Betreff
Umwidmung von Gewerbeflächen in Wohnbauflächen
Vorlage
AWS/037/2017
Art
Beschlussvorlage - SB

Der Wirtschafts- und Grundstücksausschuss nimmt die Ausführungen des Wirtschaftsreferenten zur Kenntnis. Zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes sollen künftig Umwandlungen von Gewerbeflächen in Wohnbauflächen nur noch im Ausnahmefall und in enger Abstimmung zwischen Baureferat und Wirtschaftsreferat erfolgen.

Im Bedarfsfall ist eine abschließende Entscheidung durch den Stadtrat herbeizuführen. 


Der Wirtschaftsbeirat der Stadt Fürth fordert mit Schreiben vom 11.05.2017 eine Grundsatzent­scheidung, wonach eine künftige Umwandlung von Gewerbeflächen in Wohnbauflächen ausge­schlossen werden soll. Das Wirtschaftsreferat unterstützt die Intention vollinhaltlich.

 

In den letzten Jahren hat der Siedlungsdruck durch Wohnbevölkerung insbesondere auf die Großstädte enorm zugenommen. Dies zeigt sich allein an den stark angestiegenen Einwohner­zahlen in der Stadt Fürth von rund 114.000 Einwohnern im Jahr 2010 auf nunmehr über 128.000 Einwohner mit Hauptwohnsitz zum 31.12.2016. Gleichzeitig ist ebenfalls das Ansied­lungs- bzw. Umsiedlungsinteresse von Unternehmen am Wirtschaftsstandort Fürth deutlich ge­wachsen. Trotz der Ausweisung neuer Gewerbegebiete wie Gewerbepark Hardhöhe-West kann das Ansiedlungsinteresse von auswärtigen Unternehmen derzeit in keinster Weise mehr befrie­digt werden. Hinzu kommen eine ganze Reihe an Bestandsunternehmen, die im Rahmen der vom Wirtschaftsreferat in Zusam­menarbeit mit der GEFAK Gesellschaft für angewandte Kom­munalforschung mbH durchgeführ­ten Unternehmensbefragung 2016 dringenden Umsiedlungs- bzw. Erweiterungsbedarf in den nächsten Jahren signalisiert haben. Von den 380 Betrieben, die sich an der Befragung beteiligt haben, haben mit 104 Betrieben mehr als ein Viertel einen quantifizierten Gewerbegrundstücks­bedarf von insgesamt 98.500 qm in den nächsten Jah­ren gemeldet. Kurzfristig, d.h. in den Jah­ren 2016 – 2018 suchen 26 Bestandsunterneh­men freie Gewerbeflächen in einer Größe von 71.650 qm. Hinzu kommen weitere Bedarfs­meldungen für Büro-, Lager-, Produktions- und Ver­kaufsflächen von insgesamt weiteren rund 72.000 qm. Allein diese quantifizierten Bedarfsmel­dungen von ansässigen Betrieben zeigen den enormen Bedarf an zusätzlichem Gewerbeflä­chenpotenzial. Durch die fast abgeschlos­sene Besiedlung des Gewerbegebietes Hardhöhe-West stehen in Fürth derzeit so gut wie keine freien Gewerbeflächen mehr zur Verfügung. Eine Aus­weisung bzw. Erschließung neuer Gewer­begebiete, z.B. im Bereich Main-/Rezatstraße, erscheint zumindest kurzfristig nicht realisierbar. Die noch verfügbaren Flächen im Golfpark mit rund 14 ha sind wegen geplanter Sanierungs­maßnahmen ebenfalls kurzfristig nicht vermarktbar. Zudem sind die dortigen Flächen auf be­stimmte Nutzungsmöglichkeiten eingeschränkt. Demzufolge müssen noch vorhandene Gewer­bebrachen bzw. Gewerbeobjekte, die in der Regel bereits erschlossen und gut an den Öffentli­chen Nahverkehr angebunden sind, verstärkt einer gewerblichen Nachnutzung zugeführt wer­den.

Die exorbitante Zunahme der Einwohnerzahlen mit gleichzeitig steigendem Bedarf an Arbeits­plätzen führt seit Jahren zu einer Verstärkung der Auspendlerzahlen und damit einer Schwä­chung der Wirtschaftskraft des Standortes  Fürth. Das Amt für Statistik und Stadtforschung der Städte Nürnberg und Fürth hat bei einer Pendleranalyse für Nürnberg und Fürth 2004 – 2014 zwar ein erfreulich starkes Bevölkerungswachstum und eine 20 %-ige Zunahme der sozialversi­cherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort festgestellt, jedoch ist im selben Zeitraum die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort und der Einpendler nahezu unver­ändert geblieben. Wesentlich stärker gestiegen ist hingegen die Zahl der Auspendler: Ein Drittel mehr Beschäftigte als noch 2004 suchten 2014 eine Arbeitsstätte außerhalb von Fürth auf. Gab es 2004 noch einen leichten Einpendlerüberschuss von 12 Beschäftigten je 1000 Einwohner, so zeigt sich ab 2005 ein kontinuierlich steigender Auspendlerüberschuss, der 2014 bei 60 Be­schäf­tigten je 1000 Einwohner lag. Dies bedeutet, dass Fürth zwar als Wohnstandort deutlich an Be­deutung gewonnen hat, gleichzeitig die Bedeutung als Wirtschaftsstandort nicht in glei­chem Maße zugenommen hat. Zwar konnte dieser Trend durch die Schaffung von rund 4.000 neuen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen in den Jahren 2015/2016 abgeschwächt werden, jedoch verzeichnete Fürth 2015 immer noch einen deutlichen Auspendlerüberschuss von 6.485 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern (Zahlen 2016 liegen noch nicht vor). Im Ge­gensatz zu Fürth verzeichnen die Nachbarstädte Nürnberg und ins­besondere Erlangen einen deutlichen Einpendlerüberschuss. Da Auspendler i.d.R. einen Großteil ihres täglichen Bedarfs außerhalb ihres Wohnstandortes decken, verzeichnet Fürth diesbezüglich einen hohen Kauf­kraftabfluss, der insbesondere dem Fürther Einzelhandel fehlt. Ziel muss es demnach künftig sein, Fürth als Wirtschaftsstandort weiter zu stärken und mit der Ansiedlung neuer bzw. der Expansion bestehender Unternehmen zusätzliche innovative und zukunftsfähige Arbeitsplätze zu generie­ren. Eine Umnutzung bestehender Gewerbestandorte in Wohnbebauung konterka­riert diese Ziele und führt zu einer Schwächung des Wirtschaftsstandortes Fürth.

Dieser Tendenz muss aus Sicht des Wirtschaftsreferates mit aller Macht entgegengesteuert wer­den. Demzufolge ist die Intention des Wirtschaftsbeirates, eine Grundsatzentscheidung herbei­zuführen, wonach künftig eine Umwandlung von Gewerbeflächen in Wohnbebauung nur noch im absoluten Ausnahmefall erfolgen soll, vollinhaltlich zu begrüßen und zur Stär­kung des Wirtschafts­standortes unabdingbar. Gleichzeitig muss zudem die Ausweisung neuer Gewerbeflächen inten­siviert und vorangetrieben werden.

 


Finanzierung:

 

Finanzielle Auswirkungen

jährliche Folgelasten

 

x

nein

 

ja

Gesamtkosten

     

 

nein

 

ja

     

Veranschlagung im Haushalt

 

x

nein

 

ja

Hst.      

Budget-Nr.      

im

 

Vwhh

 

Vmhh

wenn nein, Deckungsvorschlag: