Der Vortrag der Baureferentin diente zur Kenntnis.
Die Führung der Buslinien 39 und 175 in Espan und Poppenreuth bleibt aufgrund ihrer Vorteile für die Mehrzahl der Fahrgäste unverändert bestehen.
Der Antrag AG-Ö/0991/2018 ist damit abschließend bearbeitet,
Am 07.02.2018 hat der Bau- und Werkausschuss der Stadt Fürth zum Antrag der SPD-Stadtratsfraktion vom 02.01.2018 (AG-Ö/0991/2018) das Folgende entschieden:
„Die Verwaltung wird beauftragt, im Hinblick auf die vorliegenden
Beschwerden die erst kürzlich geänderte Linienführung der Buslinien 39 und 175
auf Optimierung zu prüfen.“
Hiermit werden die Ergebnisse dieser Prüfung vorgestellt.
Ausgangslage:
Die Bebauung von Nürnberg und Fürth geht in dem betreffenden
Bereich nahtlos ineinander über. Im Gegensatz dazu führten bis 12/2017 die
Buslinien 38, 39, 175 und 177 der Städte Nürnberg und Fürth von der Haltestelle
Hans-Böckler-Straße über die Stadtgrenze bis zur Haltestelle Oststraße bis auf
kleinere Ausnahmen nicht wesentlich in das benachbarte Stadtgebiet. Südlich des
U-Bahnhofs Stadtgrenze ist dies auch jetzt noch so[1].
Nur die Linie U1 verband in diesem Bereich beide Städte.
Ziele:
- Reduzierung der Umsteigehäufigkeit in dem o. g. Korridor zwischen den Städten
- ÖPNV-Reisezeitverkürzung zwischen Poppenreuth und Rathaus Fürth
- Verbesserung des Fahrtangebots (Fahrtenhäufigkeit)
Über diese Ziele bestand im Zuge der Erstellung des Nahverkehrsplans bei allen Projektpartnern Einvernehmen. Auch in der öffentlichen Anhörung gab es hierzu keinerlei Widerspruch.
Dabei ist es klar, dass die Ziele umso besser erreicht werden, je mehr Fahrgäste von einer Reduzierung der Umsteigehäufigkeit oder ÖPNV-Reisezeit profitieren.
Maßnahmen:
Mit der „geänderten Linienführung der Buslinien 39 und 175“ ist die Umsetzung des Maßnahmenvorschlags „Busnetz Fürth Ost / Nürnberg West 1“ aus dem Nahverkehrsplan der Stadt Fürth gemeint. Diese Umsetzung wurde vom Fürther Stadtrat am 26.07.2017 mit großer Mehrheit beschlossen (TOP 21, SpA/522/2017, 42 Ja-Stimmen, 8 Nein-Stimmen). Parallel zur verwaltungsseitigen Vorbereitung dieses Beschlusses ging seinerzeit auch ein Antrag der SPD-Stadtratsfraktion ein, der dieses Konzept unterstützte (TOP 21.1, AG-Ö/0933/2017).
Beim „Busnetz Fürth Ost / Nürnberg West 1“ – im Weiteren kurz „Busnetz Ost“ – handelt es sich um ein von den Städten Nürnberg und Fürth mit VAG und infra fürth verkehr gmbh ausgearbeitetes Konzept. Es ist im Nahverkehrsplan Fürth als Maßnahmenvorschlag NK 20 enthalten und fasst die folgenden vier Maßnahmenvorschläge zusammen:
- Durchbindung Fürth Ost/Nürnberg West: Linien
175/39-Nord (Fürth Hbf – Fürth Rathaus – Espanstraße – Nürnberg
Nordwestring) (ND 51)
- Verlängerung der Linie 37 von
Kriegsopfersiedlung über Stadtgrenze (ND 52),
ergänzt um deren Weiterführung zum Hauptbahnhof Fürth (NE 22)
- Verlängerung der Linie 33 bis zum Hauptbahnhof Fürth (ND 20)
Das Konzept wurde im Dezember 2017 (Jahresfahrplan 2018) umgesetzt. Es ist auch Teil der mit der Stadt Nürnberg geschlossenen Zweckvereinbarung Bus sowie der europaweiten Vorabbekanntmachungen der Städte Nürnberg und Fürth über deren geplante Direktvergaben ihrer Linienbündel an die VAG bzw. an die infra fürth verkehr gmbh.
