Entfällt, da Kenntnisnahme.

 

Einleitung

 

Seit dem 11. Februar 2016 trägt die Stadt Fürth den Titel „Fairtrade Stadt“. Dieser Titel ist sowohl als Auszeichnung für die Bemühungen der Stadt Fürth zu verstehen, als auch als Auftrag, sich weiter für gerechten und nachhaltigen Handel einzusetzen.

 

Mit Beschluss vom 27.06.2016 beauftragte der Umweltausschuss die Verwaltung, die alle zwei Jahre fällig werdende Titelerneuerung anzustreben. Diese Titelerneuerung wurde nun im November 2017 beantragt. Dafür musste aufgezeigt werden, dass alle Bedingungen, die zur erstmaligen Titelvergabe geführt haben, weiterhin erfüllt werden:

 

·         Gültiger Ratsbeschluss zur Unterstützung des fairen Handels

·         Aktive Steuerungsgruppe

·         Fairtrade Produkte in Gastro- und Einzelhandelsbetrieben

·         Fairtrade Produkte in Vereinen, Kirchen, Schulen

·         Berichterstattung in örtlichen Medien zu Fairtrade Town

 

Aus Sicht der Verwaltung sind diese Kriterien mehr als erfüllt worden, daher wird zuversichtlich auf den Ausgang des Titelerneuerungsverfahrens geblickt.

 

Ebenfalls mit Beschluss vom 27.06.2016 forderte der Umweltausschuss, weitergehende Ziele zu Verfolgen. Als solche wurden vorgeschlagen:

 

·         Verstärkte Implementierung des Fairtrade-Gedankens in der Verwaltung

·         Verstärkung und offensivere Ausrichtung der Öffentlichkeitsarbeit

·         Ausbau der Kontaktpflege zu den bestehenden Kooperationspartner*innen und Gewinnung weiterer Partner*innen

 

Diese Ziele dürfen für 2017 als erreicht angesehen werden. Der vorliegende Jahresbericht dient dazu, dies zu dokumentieren. Ferner wird ein Ausblick über die geplanten Ziele und Aktionen 2018 gegeben. Dabei wird ein Schwerpunkt sicherlich in der Beschaffung liegen. Denn: Mit Schaffung der Stelle „Koordinator für Kommunale Entwicklungspolitik“ (finanziert zu 90% aus Mitteln der Engagement Global gGmbH) setzte sich die Stadt Fürth das Ziel, bis Ende 2018 den Anteil an fairer Beschaffung deutlich zu erhöhen.

Sachstand

 

Steuerungsgruppe

 

Die Steuerungsgruppe ist der Zusammenschluss aktiver und engagierter Akteur*innen. Ihre Aufgabe ist es:

 

a)       Die Arbeit der Stadt Fürth in Sachen Fairtrade kritisch zu begleiten

b)      Anregungen für einen weiteren Ausbau der Fairtrade-Aktivitäten zu geben

c)       Zur Koordinierung und dem Austausch der Aktiven beizutragen

d)      Netzwerkbildung und Informationsaustausch zu Fördern

 

Die Steuerungsgruppe ist lebendig und vielfältig. Sie trifft sich einmal pro Quartal, in ihr vertreten sind Personen aus Politik (Stadtrat, Bezirk, Landtag, Bundestag), Verwaltung, Wirtschaftsförderung, Einzelhandel, Gastronomie, Bildung (Schulen, KiTas, Jugendeinrichtungen), Kirche, Zivilgesellschaft und Kunst.

 

Während der Treffen wurde ausführlich über Aktionen und Vorhaben diskutiert, etwa über faire Dienstbekleidung oder das Faire Einkaufsverzeichnis. Die Koordination der Steuerungsgruppe ging mit der Schaffung der Stelle „Koordinator für kommunale Entwicklungspolitik“ auf Philipp Abel (BMPA) über. Dieser übernimmt die Aufgabe von Angelika Schäff (OA). Er kümmert sich um Ladung, Protokoll, Archiv und Organisatorisches. Das nächste Treffen ist für den 17.01.2018 angesetzt.

