmarketing. Firmen werden regelmäßig über einen Infobrief der Ausbildungslotsen über ausbildungsrelevante Themen informiert - z.B. Bewerbungsgespräche über Live Chat. Die Plattform joberfolg.fuerth.de wurde durch eine Kartenansicht erweitert, damit die Schüler*innen auf einen Blick das Angebot in Ihrer Nähe finden können. Aktuell wird die Plattform joberfolg.fuerth.de und das Projekt Ausbildungslotsen durch Radio- wie auch Printwerbung unterstützt. Auf Facebook und Instagram werden die Ausbildungsangebote der KKU durch die Ausbildungslotsen beworben.

Um die Betriebe wie auch die Schüler*innen in den Abschlussklassen zu unterstützen wurde das Pilot-Projekt Onlinebewerberbuch «talentefinden.fuerth» im Dezember gestartet. Das Projekt wurde bereits im letzten WGA vorgestellt. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Sobald der Unterricht wieder möglich ist, werden die Schüler*innen der Kooperationsschulen ihre persönlichen Bewerberprofile erstellen. Die Betriebe bekommen dann die Möglichkeit, nach geeigneten Bewerber*innen Ausschau zu halten.

Als weitere unterstützende Maßnahme wurde im Dezember 2020 ein Konzept für eine Online-Azubimesse entwickelt. Der Messezeitraum wurde auf 01.03.-05.03.2021 festgelegt, damit selbst bei Wechselunterricht, die Schüler*innen gemeinsam mit den Lehrkräften auf Berufserkundung gehen können. Die Messe ist online frei zugänglich und auch für die Nutzer kostenlos. So haben auch Eltern die Möglichkeit, gemeinsam mit Ihrem Kind die Angebote am Nachmittag oder Abend zu sichten. 70 Betriebe haben sich für die kostenlose Online-Azubimesse angemeldet, vom kleineren Handwerksbetrieb bis hin zu den größeren Arbeitgebern in Fürth. Jeder Betrieb hat einen virtuellen Messestand, wo neben Informationen zu den Ausbildungsangeboten auch Bilder und Videoclips eingestellt werden können. Ab 01.03.2021 ist die Messe unter www.azubimesse.fuerth.de online gestellt. Für Herbst 2021 ist eine weitere Online-Azubimesse mit weiteren Modulerweiterungen wie z.B. Live Chat angedacht.

Durch das digitale Berufsmarketing soll die zu erwartende Anzahl der unversorgten Ausbildungsbewerber*innen in Fürth minimiert und die Bildungsaspiration gestoppt werden.

 

Digitalisierung

Die Initiierung und Koordination des Ausbaus der digitalen Infrastruktur im Stadtgebiet liegt federführend bei AWS. Die Stadt Fürth hat bereits mit zwei Förderverfahren in den Jahren 2016 und 2019 im Rahmen der Bayer. Breitbandrichtlinie den Ausbau des schnellen Internets forciert. Insgesamt wurden 1 Mio. Euro Fördermittel vom Freistaat Bayern und der Stadt Fürth investiert. Nach Abschluss des 2. Verfahrens werden mit dieser Maßnahme 2.241 Haushalte, deren Anschluss für die Netzbetreiber nicht rentabel ist, über schnelles Internet verfügen. Grundsätzlich wird eine Grundversorgung mit mind. 30 Mbit/s im gesamten Stadtgebiet erreicht. Neben der Durchführung der Förderverfahren begleitet AWS eng den eigenwirtschaftlichen Ausbau der Netzbetreiber. Ziel ist der zügige Ausbau des Glasfasernetzes in Wohn- und Gewerbegebieten. Hierzu finden u.a. zahlreiche Koordinierungsgespräche mit den Fachdienststellen und Netzbetreibern statt sowie die Vorbereitung und der Versand von Unternehmens- und Bürgerinformationen zum geplanten Ausbau. Für das Jahr 2021 plant die Telekom konkret den Ausbau des Glasfasernetzes im Innenstadtbereich für rd. 15.000 Haushalte. Zwei weitere Bereiche sind vorgesehen.

AWS ist die zentrale Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger sowie Gewerbetreibende zu Fragen des Ausbaus des schnellen Internets und Förderprogrammen für Unternehmen zur Digitalisierung. Im Jahr 2020 fragten zusätzlich zu den Anrufen 50 Bürgerinnen und Bürger bzw. Gewerbetreibende per Mail an. Jede Anfrage muss von AWS individuell geprüft und – z. T. in Abstimmung mit dem Netzbetreiber und anderen Fachdienststellen – beantwortet werden.

