Der Stadtrat nimmt das Konzept für die Fachstelle „TANDEM“ innerhalb von JgA zustimmend zur Kenntnis.

 

Er begrüßt die Fortsetzung von TANDEM ab dem 01.07.2016 als Projekt für den Fall einer erneuten Bewilligung von Fördergeldern durch das StMAS.

 

Fließen keine weiteren Fördergelder durch das StMAS, beschließt der Stadtrat zunächst die Weiterführung des Projekts für 6 Monate bis zum 31.12.2016 gemäß dem vorgelegten Konzept.

 

Laut StMAS wird derzeit eine Gesetzesänderung im SGB II vorbereitet, wonach der Beratungsansatz des Projekts noch in 2016 gesetzlich verankert wird. Die sich hieraus ergebenden Rahmenbedingungen werden baldmöglichst dem Stadtrat vorgestellt, sodass dann über die dauerhafte Implementierung der Fachstelle „TANDEM“ in die Regelstruktur der Stadt Fürth beraten und beschlossen werden kann. 


Das Projekt „TANDEM - Jugendhilfe und Jobcenter stärken gemeinsam berufliche und gesellschaftliche Teilhabechancen von Eltern und Kindern im SGB II“ wird seit dem 01.07.2010 durchgeführt und dauert noch bis zum 30.06.2016. Diese Vorlage beschreibt die modifizierte Weiterführung des Projekts als „Fachstelle TANDEM“ über den 30.06.2016 hinaus. Zielsetzung ist, das innovative Projekt einer nachhaltigen Struktur innerhalb der Stadt Fürth zuzuführen, um den betroffenen Menschen dauerhaft neue Zukunftsperspektiven eröffnen zu können. Der Entwurf des Konzepts ist als Anlage beigefügt.

 

Die derzeitige Förderung des Projekts aus dem Arbeitsmarkfonds der Bay. Staatsregierung endet zum 30.06.2016. Obwohl sich das Sozialreferat beim StMAS aktiv um weitere Fördergelder bemüht, muss zum heutigen Stand davon ausgegangen werden, dass ab dem 01.07.2016 keine Fördermittel mehr zur Verfügung stehen. Sollten uns innerhalb der nächsten Wochen anderslautende Informationen aus dem StMAS erreichen, werden wir den Stadtrat erneut informieren.

 

Die organisatorische Zuordnung der Fachstelle „TANDEM“ soll statt im Sozialreferat im Amt für Kinder, Jugendliche und Familien erfolgen. Damit rückt die Fachstelle inhaltlich näher an die Fachdienste im Jugendamt. Durch diese Zuordnung und den – nach derzeitigem Stand – Wegfall der Fördergelder entfällt auch die Stelle der Buchhaltung, da diese Aufgaben ggf. nach Prüfung einer Stundenerhöhung dort bereits beschäftigter Verwaltungskräfte in der Verwaltung des Amts für Kinder, Jugendliche und Familien getätigt werden. Sollten wider Erwarten Fördergelder fließen, muss hierüber neu entschieden werden.

 

Die Stadt Fürth hat durch den Zuzug von geflüchteten Menschen neue Herausforderungen zu bewältigen. Der Anteil von Familien mit Kindern nimmt zu und wird aufgrund des Familiennachzugs weiter steigen. Erste Erfahrungen im Jobcenter zeigen, dass viele Familien eine vergleichsweise hohe Zahl an Kindern haben. Der soziale und berufliche Unterstützungsbedarf in diesen Familien ist hoch. Deswegen erweitern wir die Zielgruppe der Fachstelle TANDEM um die neu in Fürth lebenden anerkannten Flüchtlingsfamilien, die in besonderer Weise einer Unterstützung bedürfen.

 

 

Die Zielgruppe besteht aus Familien oder Alleinerziehenden mit Kindern,

  • die in der Stadt Fürth wohnen,
  • die Leistungen nach dem SGB II (Arbeitslosengeld 2) beziehen,
  • die einen intensiven sozialintegrativen Beratungsbedarf aufweisen,
  • die einen hohen Bedarf zur beruflichen und gesellschaftlichen Integration haben,  (neu)
  • in denen mindestens ein Familienmitglied grundsätzlich in der Lage ist, einer Arbeit nachzugehen.