 

Verstärkte Implementierung des Fairtrade-Gedankens in der Verwaltung

 

Koordinator Kommunale Entwicklungspolitik

In Zusammenarbeit mit dem Bürgermeisteramt und der Partnerschaftsbeauftragen, entstand die Idee die entwicklungspolitischen- und Fairtrade-Bemühungen der Stadt zu bündeln. Hierfür wurde ein Förderantrag an die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) gestellt, welcher angenommen wurde. Die Engagement Global gGmbH finanziert nun über die SKEW zu 90% eine Teilzeit-Anstellung, befristet auf zwei Jahre.

 

Ziel der Stelle ist es die Partnerschaftsprojekte mit der Gemeinde Midoun in Tunesien zu betreuen und als Fairtradebeauftragte*r bei der Stadt Fürth zu fungieren. Damit werden zum einen die Ehrenamtlichen unterstützt, die sich für die Fairtrade Stadt einsetzen. Ferner werden die mit dem Thema in der Verwaltung betrauten Personen entlastet. Außerdem werden Wissen und Kompetenzen zentralisiert und eine Ansprechmöglichkeit, sowohl intern als auch extern, geschaffen. Die Stelle wurde zum 15.08.2017 durch Philipp Abel besetzt und ist im Bürgermeister- und Presseamt angesiedelt.

 

Diese Stelle darf als Ausdruck dafür angesehen werden, dass Fürth sich seiner globalen Verantwortung bewusst ist und dieser auch gerecht werden möchte. Oberbürgermeister Dr. Jung betonte bereits mehrfach, dass die Schaffung besserer Lebensverhältnisse in den Ländern des globalen Südens dazu beitragen, Fluchtursachen zu beheben. Der faire Handel ist dabei ein wichtiges Instrument, denn er schafft gerechtere Handelsbeziehungen, stabilere Preise, geringere Umweltbelastung und vor allem Perspektiven.

 

Fortbildung für Auszubildende

Um die Implementierung des Fairtrade-Gedankens bei der Stadt voranzubringen, erhielten die neuen Auszubildenden der Stadt am 22.11.2017 einen Vortrag des Fairtradebeauftragten zur Rolle nachhaltigem Handelns in der Verwaltung. Der Vortrag wurde sehr gut angenommen und soll daher ab jetzt regelmäßig stattfinden.

 

Faire Beschaffung

Die infra hat sich bei Ausschreibung von Arbeitskleidung für zirka 200 Monteur*innen für fair gehandelte Dienstkleidung entschieden. Der Hersteller ist Mitglied der Fair-Wear-Foundation und des Fairtrade Cotton-Programms, sowie beim Bündnis Nachhaltige Textilien. Sobald die Bestellung ausgeliefert ist, soll sie der Öffentlichkeit präsentiert werden.

 

Öffentlichkeitsarbeit:

 

Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Fairtrade fand in vielen verschiedenen Formen statt. Dabei ist gerade die ehrenamtliche Arbeit der vielen engagierten Menschen und Organisationen der Stadtgesellschaft nicht zu unterschätzen. Mit jeder Aktion tragen sie zu einer weiteren Verbreitung des Fairtrade Gedankens bei.

 

Aber auch die Stadt Fürth trug zu einem breiteren öffentlichen Bewusstsein bei, durch:

 

·         Pressemitteilungen

·         Entwicklung eines monatlichen Newsletters (erste Ausgabe im Dezember 2017)

·         Artikel auf Homepage und in der Stadtzeitung

·         Regelmäßige Berichte über Läden und Betriebe in der Stadtzeitungsrubrik „Fürther Sahnehäubchen“

·         Erstellen des Aufklebers „Wir sind dabei“ für alle im „FairZeichnis“ gelisteten Betriebe

·         Erstellen (gemeinsam mit dem Welthaus) des Einkaufsführers „FairZeichnis“

 

Bemerkenswert ist, dass das „FairZeichnis“ 2017 insgesamt 48 Läden aufzeichnet, die faire Produkte im Sortiment führen, darunter auch einige Ketten mit mehreren Geschäften in der Stadt. Hinzu kommen mittlerweile 28 Gastronomiebetriebe, ebenfalls teilweise mit mehreren Filialen. Sehr erfreulich dabei ist, dass es im Gespräch gelungen ist die Leitung verschiedener städtischer Institutionen (wie Stadthalle, die Museen der Stadt, infra-Kantine oder Sparkasse) zu einem Wechsel hin zu fairen Produkten bewegen konnten.

 

Ein Archiv zur Berichterstattung rund um die Fairtrade Stadt Fürth wurde beim Fairtradebeauftragten angelegt.

 

Ausbau der Kontaktpflege zu den bestehenden Kooperationspartner*innen und Gewinnung weiterer Partner*innen

Vernetzung

Der Koordinator nahm an verschiedenen Netzwerktreffen teil und beförderte so einen Praxis- und Erfahrungsaustausch. Fürth ist seit Oktober Mitglied im erneut konstituierten Kreis „Faire Metropolregion Nürnberg“ und ebenfalls seit Oktober Mitglied im „Netzwerk Faire Beschaffung“. Es haben bereits Koordinierungsgespräche mit der Stadt Nürnberg und dem Landkreis Fürth über eventuelle Zusammenarbeiten stattgefunden. Die Städte Augsburg, Schwabach und Poing haben sich über die Fairtrade-Aktivitäten bei der Stadt Fürth erkundigt.

 

Fürth nahm 2017 zum ersten Mal am Wettbewerb „Hauptstadt des Fairen Handels“ teil. Leider ohne Preis, aber Fürth wurde bei der Veranstaltung als Akteur des Fairen Handels wahrgenommen und konnte mit anderen Akteuren in Kontakt treten. Eine erneute Bewerbung 2019 wird angestrebt.

 

Fairtrade School

Das Helene-Lange-Gymnasium befindet sich auf der Zielgeraden auf dem Weg zur Fair-Trade-School. Mit der Auszeichnung wird bald gerechnet. Im Rahmen der Bewerbung fanden viele Aktionen statt:

 

·         18.01.2017 – Fairer Infoabend

·         09.02.2017 – Fairtrade Rosenverkauf

·         24.02.2017 – Schüler*innen-Café wird Fair

·         18.03.2017 – Osterhasendemo: „Faire Eier ins Nest!“

·         17.05.2017 – Fairtrade-Vortrag für Schüler*innen aus Partnerschule Chomutov/Tschechien

·         23.09.2017 – Vortrag von Satyendra Khadgi aus Nepal über die Bedeutung des fairen Handels vor Ort

·         16.10.2017 – Faires Wissen und Faires Frühstück – Einführungsveranstaltung für 5. Klassen

 

Für Dezember ist zudem die Aufstellung eines „Fair-O-Maten“ geplant, also eines Automaten der ausschließlich fair gehandelte Snacks ausgibt. Auf der Homepage des HLG sind Berichte und Bilder zu den einzelnen Aktivitäten zu finden.

 

Welthaus

Am 03.03.2017 wurde offiziell das erste Welthaus in der Region eröffnet. Dank großer Bemühungen der Stadt konnte eine attraktive Immobilie im Herzen der Altstadt umgewandelt werden. Dort teilen sich im Erdgeschoss nun der Weltladen und die Faire Mode Boutique "Farcap" die Verkaufsfläche, während im 1. Stock Büro und Seminarräume für das Bildungsreferat der Weltladens Platz haben.

 

Das Welthaus wird überaus gut angenommen, beide Läden haben ihren Umsatz deutlich steigern können. Auch das Bildungsreferat konnte schon zahlreiche Bildungsveranstaltungen durchführen, zudem hat sich der Seminarraum als Treffpunkt für Sitzungen der engagierten Zivilgesellschaft etabliert. Dort wurden bereits eine ganze Reihe von Veranstaltungen und Aktionen durchgeführt, unter anderem:

 

·         04.-26.03.2017 – Ausstellung „Make Chocolate Fair!“

·         18.03.2017 – Aktionstag zu Fairer Schokolade

·         07.05.2017 – Austauschbesuch mit indischer Modeschule

·         13.05.2017 – Veranstaltung mit Stadt- und Bundespolitikern zum Internationalen Tag des fairen Handels

