Der Wirtschafts- und Grundstücksausschuss nimmt den Vortrag des Wirtschaftsreferenten zustimmend zur Kenntnis und spricht sich für die vorgeschlagenen Handlungsempfehlungen zu den Themenbereichen Standortsicherung, Fachkräftesicherung und Digitale Infrastruktur aus.
Die Verwaltung wird beauftragt diese Themenbereiche zu prüfen und geeignete Maßnahmen zur Unterstützung der Fürther Wirtschaft zu erarbeiten.
Das Amt für
Wirtschaft und Stadtentwicklung führt in regelmäßigen Abständen
Unternehmensbefragungen durch, um die Aufgaben der Wirtschaftsförderung an die
Bedürfnisse der Betriebe anpassen zu können. Umfassende Befragungen hatte die
Stadt zuletzt 2016 und 2019 durchgeführt.
Durch die
ausgebrochene Corona-Pandemie 2020 kam es zu einem einschneidenden Ereignis für
die Fürther Wirtschaft. Daher wurde ergänzend bzw. aufbauend auf die Befragung
2019 im Herbst 2020 die Befragung „Auswirkungen der Corona Pandemie“
durchgeführt. Im Zusammenarbeit mit der Firma GEFAK Gesellschaft für angewandte
Kommunalforschung mbH wurden die Betriebe gebeten, sich an der Onlinebefragung
(Zeitraum Oktober bis Mitte November 2020) zu beteiligen. Es wurden dabei
branchenübergreifend rund 2700 Fürther Betriebe zu einer Vielzahl an
Themenfeldern (Auswirkungen der Corona Pandemie auf die Betriebe,
Entwicklungspläne, Flächenbedarf, Fachkräfte (z.B. Kurzarbeitergeld),
Kooperationen, Nachhaltigkeit sowie Anforderungen an die Wirtschaftsförderung)
befragt.
502 Betriebe
beteiligten sich an der Online-Befragung. Dies ergibt eine Beteiligungsquote
von 18,7 Prozent. 2019 hatte die Befragung eine Rücklaufquote von 25,7 %,
allerdings erfolgte die Befragung kombiniert schriftlich und online.
Standortsicherung:
Durch die
Betreuung der Corona-Hotline, sowie Rückmeldungen der Betriebe in der laufenden
Beratung kristallisierte es sich heraus, dass einige Betriebe finanziell die
Krise wohl nicht meistern können. Durch die Befragungsergebnisse der Unternehmensbefragung
2020 wurde dies zusätzlich untermauert. 70 % der befragten Betriebe verspürten
negative allgemeine Auswirkungen durch die Corona Krise. Diese Situation wurde durch den weiteren
Lockdown noch verschlechtert. AWS erwartet für 2021/22 eine Insolvenzwelle. So
geht der Industrie- und Handelskammertag (BIHK) e.V. und das ifo Institut für
Wirtschaftsforschung von einer Insolvenzquote von 5 – 15 % aus. Das hier
benötigte umfangreiche und zeitintensive Beratungsangebot kann personell von
AWS nicht geleistet werden. Um die Betriebe bestmöglich zu unterstützen, wird
eine Task Force benötigt, welche ein Netzwerk an Partnern (Kammern, Banken,
Unternehmensberater, Arbeitsagentur) aufbaut. Zusätzlicher Personalbedarf bei
AWS besteht insbesondere im Ausbau der wirtschaftsspezifischen
Fördermittelberatung und der Eruierung von entsprechenden Umsetzungsmaßnahmen.
Zudem wird erhöhter Handlungsbedarf bei der Vermittlung von freigestellten
Mitarbeitenden aus insolventen Betrieben in Kooperation mit anderen Fachstellen
gesehen. Denn die Befragung zeigt auch, dass viele Betrieben die Corona
Pandemie mehr oder weniger unbeschadet meistern konnten bzw. können und auf der
Suche nach Fachkräften sind. Gerade hier gilt es, mit geeigneten Maßnahmen und
engem Kontakt zu anderen Fachbehörden gezielt und umfassend zu unterstützen.
Fachkräftesicherung:
Auch die
Befragung 2020 zeigte, dass die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte nach
wie vor zu den wichtigsten Standortfaktoren in Fürth zählt. Hauptzielgruppen
sind dabei immer noch Auszubildende, technische Facharbeiter und Fachkräfte mit
medizinisch-sozialer Ausbildung.