Den Kommunen stehen derzeit mit dem Breitbandprogramm des Bundes und der Gigabit-Richtlinie des Freistaates Bayern zwei Förderprogramme zur Verfügung. Ziel der Förderung sind Glasfaseranschlüsse bis zum Gebäude (FTTB). Die Nutzung der FTTC-Technologie („Glasfaser bis zum Straßenrand“) ist nicht mehr förderfähig. AWS wird weiterhin den eigenwirtschaftlichen Ausbau der Netzbetreiber unterstützen, um diesen im Sinne der Standortsicherung soweit wie möglich voranzutreiben. Zum jetzigen Zeitpunkt muss davon ausgegangen werden, dass mittelfristig nicht alle unterversorgten Bereiche mit Hilfe der Förderprogramme und der notwendigen Ko-Finanzierung durch die Stadt an das Glasfasernetz angebunden werden können. Daher wird abgewartet, welche unterversorgten Gebiete im Stadtgebiet langfristig von den Netzbetreibern nicht ausgebaut werden. Danach kann die Inanspruchnahme von Förderprogrammen des Freistaats Bayern und des Bundes zur weiteren Erschließung des Stadtgebiets geprüft werden.

Die Kommunen sind gem. Telekommunikationsgesetz verpflichtet, ihre vorhandenen digitalen Daten der städtischen Infrastruktur, welche für den Breitbandausbau mitgenutzt werden können, im Infrastrukturatlas der Bundesnetzagentur zu veröffentlichen. AWS hat die Koordination zwischen den Fachdienststellen vorgenommen und auf Wunsch der Fachdienststellen des Baureferats die offenen Punkte für die Datenlieferung aufbereitet und bis zur Beschlussfassung durch den WGA vorbereitet.

Neben dem Breitbandausbau gewinnt der Mobilfunkausbau/ 5G zunehmend an Bedeutung, da die Netzbetreiber diesen im Bundesgebiet seit 2021 verstärkt forcieren. Hieraus ergeben sich für AWS weitere Aufgaben, wie bspw. die Unterstützung der Mobilfunknetzbetreiber bei der Standortsuche, damit verbundene Abstimmungen mit anderen Fachdienststellen und städtischen Versorgungsbetrieben, der Austausch mit den Netzbetreibern zu aktuellen Marktentwicklungen, die Bürger- und Unternehmensinformation und die Betreuung von Unternehmens- und Bürgeranfragen (z.B. zu Ausbauplanungen, Aufklärung zur elektromagnetischen Strahlung).

 

Überdies plant und organisiert AWS in 2021 in Kooperation mit NIK e.V. eine Veranstaltung für Unternehmen zu den Themen Digitalisierung im Unternehmen, Datenschutz und IT-Sicherheit. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation ist die Terminierung und die Wahl des Veranstaltungsformats (Präsenz- oder Hybridveranstaltung) noch in Absprache.

 

Fazit

Insgesamt gesehen hat das Wirtschaftsreferat zum jetzigen Zeitpunkt eine ganze Reihe an Maßnahmen für die Fürther Unternehmen als auch zur Ausbildungs- und Fachkräftesicherung initiiert. Die Unternehmensbefragung zeigt aber auch auf, dass noch eine ganze Reihe an wünschenswerten bzw. dringend notwendigen Maßnahmen erforderlich sind, um die Fürther Wirtschaft in und nach der Krise zu unterstützen. Das Personal im Wirtschaftsreferat arbeitet bereits jetzt am absoluten Anschlag, um die negativen Auswirkungen der Coronakrise auf die Fürther Unternehmen abzumildern. Darüber hinaus wird künftig das Thema nachhaltiges Wirtschaften eine große Bedeutung erlangen (müssen). AWS ist hierzu bereits in engem Kontakt und Austausch. Aus der Abschlusskonferenz „Fürth im Übermorgen“ und dem Nachhaltigkeitsbeirat kristallisierten sich insbesondere die Themenbereiche „HUB für nachhaltiges Gründen“ und „Umstellhilfen für bestehende Unternehmen“ als zentrale Punkte heraus. Die unter Standort- und Fachkräftesicherung notwendigen Zusatzaufgaben sowie die an sich wünschenswerten und notwendigen Themenbereiche und Entwicklungen zum Thema nachhaltiges Wirtschaften sind mit dem vorhandenen Personalstamm nicht mehr zu begleiten bzw. mitzuentwickeln und umzusetzen. Eine zeitnahe Aufstockung des Personalstammes erscheint deshalb – zunächst auch befristet – dringend notwendig.


Finanzierung:

 

Finanzielle Auswirkungen

jährliche Folgelasten

 

X

nein

 

ja

Gesamtkosten

     

 

nein

 

ja

     

Veranschlagung im Haushalt

 

 

nein

 

ja

Hst.      

Budget-Nr.      

im

 

Vwhh

 

Vmhh

wenn nein, Deckungsvorschlag:

 


Auswertungsbericht Unternehmensbefragung