·         26.06.2017 – Veranstaltung „Faire Schokolade von Riegelein“

·         11.09.2017 – Veranstaltung mit den MdBs Uwe Kekeritz und Carsten Träger

·         20.09.2017 – Produzent*innen Besuch aus Nepal

·         14.10.2017 – Nachhaltigkeits- und Zukunftsmarkt „CommOn“

·         17.10.2017 - Kinderkulturkarawane

 

Die Stadt unterstützt die Arbeit des Bildungsreferats des Welthauses mit 8000€ jährlich. Die Faire Modeboutique „Farcap“ wurde am 27. Oktober mit dem Nachhaltigkeitspreis der Lammsbräu Neumarkt in der Kategorie „Innovation“ ausgezeichnet.

 

Geplant für 2018

 

Folgende Aktivitäten werden für 2018 angestrebt und/oder angedacht:

 

Öffentlichkeitsarbeit:

·         Neuauflage und Aktualisierung des FairZeichnis, eventuell mit digitaler Version

·         Maßnahmen zur verbesserten Sichtbarmachung des Titels „Fairtrade Stadt“

 

Bildung:

·         Teilnahme an der Projektwoche „Fürth im Übermorgen“ im Rahmen des Stadtjubiläums

·         Entwicklung einer „Nachhaltigkeits-Caching-Tour“ durch Fürth

 

Verankerung des Fairtrade-Gedanken in der Verwaltung:

·         Seminar für Verwaltungskräfte

·         Seminar für Auszubildende

 

Faire öffentliche Beschaffung:

·         Einfügen eines Absatzes zu öko-sozialer Beschaffung in Vergaberichtlinien

·         Umstellung weiterer Beschaffungsvorgänge (z.B. Bälle)

·         Wissenschaftliche Kooperation zur Analyse der Beschaffung der Stadt Fürth

·         Einrichtung eines oder mehrerer Fair-O-Maten in Gebäuden der Stadt

 

Vernetzung und Vertiefung:

·         Regelmäßige Treffen der Steuerungsgruppe

·         Akquise neuer Partner (z.B. Sportvereine)

·         Begleitung von Bildungseinrichtungen auf dem Weg zur Zertifizierung (Faire Kita, Fairtrade School,...)

·         Teilnahme an Wettbewerben und Netzwerktreffen

Schlussgedanken

 

Insgesamt hat das Thema Fairtrade im Jahr 2017 einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht. Zwar ist es nach wie vor ein Nischenthema, aber ein Umdenken sowohl innerhalb der Verwaltung als auch beim Einzelhandel und der Gastronomie ist deutlich zu spüren. Es sind gerade solch beherzten Bemühungen wie die Schaffung des Welthauses die Fairtrade eine ganz neue Sichtbarkeit in der Stadt gegeben haben.

 

Dabei ist das Engagement der Mitglieder der Steuerungsgruppe besonders zu betonen: Ob es die Bildungsaktivitäten an Schulen, in Kitas und im Bildungsreferat sind, der unermüdliche Einsatz von Weltladen und Farcap,  die Risikobereitschaft bei der Umstellung auf Fairtrade in der Wirtschaft oder das Mahnen, Gestalten, Vorleben in Politik, Verwaltung, Kirchen und Zivilgesellschaft: es ist der Idealismus und die Beharrlichkeit aller Beteiligten der zum Erfolg führt und Fürth kann stolz auf dieses Engagement sein!

 

Daher ist es auch ein positives Zeichen, dass die Stadt diesen Ehrenamtlichen mit dem Fairtradebeauftragen nun jemanden zur Seite stellt, um sie bei Koordinierung und Umsetzung zu entlasten und zu unterstützen.

 

2017 ist viel erreicht worden, aber es gibt noch viel zu tun - packen wir es an!

 

Finanzierung:

 

Finanzielle Auswirkungen

jährliche Folgelasten

x

nein

ja

Gesamtkosten

€

x

nein

ja

€

Veranschlagung im Haushalt

x

nein

ja

Hst.

Budget-Nr.

im

Vwhh

Vmhh

wenn nein, Deckungsvorschlag:

 

Pressespiegel