Tausch der Linienwege 39 und 175 in Espan im Dezember
2017:
Gegenstand des SPD-Antrags vom 02.01.2018 ist der oben an erster Stelle genannte Teil (ND 51) des „Busnetzes Ost“. Dieser Teil besteht wiederum aus drei Teilmaßnahmen:
- Die früher ab Haltestelle Hans-Böckler-Straße
zur Stadtgrenze[2]
geführte Linie 39 wird seit
12/2017 über die Haltestellen in Espan zum Rathaus Fürth und weiter zum
Hauptbahnhof Fürth, geführt. Sie hat dadurch die Erschließung von Espan
übernommen, und dies mit einem gegenüber der Linie 175 um den Faktor 1,5
vergrößerten Fahrtenangebot in der Neben- und Schwachverkehrszeit (20‘-
statt 30‘- und 40‘- statt 60‘-Takt).
- Als Folge dessen konnte die bis 12/2017
„mäandernde“ Linienführung der Linie
175 zwischen Poppenreuth und Rathaus Fürth gestrafft werden. Ihr
bisheriger Umweg über Espan ließ sich wegen der nun über Espan geführten
Linie 39 einsparen.
- Ergänzend wurde die früher ab Haltestelle Schniegling zur Kriegsopfersiedlung geführte Linie 38 seit 12/2017 von dort zur Stadtgrenze geführt. Sie ersetzt in diesem Bereich die frühere Linie 39. Die dadurch verminderte Bedienung der Kriegsopfersiedlung wurde durch die Verlängerung der Linie 37 (ND 52) sowie der Taktverdichtung der Linie 39 in der Nebenverkehrszeit (früher 40‘-, jetzt 20‘-Takt) kompensiert.
Damit handelt es sich sowohl bei dem gesamten Konzept „Busnetz Ost“ als auch bei dessen Teil „Durchbindung Fürth Ost / Nürnberg West“ (ND 51) um ein exakt abgestimmtes System voneinander abhängiger Linienführungen, die zudem in allen Fällen das Gebiet der Stadt Nürnberg und Linien der VAG mitbetreffen.
Wirkungen:
·
Umsteigehäufigkeit:
Die Änderung der Umsteigehäufigkeit zur Erreichung von ÖPNV-Linien und Stadtbereichen ist tabellarisch gegenübergestellt.
Erreichbarkeiten ab Espan, die sich durch den Tausch in
12/2017 verändert haben: |
|||
mit
Preis-/Tarifstufe A |
mit 1x
weniger Umsteigen |
mit 1x mehr
Umsteigen |
|
ÖPNV-Linien |
R1, R2, R11, R12, R21, U3, Tram 6, 21, Ringlinie 35, 38, 49, 60, 66, 67, 112, 152. |
73[3],
126, 171. |
|
Stadtbereiche und |
Buchenbühl, Doku-Zentrum, Friedrich-Ebert-Platz, Fürth Hbf, Gebersdorf, Hallertor, Klinikum Nord, Maxfeld,
Maximilianstraße, Nordostbahnhof, Nordwestring, Peterskirche, Röthenbach, St. Johannis,
Südstadt (Nürnberg), Weikershof, Westfriedhof, Zirndorf. |
Eigenes Heim, Großreuth b. S., Kleinreuth
b. S., Klinikum Ost,
Kulturforum, Golfpark, Poppenreuth, Ritzmannshof, Vach‑Mitte und ‑Süd. |
|
fett: verkehrliche Dominanten |
betrachtet:
alle Linien in N+FÜ außer 90 bis 99 und 212, Stand 12/2018 |
||
Siehe hierzu auch die Anlage „Anzahl Umsteige im ÖPNV ab
Fürth Espan“.
