Der Umweltausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung, im Rahmen der Strategie „Zukunft.Umwelt.Fürth“ ein Bienen- bzw. Insektenschutzkonzept zu erstellen und dem Umweltausschuss wieder zu berichten.
Insektensterben, mithin auch das zunehmende Verschwinden von Bienen und auch Wildbienen, wird heute als ernstes Problem erkannt und findet zunehmend auch Eingang in die tägliche Presseberichterstattung. So berichtete z.B. die Süddeutsche Zeitung unter dem Titel „Die Biene soll leben“ am 18.04.2018:
„Wer früher eine Wiese betrat, sah das Leben. Es summte und brummte. Falter und Insekten aller Art saugten geschäftig an den Blüten oder flogen um die Gräser herum. Heute ist das anders. Heute freut man sich, dass es grün ist. Das vertraute Summen und Brummen ist selten geworden. Wiesen, Felder und Straßenränder leiden unter Artenarmut. Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Käfer müssen deshalb hungern. Doch je stiller die Natur geworden ist, umso lauter werden die Klagen der Naturschützer und Imker. Anfangs tat man ihre Warnungen als Hysterie ab, doch die Einstellung hat sich geändert. "Wir werden wahrgenommen", sagt der Kreisgruppenchef des Bundes Naturschutz Dachau, Roderich Zauscher.“
Die Verwaltung hat dieses Thema zuletzt mit der Vorlage Strategie „Zukunft.Umwelt.Fürth“ (OA/217/2017) in den Umweltausschuss vom 26.04.2018 eingebracht. Es wurde ausgeführt:
„Dann natürlich auch
Glyphosat. Neben den in Rede stehenden gesundheitlichen Auswirkungen für die
Menschen werden dieser und vergleichbare Stoffe mitverantwortlich für das
Insektensterben in Deutschland gemacht. So berichtete die Süddeutsche Zeitung
in der Ausgabe vom 18.10.2017 unter der Überschrift „Dramatischer
Insektenschwund in Deutschland“, dass ein Rückgang der Insekten um 76 % zu
verzeichnen sei.“
Es ist daher aus Sicht der Verwaltung nur zu begrüßen, dass die SPD-Stadtratsfraktion mit dem fundierten und detaillierten Antrag dieses wichtige Thema nun als eigenen Punkt in die politische Diskussion einbringt.
Was unternimmt die Stadt Fürth bereits zum Bienenschutz?
Die Maßnahmen der Stadt Fürth zum Schutz und zur Stärkung der Bienenvorkommen im Stadtgebiet erstrecken sich auf verschiedene Bereiche.
In der Stadt Fürth befinden sich zahlreiche Sandflächen, die insbesondere Sandwespen und Sandbienen einen ausgezeichneten Lebensraum bieten. Hierbei sind vor allem die Sandflächen an der Kleinen Mainau, den Hempeläckern und dem Wäsig zu nennen. Diese Flächen werden regelmäßig in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken gepflegt, insbesobdere wird dabei auch der Aufwuchs entfernt, damit diese Flächen nicht verbuschen und so der Erhalt der offenen Sandlebensräume, die von den Bienen für den Bau der Brutröhren benötigt werden, gesichert.
Eine
weitere, gut entwickelte Sandfläche befindet sich im Fürther Norden unterhalb
der Stromleitungstrasse im Mannhofer Wald. Diese Fläche soll in diesem Herbst
in einer Aktion von Schülerinnen und Schülern einer Fürther Grundschule
gepflegt werden. Es ist geplant, die Kinder in Gruppen unter fachlicher
Anleitung den Aufwuchs auf der Fläche entfernen zu lassen, damit der
Sandlebensraum wieder ungestört zur Verfügung steht. Die Gruppen sollen im
Wechsel auf der Fläche tätig sein, die “pausierenden” Gruppen werden fachliche
Erläuterungen erhalten, über diesen Lebensraum, seine besondere Bedeutung und
auch zum Hintergrund der Arbeiten. Dabei wird auch für eine „Stärkung“ der
teilnehmenden Kinder und der begleitenden Lehrkräfte gesorgt.
Auch
bei der Planung und Schaffung von ökologischen Ausgleichsflächen wird darauf
geachtet, dass dabei die Ansprüche von Insekten berücksichtigt werden.