 

 

Die Zielsetzungen bleiben,

  • die betroffenen Familienmitglieder psychosozial zu stabilisieren
  • Erziehungskompetenzen der Eltern zu stärken
  • individuelle Hemmnisse abzubauen
  • die erwachsenen Familienmitglieder (wieder) an den Arbeitsmarkt heranzuführen, indem ihnen neue berufliche Perspektiven aufgezeigt werden. Verfolgt wird die Aufnahme einer Beschäftigung mindestens eines Familienmitglieds.
  • den Kindern und Jugendlichen ein gelingendes Aufwachsen zu ermöglichen und sie in ihrer persönlichen und schulischen Entwicklung zu fördern
  • und neu: den geflüchteten und in Fürth bleibenden Menschen gesellschaftliche Strukturen und Wege der Integration aufzuzeigen

 

 

Das pädagogische Konzept beruht weiterhin auf einem ganzheitlichen, interdisziplinären Beratungsansatz unter Einsatz von SozialpädagogInnen und einer Psychologin. Im Hinblick auf die Zielgruppe handelt es sich um ein niederschwelliges, präventives Angebot mit dem Ansinnen, neben den Erwachsenen auch die Kinder und Jugendlichen zu erreichen, um ihnen zu einem besseren Aufwachsen zu verhelfen. Um die betroffenen Familien zur Wahrnehmung des Beratungsangebots zu motivieren, erfolgt der Zugang auf freiwilliger Basis.

 

 


Unsere Zielsetzungen haben wir wie folgt erreicht:

 

 

1. Zielsetzung: Arbeitsmarktintegration

Im ersten Projektabschnitt vom 01.07.2010 – 30.06.2013 erfolgten in insgesamt 46 Bedarfsgemeinschaften (BG) mindestens eine sozialversicherungspflichtige Arbeitsaufnahme, wovon 12 BG vollständig und 34 BG teilweise aus dem Leistungsbezug herausfielen.

Zum Stichtag 22.02.2016, also zweieinhalb Jahre später, bezogen von diesen Familien 25 BG kein Alg II mehr und 15 BG standen im ergänzenden Leistungsbezug. Nur 6 BG waren wieder arbeitslos.

 

Im zweiten Projektabschnitt ab 01.07.2013 erfolgten bis zum Stichtag 22.02.2016 bisher in 28 BG sozialversicherungspflichtige Arbeitsaufnahmen, wovon 15 BG ohne und 9 BG mit ergänzendem SGB II-Leistungsbezug sind.

 

Zusätzlich wurden 25 Personen in eine geringfügige Beschäftigung vermittelt, 6 Erwachsene und 8 Jugendliche nahmen eine Berufsausbildung auf, 26 Personen erhielten eine Qualifizierungs- und 178 Personen eine beschäftigungsfördernde Maßnahme des Jobcenters (siehe Anlage 2).

 

 

2. Zielsetzung: Stabilisierung der Familien

Für die Erwachsenen und die Kinder wurden individuelle, zielgerichtete Angebote wie z.B. Lernförderung, Schwimmkurse, Deutschkurse für Erwachsene, aber auch Bewegungs- und Gesundheitsangebote etc. umgesetzt, die den einzelnen Familienmitgliedern neue Perspektiven in allen Lebensbereichen eröffnen. Bisher konnten 138 Familien und 198 Erwachsene von den qualifizierenden und sozialintegrativen Förderangeboten des Projekts TANDEM profitieren und ihre beruflichen und gesellschaftlichen Chancen verbessern. 250 Kinder wurden individuell gefördert. Details siehe Anlage 3.

 

 

3. Zielsetzung: Vernetzung der Rechtskreise SGB II und SGB VIII

Die Schnittstellenarbeit zwischen den Rechtskreisen SGB II und SGB VIII wurde verbessert.