·
ÖPNV-Reisezeit:
Die Veränderung der ÖPNV-Reisezeiten ist beispielhaft für
einige Relationen angegeben. Weitergehende Erkenntnisse sind erst bei Vorliegen
eines detaillierten Verkehrsmodells (wird im Zuge des VEP erstellt) und bei
Vorliegen der Auswertung der Verkehrserhebung „VE 2017“ des VGN möglich. Die
unten dargestellten Fahrgastzahlen basieren auf der aktuellsten verfügbaren
Verkehrserhebung des VGN aus dem Jahr 2012 („VE 2012“). Diese ältere
Verkehrserhebung kann die nachfragesteigernde Wirkung der Angebotsverbesserung
12/2017 natürlich noch nicht enthalten, eignet sich jedoch zur Ermittlung der
Betroffenheiten unter den Bestandsfahrgästen.
ÖPNV-Reisezeitveränderungen und betroffen Fahrgäste |
||
ÖPNV-Reisezeitveränderung [Minuten] |
Betroffene Fahrgastfahrten (VE 2012) |
|
Poppenreuth - Espan |
+ 15,2 |
22 |
Poppenreuth – Rathaus |
– 1,2 |
295* |
Espan –
Nürnberg Nord-/West |
– 16,5 |
17* |
* Bestandszahlen VE 2012 ohne Neuverkehre durch Angebotsverbesserung
12/2017 |
·
Fahrtenhäufigkeit:
Anzahl Fahrten**, montags-freitags / samstags / sonn- und feiertags
(Richtungssumme): |
||
Haltestelle |
Anzahl Abfahrten vor Umstellung |
Anzahl Abfahrten nach Umstellung |
Wiesenstraße (Espan) |
79 / 56 / 34 |
106 / 96 / 53 |
Steinfeldweg (Poppenreuth) |
79 / 56 / 34 |
82 / 57 / 34 |
**ohne Fahrten, die nur an bestimmten Tagen
stattfinden (Schultage, Brückentage, Freitage, etc.) |
Bewertung:
Seit dem 12/2017 erfolgten Linientausch in Espan besteht die
zuvor umsteigefreie Verbindung zwischen Espan und Poppenreuth (alter
Linienweg 175) nicht mehr. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Espan und
Poppenreuth mit dem ÖPNV nicht mehr verbunden wären. Stattdessen bestehen alle
dort vorher bedienten Haltestellen weiterhin, und es kann auch weiterhin der
ÖPNV für Fahrten zwischen Espan und Poppenreuth genutzt werden. Hierfür ist
jedoch seit 12/2017 ein einmaliger Umstieg erforderlich. Für
diesen Umstieg gibt es mit den Haltestellen Poppenreuther Straße und
Weigmannstraße gleich zwei mögliche Haltestellen, an denen sich die Wege der
Linien 39 und 175 jeweils trennen bzw. wieder treffen.
Durch die jetzt umsteigebehaftete Verbindung hat sich die
ÖPNV-Reisezeit zwischen Espan und Poppenreuth je Richtung von 4,9 auf 20,1
Minuten erhöht, überwiegend bedingt durch die Umsteigewartezeiten an den beiden
oben genannten Haltestellen. Diese Verlängerung der Reisezeit betrifft knapp 22
Fahrgastfahrten pro Tag. Geht man beispielhaft davon aus, dass knapp die
Hälfte dieser Fahrten (12) Fahrtenpaare aus Hin- und Rückfahrt sind, während
die übrigen Fahrten (10) als Teil einer Wegekette (z. B. auf dem Weg von/zur
Arbeit) erfolgen, dann betrifft die Verschlechterung insgesamt etwa 16 Fahrgäste (= 12/2
+ 10).
Bei jeder Veränderung bestehender Linien im ÖPNV, wird es immer auch Nutzer geben, die
gegenüber der bisherigen Situation Nachteile erfahren. Ob eine Maßnahme
sinnvoll ist oder nicht, bestimmt sich daraus, ob die Summe ihrer Vorteile die
Summe ihrer Nachteile übersteigt. Ein geeignetes Werkzeug für diese Beurteilung
ist die hier gezeigt Saldierung aller ÖPNV-Reisezeiten. Dies wird bei
weitreichenderen Liniennetzänderungen (z. B. in der Südstadt, Prüfauftrag
NK 30 im Nahverkehrsplan der Stadt Fürth) noch viel mehr der Fall sein.
Der große Nachteil zwischen Espan und Poppenreuth wird unter
Berücksichtigung der kleinen Anzahl davon betroffener Fahrgastfahrten durch die
verschiedenen Vorteile auf den anderen Relationen und die dort jeweils
betroffenen Anzahlen an Fahrgastfahrten mehr als aufgewogen. Hinzu kommen die
weiteren Vorteile für die Neufahrgäste und der damit verbundenen
Verlagerungseffekte (weniger MIV), die sich derzeit noch nicht bzw. schwer
quantifizieren lassen.
Bereits aus diesem Ergebnis der Bewertung kann gefolgert
werden, dass die Linienführung, wie
sie nun seit Umsetzung des „Busnetzes Ost“ besteht, beibehalten werden sollte, da sie insgesamt besser als der vorherige Zustand ist.
Prüfung von
Optimierungsmöglichkeiten:
Es wurden zwei unterschiedliche Möglichkeiten einer etwaigen Optimierung der Linienwege geprüft. Details sind der Anlage zu entnehmen. Die untersuchten Möglichkeiten ergaben jedoch insgesamt keine empfehlenswerte Verbesserung.
Es sollte daher geprüft werden, ob für bestimmte Fahrtwünsche, die nur an einzelnen Tagen und für einen überschaubaren Personenkreis relevant sind, eher flexible Bedienformen eingesetzt werden (z. B. Pfarreibus, der die Gemeindemitglieder vor den Gottesdiensten direkt vor der Haustür abholt und danach auch wieder zurückbringt.)
Gesamtergebnis:
Die mit dem „Busnetz Ost“ eingeführte Wege der Linien 39 und 175 sind
unter Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit beizubehalten. Die Prüfung von
Optimierungsmöglichkeiten förderte keine empfehlenswerte Alternative zu Tage.
[1] Durchbindungen südlich der Stadtgrenze sind im Prüfauftrag „Busnetz Nürnberg West 2“ (NK 31) der Nahverkehrspläne der Städte Nürnberg und Fürth enthalten.
[2] Die darüberhinausgehende Weiterführung der Linie 39 über Leyh, Höfen, Klein- und Großreuth bei Schweinau zur Gustav-Adolf-Straße („39-Süd“) erhielt 12/2017 die Liniennummer 73.
[3] Vormals Linie 39-Süd.
Finanzierung:
Finanzielle
Auswirkungen |
jährliche
Folgelasten |
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nein |
|
ja |
Gesamtkosten |
€ |
|
nein |
|
ja |
€ |
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Veranschlagung
im Haushalt |
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|
nein |
|
ja |
Hst.
|
Budget-Nr. |
im |
|
Vwhh |
|
Vmhh |
|||||||
wenn
nein, Deckungsvorschlag: |
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[1] Antrag der SPD-Stadtratsfraktion vom 02.01.2018 (AG-Ö/0991/2018, DIN A4 hoch, 2 S.),
[2] Schreiben von Pfarrer Dr. Benedikt Bruder vom 27.02.2018 (DIN A4 hoch, 1 S.),
[3] Steckbrief zum Maßnahmenvorschlag NK 20, Stand 2018-01-31 (DIN A4 hoch, 2 S.)
[4] Anzahl Umstiege im ÖPNV ab Fürth Espan (Abbildung, DIN A4 quer, 1 S.),
[5] Linie 175, Änderung des Linienwegs ab 12 / 2017, Bewertung (DIN A4 quer, 1 S.).
[6] Prüfung von Optimierungsmöglichkeiten (DIN A4 hoch, 2 S.)