Beispielsweise kann dies bei der jüngst angelegten Ausgleichsfläche an der
Sperberstraße beobachtet werden, die sich gerade in dieser Zeit besonders
blütenreich zeigt. Um die Insektenfreundlichkeit dieser Flächen zu
unterstreichen und auch zu fördern, wird dort in diesem Jahr noch ein
„Insektenhotel“ errichtet werden. Damit sollen die Brutmöglichkeiten z.B. für
Wildbienen, welchen die Fläche ein reichhaltiges Nahrungsangebot bietet,
verbessert werden. Weitere Insektenhotels sollen u.a. am Jubiläumshain
aufgestellt werden. Wünschenswert wäre auch ein Standort im Stadtpark, hierzu
erfolgt noch eine Abstimmung mit dem Grünflächenamt.
Als
wichtigen Punkt sieht die Verwaltung in diesem Kontext auch, das vorhandene
Blütenvorkommen im Stadtgebiet zu verstärken und zu verstetigen. Dabei ist auch
die Ansaat neuer Blühwiesen von Bedeutung. In Vorbereitung ist beispielsweise
die Anssat einer Blühwiese im Bereich der Vacher Straße (im Bereich des
Umspannwerks der infra fürth gmbh), die gemeinsam mit der Dr. Günther Pfann
Umweltstiftung verwirklicht werden soll. Die Umsetzung dieser Planung ist
spätestens im kommenden Frühjahr beabsichtigt.
Bereits
im Herbst 2018 wird im Bereich der Aufforstungsfläche an der Sperberstraße
durch die Stadtförsterei eine insektenfreundliche Weißkleefläche angesät
werden. Weiter gewährt die Stadtförsterei Imkern die Möglichkeit, im Stadtwalt
Bienenstöcke aufzustellen, aktuell befinden sich bereits vier Bienenstöcke im
Stadtwald.
Das
Amt für Umwelt, Ordnung und Verbraucherschutz plant derzeit in Zusammenarbeit
mit staatlichen Stellen bienenfreundliche Anpflanzungen. Über diese Maßnahme,
die zudem auch die Aufstellung eines Insektenhotels beinhaltet, soll zu
gegebener Zeit im Umweltausschuss berichtet werden.
Zudem
ist das OA auch in Kontakt mit den örtlichen Imkereivereinen, um weitere
fachliche Anregungen zu erhalten und ggf. auch unterstützend tätig werden zu
können.
Einen
weiteren Baustein stellt der Vertragsnaturschutz dar. Hier ist es dem OA durch
direkte Ansprache von Landwirten gelungen, einen weiteren Landwirt zu gewinnen,
der in diesem Jahr mit Flächen im Bereich des Jubiläumshains erstmals am
Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm teilnimmt. Das Bayerische
Vertragsnaturschutzprogramm ist ein wichtiges Instrument der Naturschutzpolitik
der Staatsregierung zum Aufbau des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000
und zur Umsetzung der Bayerischen Biodiversitätsstrategie.
Ziel ist, ökologisch wertvolle Lebensräume zu erhalten und durch eine
naturschonende Bewirtschaftung zu verbessern. Landwirte, die auf freiwilliger
Basis ihre Flächen nach den Zielen des Naturschutzes bewirtschaften, erhalten
für den zusätzlichen Aufwand und den entgangenen Ertrag ein Entgelt. In dem
genannten Fall soll durch den Verzicht auf Düngung und einen späteren
Schnittzeitpunkt der Arten- und Blütenreichtum der Flächen gesteigert werden.
Im Herbst 2017 hat das OA in einem „Runden Tisch Blühwiesen“
alle städtischen Dienststellen und städtische Beteiligungen, die Grünflächen
bewirtschaften, für die Belange des Insektenschutzes sensibilisiert und nach
Möglichkeiten gesucht, die Blütenvorkommen im Stadtgebiet zu stärken. Deutlich
wurde dabei, dass die Flächenbewirtschaftung durch die verschiedenen Stellen
sich zwar auch an ökologischen Belangen orientiert, aber nicht zuletzt auch die
Gewährleistung der Verkehrssicherheit oder wirtschaftliche Gründe es
verhindern, die Aktivitäten in diesem Bereich nachhaltig zu verstärken (denkbar
erscheint beispielsweise, das Mahdgut von der Fläche zu entfernen, an Stelle es
dort zu mulchen). Mit der infra fürth gmbh ist das OA bereits in Kontakt, um
konkrete Möglichkeiten zu suchen, die Bewirtschaftung der Flächen
insektenfreundlicher zu gestalten.