Im ersten Projektabschnitt fanden zusammen mit dem Evaluationsträger DJI projektbezogene Workshops mit allen Kooperationspartnern statt, um die Arbeitsbereiche des jeweiligen anderen kennenzulernen und Fragen der Zusammenarbeit zu klären. Gegenseitige Praxisbesuche der MitarbeiterInnen von Jobcenter und Amt für Kinder, Jugendliche und Familien stärkten das Kooperationsbündnis. Im zweiten Projektdurchgang wurden in der aus den Workshops entstandenen „AG Schnittstellen“ mit den Leitungen aus Jugendamt und Jobcenter konkrete Verfahrensabsprachen in Fragen der Leistungsgewährung und Sicherstellung der Kinderbetreuung getroffen.

Zudem entstand ein übergreifendes Fachkräftenetzwerk mit regionalen Netzwerkpartnern aus SGB II, SGB III, SGB VIII, Wirtschaft und des Gesundheitswesens. Prozesse der Zusammenarbeit wurden weiterentwickelt und verbindlich geregelt.

 

 

Finanzierung

Die Kostenkalkulation ist vorläufig und entspricht dem derzeitigen Entwicklungsstand der Fachstelle TANDEM ohne Fördergelder.

 

Jährliche Kosten

  • Personalausgaben:                                                                                                      306.000 €
  • Kostenaufwand zur Förderung der Kinder und Erwachsenen:    30.000 €
  • Sachkosten/Telefonie/EDV/Büromaterial/Medien                                         14.000 €

gesamt:                                                                                                                                            350.000 €

 

 


Fazit

 

1.

TANDEM leistet einen beachtlichen Beitrag zur Integration von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt. Die in beiden Projektabschnitten vergleichbare Eingliederungsquote, die aus sozialversicherungspflichtigen und geringfügigen Arbeitsaufnahmen sowie Aufnahmen von Berufsausbildungen besteht, lag bei TANDEM I bei 39% und beträgt zum Stichtag 31.12.2015 in TANDEM II 45%. Damit ist bewiesen, dass die Vermittlung in Arbeit nachhaltig gelingt.

 

2.

Die erfolgreiche Arbeitsmarktintegration führt zu erheblichen Haushaltsentlastungen in der Stadt Fürth. Berechnungen ergaben:

 

Die Stadt Fürth spart zukünftig voraussichtlich an Kosten der Unterkunft (KdU) pro Jahr mindestens

  • aus dem 1. Projektabschnitt (nachhaltige Zahlen)          269.337 €
  • aus dem 2. Projektabschnitt (bei Integrationen über 6 Mon. Dauer)     110.570 €

Insgesamt KdU:               379.907 €

 

Zuzüglich eine Einsparung von Kosten für Hilfen zur Erziehung (HzE)                     90.200 €

Insgesamt KdU und HzE:             470.107 €

 

Realistischerweise kann angenommen werden, dass die nachhaltigen Integrationen aus dem ersten Projektabschnitt und die länger als 6 Monate dauernden Arbeitsverhältnisse aus dem zweiten Projektabschnitt dauerhaft sind und die Stadt Fürth die dadurch eingesparten Kosten auch in Zukunft einsparen wird. Diese Annahme zugrunde gelegt, spart die Stadt zukünftig jährlich 379.907 €. Rechnet man den Kostenaufwand in Höhe von 350.000 € dagegen, refinanziert sich die Fachstelle „TANDEM“ nicht nur zu 100% selbst, sondern erwirtschaftet eine reale Haushaltsentlastung! Die Refinanzierungsquote nur durch die Einsparung von KdU beträgt 108%.

 

Zusätzlich können durch die präventive Arbeit der Fachstelle ambulante Hilfen zur Erziehung vermieden werden. Jede eingesparte Hilfe vermeidet Kosten der Jugendhilfe und trägt zu zusätzlichen Haushaltsentlastungen bei. Hochrechnungen ergaben eine jährliche Einsparung von 90.200 €. Wird diese Einsparung zu denen der KdU addiert, ergibt sich mit 470.107 € eine Refinanzierungsquote von 134% und eine Haushaltsentlastung für die Stadt Fürth von jährlich ca. 120.000 €!

 

Alle Berechnungen und Details zur Refinanzierung sind der Anlage 2 zu entnehmen.

 

3.

Wichtiger Baustein unserer Arbeit ist die Stabilisierung aller Familienmitglieder. Die von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Familien mit Kindern benötigen eine umfassende Unterstützung, um ihre oft verfestigten Lebensstrukturen aufbrechen zu können. Der Blick auf sowohl die Erwachsenen als auch die Kinder ist immens wichtig, um Armutskarrieren zu durchbrechen oder zu verhindern. Das rechtskreisübergreifende, niederschwellige, ganzheit­liche, präventiv ausgerichtete Beratungskonzept des Projekts TANDEM stellt hierfür den wissenschaftlich anerkannten und erfolgreichen Ansatz dar, die Multiprofessionalität mit einer Psychologin zusammen gar ein Alleinstellungsmerkmal. In beiden Projektabschnitten litten 36% der Erwachsenen und 23% der Kinder an diagnostizierbaren psychischen Auffälligkeiten.

 

Es gilt, diese Kinder und Erwachsenen auch weiterhin intensiv zu beraten, sozialintegrativ zu stabilisieren und zu fördern, damit diese Menschen nicht nur einen Beitrag zu ihrer persönlichen Weiterentwicklung erhalten, sondern mittel- bis langfristig auch zu gesellschaftlichen Gewinnen beitragen können.

 


Die Fachstelle zeichnet sich durch einen Beratungsansatz mit besonderen Merkmalen aus:

  • wertschätzend
  • intensiv
  • lebensweltorientiert, ganzheitlich, systemisch
  • multidisziplinär (sozialpädagogisch, psychologisch)
  • rechtskreisübergreifend (SGB II / SGB III, SGB VIII)
  • Blick auf alle Familienmitglieder (Erwachsene und Kinder)

 

Mit diesem Ansatz füllt die Fachstelle eine Lücke im Maßnahmeportfolio des Jobcenters Fürth Stadt, dessen Geschäftsführer Herr Meth sich für eine Verstetigung des Projekts ausspricht (vergleiche Anlage 1).

 

4.

Dass TANDEM ein äußerst erfolgreiches Projekt ist, bestätigt auch das noch immer anhal­tende immense politische und öffentliche Interesse an unserem Projekt. Es lohnt sich daher, dieses Projekt nach nunmehr sechs Jahren Laufzeit als Fachstelle in die Regelstrukturen der Stadt Fürth zu überführen und dauerhaft zu etablieren.

 

Die Mitarbeiterinnen des Projekts stehen mit Tatkraft und Engagement für eine dauerhafte Fortführung als Fachstelle zur Verfügung, weil alle von der Sinnhaftigkeit und den Erfolgen dieser Arbeit überzeugt sind. Denn es handelt sich nicht um irgendein Projekt. Es handelt sich um das bundesweit einmalige und äußerst erfolgreiche Projekt TANDEM!  


Finanzierung:

 

Finanzielle Auswirkungen

jährliche Folgelasten

 

 

nein

X

ja

Gesamtkosten

     

 

nein

X

ja

350.000 €

Veranschlagung im Haushalt

 

 

nein

X

ja

Hst.      

Budget-Nr.      

im

X

Vwhh

 

Vmhh

wenn nein, Deckungsvorschlag:

Refinanzierung durch eingesparte Kosten der Unterkunft

 


1.       Entwurf des Konzepts für die Fachstelle „TANDEM“

2.       Anlage 1 – Stellungnahme des Jobcenters Fürth Stadt

3.       Anlage 2 – Refinanzierung und Arbeitsmarktbilanz

4.       Anlage 3 – Auswertungen zur Familienförderung