Bau- und
Werkausschuss 06.11.2019:
Der Bau- und Werkausschuss beschließt, die im Nahverkehrsplan empfohlene Verdichtung der ÖPNV-Taktung an Samstagen umzusetzen. Ab dem Fahrplanwechsel 2020 endet die Nebenverkehrszeit nicht mehr um 16 Uhr, sondern wird auf 20:30 Uhr ausgeweitet.
(Abstimmungsergebnis: einstimmig beschlossen – Ja: 15, Nein: 0, Anwesend: 15)
Stadtrat 18.12.2019:
Der Stadtrat beschließt, die im Nahverkehrsplan empfohlene Verdichtung der ÖPNV-Taktung an Samstagen umzusetzen (Maßnahmenvorschlag NFP 12). Ab dem Fahrplanwechsel 12/2020 endet die Nebenverkehrszeit nicht mehr um 16 Uhr, sondern wird auf 20:30 Uhr ausgeweitet.
Das Stadtplanungsamt nimmt zum Antrag von Bündnis 90/Die Grünen auf Verdichtung der ÖPNV-Taktung an Samstagnachmittagen wie folgt Stellung:
Die grundsätzlichen Überlegungen und Begründungen zur
Bedienungsqualität finden sich im beschlossenen Nahverkehrsplan (NVP) der Stadt
Fürth (insbes. S. 105 ff. und S. 131 ff.) und in der Vorlage zur Sitzung des
BWA und des StR vom 07.02. bzw. 21.02.2018. Sie gelten im Wesentlichen
unverändert. Die Maßnahmen des NVP wurden in einem
intensiven Prozess in den Arbeitskreisen Nahverkehrsplan und Nahverkehrsplan
plus sowie im Beratungskreis Nahverkehrsplan, in dem auch Entsandte aus dem
Stadtrat vertreten sind, erarbeitet und abgestimmt.
Eine differenziertere Betrachtung wäre grundsätzlich
möglich, weist aber folgende Probleme auf: Die Attraktivität des Angebots ist
dadurch deutlich geringer als bei einer
allgemeinen Anpassung. Die Merkbarkeit und Durchschaubarkeit des Fahrplans
leidet erheblich, insbesondere für den Gelegenheitsfahrgast, wenn die Linien
verschiedene Betriebszeiten aufweisen. Es würden damit mehrere
unterschiedliche Bedienungshäufigkeiten zur Nebenverkehrszeit angeboten (NVZ
montags bis freitags, NVZ samstags mit Takt wie montags bis freitags, NVZ
samstags mit Takt wie zur NVZ sonntags). Die
Nachfragekurven des MIV in Fürth und der U-Bahn zeigen zudem, dass aber gerade
samstags in dieser Zeit eine relativ konstante Nachfrage herrscht (siehe
Vorlage SpA/565/2018, Nahverkehrsplan Fürth). Die im NVP beschriebene Maßnahme
(NFP 12) wird einer sehr großen Zahl von Fahrgasten in Fürth einen Nutzen
bringen, da fast jeder Fahrgast über das Jahr gesehen auch am Samstagnachmittag
den ÖPNV benutzt. Auch aus diesem Grunde wurde sie im NVP auch als Maßnahme mit
1. Priorität eingestuft. Für diese Maßnahme wurden konservativ geschätzte
Einnahmeverbesserungen in Höhe von 55 bis 85 Tsd. Euro p. a. prognostiziert,
die der Aufwandsmehrung in Höhe von 280 Tsd. Euro p. a. gegenüberzustellen
sind.
Das von Ref. II genannte Beispiel der Linie 171 und 175 zeigt die
Probleme deutlich. Die Linie 171 wird (nur) in der Schwachverkehrszeit (SVZ),
also nicht in der Haupt- oder Nebenverkehrszeit (HVZ bzw. NVZ) nach Vach-Nord
geführt. Dies war ein vor wenigen Jahren eingeführter
Notbehelf, um auch in der SVZ einen 30-Minuten-Takt nach Vach Nord anbieten zu
können. Nachteile sind die unterschiedlichen Liniennummern und Endpunkte, die
die Begreifbarkeit des Liniennetzes und seines darauf gefahrenen Angebots
erschweren, d. h. zwei Linien fahren zu unterschiedlichen Zeiten nach Vach
Nord, davon die 171 nur in der SVZ, und die 171 fährt das Rathaus nicht an,
bietet also keine umsteigefreien Fahrten aus der Fürther Innenstadt. Dementsprechend
würde bei der vorgeschlagenen Angebotsverdichtung an Samstagen die Linie 175
auch samstags bis ca. 20:30 Uhr regulär bis Vach Nord verkehren, die 171 würde
erst nach 20:30 Uhr die zusätzliche Teilstrecke befahren. Das Angebot würde dadurch leichter merkbar, da es dann
Montag – Samstag tagsüber nur die eine Linie 175 nach Vach Nord gäbe, diese
dafür im 30-Minuten-Takt ab Rathaus.
Die Linien 173 und 174 haben ab
Stadeln unterschiedliche Linienwege (Atzenhof und Vach). Fahrgäste auf diesen
beiden Linienästen hätten weiterhin das gleiche, unattraktive Angebot. Ab
Stadeln führen die Linien durch dicht besiedeltes Gebiet, so dass die durch
Linienüberlagerung entstehende Taktverdichtung auch auf ein entsprechend große
Nachfragepotenzial trifft.
In verschiedenen
Stadteilbegehungen wird explizit das als zu schlecht empfundene ÖPNV-Angebot an
Samstagen genannt.
Eine Liniennetzplanung und -optimierung ist sicherlich sinnvoll und notwendig für einen attraktiven wie effizienten ÖPNV. Diese Maßnahme hat aber eine Vielzahl von Auswirkungen und bedarf einer gründlichen Vorbereitung und ist damit entkoppelt von der Behebung der größten Schwachstellen im Bedienungsangebot zu sehen.
Gleiches gilt etwa für die Beschleunigung der Busse an LSA, die ebenfalls schon vorangetrieben werden muss, ohne dass man ein künftiges reformiertes Liniennetz bereits kennt.
Sofern die Stadt Fürth tatsächlich das Ziel verfolgt, den Umweltverbund deutlich zu stärken und dessen Anteil auf drei Viertel aller Weg auszuweiten (!), wie es auf der Podiumsdiskussion mit dem OB, Referat V und infra GF in Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche erklärt wurde, muss der ÖPNV in allen Belangen (vor allem Bedienungshäufigkeit, Geschwindigkeit, Pünktlichkeit) deutlich attraktiver werden als er es derzeit ist.
Diese Attraktivitätssteigerung wird sich nicht alleine durch
Effizienzgewinne finanzieren lassen, so dass – unter Annahme der derzeit
geltenden ungünstigen bundespolitischen Rahmenbedingungen für den kommunalen
ÖPNV – dann auch mit deutlich höheren Ausgaben zu rechnen ist. Es würde aber
deutlich zu kurz greifen, den ÖPNV rein unter Kostengesichtspunkten zu
betrachten. Die positiven Wirkungen auf die Wohn-, Arbeits- und
Aufenthaltsqualität in der Stadt sowie auf Umwelt und Klima müssen ebenfalls
mit einbezogen werden.
Finanzierung:
Finanzielle
Auswirkungen |
jährliche
Folgelasten |
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|
X |
nein |
|
ja |
Gesamtkosten |
€ |
|
nein |
X |
ja |
~195-225T € (280./.55-85) |
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Veranschlagung
im Haushalt |
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|
X |
nein |
|
ja |
Hst.
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Budget-Nr. |
im |
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Vwhh |
|
Vmhh |
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wenn
nein, Deckungsvorschlag: INFRA-Querverbund |
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1 NVP-Steckbrief (NFP 12),
1 Stellungnahme infra vom 09.10.2019,
1 Stellungnahme Ref. II vom 13.9.2019