Am diesjährigen Tag der Artenvielfalt hat das OA unter dem
Titel „Fürth blüht für Artenvielfalt“ die Bevölkerung aktiviert, sich für eine
insektenfreundliche Stadt zu engagieren.
Verteilt wurden Samenmischungen für Schmetterlings- und Wildbienensaum. Jeder Haushalt hat kostenlos ein Samentütchen für 2 m2 Blühfläche erhalten (weitere Samentütchen konnten gegen einen Kostenbeitrag von einem Euro erworben werden). Mit dieser Aktion wurde ein Wettbewerb verbunden, bei welchem im Herbst dieses Jahres die schönsten Beete, Wiesen und Balkonkästen prämiert werden. Ein erneuter Aufruf zum Einsenden entsprechender Fotos wird in der Stadtzeitung erfolgen.
Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang vor allem auch das Engagement verschiedener Firmen. Beispielsweise wird durch die WBG der Stadt Fürth beim Bauvorhaben Am Sonnenhof eine Blühwiese verwirklicht werden. Daneben hat die Fa. ebl im Gewerbegebiet Hardhöhe West eine insekten- und bienenfreundliche Anpflanzung vorgenommen.
Wie soll es weitergehen?
Die vielfältigen Maßnahmen der Stadt Fürth sollen in ein Konzept zum Insektenschutz, insbes. auch zum Bienenschutz münden. In dieses Konzept wird neben den bereits genannten Einzelmaßnahmen auch der detaillierte Antrag der SPD-Stadtratsfraktion eingebracht werden. Die Erstellung und Umsetzung dieses Konzepts erfordert jedoch Personalkapazität, die im OA erst nach der Besetzung der beantragten Stelle zur Umsetzung der Strategie „Zukunft.Umwelt.Fürth“ vorhanden sein wird. Ein Aufgabenschwerpunkt dieser Stelle wird das Thema „Biodiversität“ darstellen. In der bereits genannten Vorlage zum Umweltausschuss hat die Verwaltung hierzu ausgeführt:
„Der Erhalt der
Artenvielfalt gehört heute zu einer der wichtigsten ökologischen
Herausforderungen der öffentlichen Hand. Die UNESCO hat daher den Zeitraum 2011
– 2020 zur Dekade der Biodiversität erklärt. Die Anstrengungen zum Erhalt der
Artenvielfalt sollen verstärkt werden.
Nachdem es auf allen
politischen Ebenen Strategien und Programme gibt, die diesem Ziel dienen,
fordert das Thema auch die Kommunen. Städte werden, da der Trend, in die Stadt
zu ziehen weiter anhält, zunehmend auch in einem Wettbewerb hinsichtlich der
Lebensqualität stehen. Grünes Wohnumfeld, gute Naherholungsmöglichkeiten und
auch Freiraumqualität werden zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Der Erhalt, besser
noch die Förderung der biologischen Vielfalt, ist eine Querschnittsaufgabe. Sie
ist Angelegenheit aller Ämter der Stadt Fürth, vor allem derjenigen, deren
Aufgaben in die Fläche gehen: Stadtförsterei, Grünflächenamt, Liegenschaftsamt
aber auch Stadtplanungsamt.
In den verschiedenen
Dienststellen werden bereits jetzt die unterschiedlichsten Anstrengungen zur
Stärkung der Biodiversität ergriffen, so z.B. in der Stadtförsterei mit der
Teilnahme am Programm „Biotopbäume“. Das Amt für Umwelt, Ordnung und
Verbraucherschutz möchte im Forst, aber auch im Bereich des
Vertragsnaturschutzes die eigenen Anstrengungen zur Stärkung der Biodiversität
weiter vorantreiben. Es soll zudem angestrebt werden, die
Optimierungsmöglichkeiten beim Erhalt und der Förderung der Biodiversität zu
analysieren und den zuständigen Ämtern, Betrieben, Beteiligungen und auch den
Verbänden aufzuzeigen, wie weitere Verbesserungen hinsichtlich der
Artenvielfalt im Stadtgebiet erzielt werden können.“
Es wird daher vorgeschlagen, das Bienen- bzw. Insektenschutzkonzept im Rahmen der Strategie „Zukunft.Umwelt.Fürth“ voraussichtlich im Jahr 2019 zu erstellen und dem Umweltausschuss anschließend wieder zu berichten.
Finanzierung:
Finanzielle
Auswirkungen |
jährliche
Folgelasten |
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im Haushalt |
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Hst.
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Budget-Nr. |
im |
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Vmhh |
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wenn
nein, Deckungsvorschlag: |
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