Im Bereich
Ausbildung zeigt die Befragung, dass das Angebot an Ausbildungsplätzen
insgesamt zurückgegangen ist. Einerseits war 2020 wegen der unsicheren
wirtschaftlichen Entwicklung die Ausbildungsbereitschaft einiger Betriebe
eingeschränkt. Andererseits war auch die erfolgreiche Suche nach passenden
Bewerbern durch die Rahmenbedingungen (Ausfall von Berufsinfotagen,
Azubimessen, Praktika) erschwert. Die 75 Betriebe, die Ausbildungsstellen nicht
besetzen konnten, aber weiterhin bzw. erstmalig Interesse an Ausbildung haben,
werden im Februar durch die Ausbildungslotsen kontaktiert und beraten. Ziel ist
es zudem, die 112 Betriebe, welche Angebote für Studierende haben, sowie die
214 Betriebe, die Praktikumsplätze für Schüler*innen anbieten zu kontaktieren,
damit die Angebote auf dem kostenlosen Arbeitgeberportal www.joberfolg.fuerth eingestellt werden.
Da der
Rückgang an Ausbildungsplätzen absehbar war, entwickelte das Amt für Wirtschaft
und Stadtentwicklung bereits im Frühjahr 2020 ein Konzept für ein digitales
Berufsmarketing. Firmen werden regelmäßig über einen Infobrief der
Ausbildungslotsen über ausbildungsrelevante Themen informiert - z.B. Bewerbungsgespräche
über Live Chat. Die Plattform joberfolg.fuerth.de
wurde durch eine Kartenansicht erweitert, damit die Schüler*innen auf einen
Blick das Angebot in Ihrer Nähe finden können. Aktuell wird die Plattform
joberfolg.fuerth.de und das Projekt Ausbildungslotsen durch Radio- wie auch
Printwerbung unterstützt. Auf Facebook und Instagram werden die
Ausbildungsangebote der KKU durch die Ausbildungslotsen beworben.
Um die Betriebe wie auch die Schüler*innen in den
Abschlussklassen zu unterstützen wurde das Pilot-Projekt Onlinebewerberbuch «talentefinden.fuerth» im Dezember
gestartet. Das Projekt wurde bereits im letzten WGA vorgestellt. Die
Vorbereitungen sind abgeschlossen. Sobald der Unterricht wieder möglich ist,
werden die Schüler*innen der Kooperationsschulen ihre persönlichen
Bewerberprofile erstellen. Die Betriebe bekommen dann die Möglichkeit, nach
geeigneten Bewerber*innen Ausschau zu halten.
Als weitere unterstützende Maßnahme wurde im Dezember
2020 ein Konzept für eine Online-Azubimesse
entwickelt. Der Messezeitraum wurde auf 01.03.-05.03.2021 festgelegt, damit
selbst bei Wechselunterricht, die Schüler*innen gemeinsam mit den Lehrkräften
auf Berufserkundung gehen können. Die Messe ist online frei zugänglich und auch
für die Nutzer kostenlos. So haben auch Eltern die Möglichkeit, gemeinsam mit
Ihrem Kind die Angebote am Nachmittag oder Abend zu sichten. 70 Betriebe haben
sich für die kostenlose Online-Azubimesse angemeldet, vom kleineren
Handwerksbetrieb bis hin zu den größeren Arbeitgebern in Fürth. Jeder Betrieb
hat einen virtuellen Messestand, wo neben Informationen zu den
Ausbildungsangeboten auch Bilder und Videoclips eingestellt werden können. Ab
01.03.2021 ist die Messe unter www.azubimesse.fuerth.de
online gestellt. Für Herbst 2021 ist eine weitere Online-Azubimesse mit
weiteren Modulerweiterungen wie z.B. Live Chat angedacht.
Durch das digitale Berufsmarketing soll die zu erwartende Anzahl der
unversorgten Ausbildungsbewerber*innen in Fürth minimiert und die
Bildungsaspiration gestoppt werden.
Digitalisierung
Die
Initiierung und Koordination des Ausbaus der digitalen Infrastruktur im
Stadtgebiet liegt federführend bei AWS. Die Stadt Fürth hat bereits mit zwei
Förderverfahren in den Jahren 2016 und 2019 im Rahmen der Bayer.
Breitbandrichtlinie den Ausbau des schnellen Internets forciert. Insgesamt
wurden 1 Mio. Euro Fördermittel vom Freistaat Bayern und der Stadt Fürth
investiert. Nach Abschluss des 2. Verfahrens werden mit dieser Maßnahme 2.241
Haushalte, deren Anschluss für die Netzbetreiber nicht rentabel ist, über
schnelles Internet verfügen. Grundsätzlich wird eine Grundversorgung mit mind.
30 Mbit/s im gesamten Stadtgebiet erreicht. Neben der Durchführung der
Förderverfahren begleitet AWS eng den eigenwirtschaftlichen Ausbau der
Netzbetreiber. Ziel ist der zügige Ausbau des Glasfasernetzes in Wohn- und
Gewerbegebieten. Hierzu finden u.a. zahlreiche Koordinierungsgespräche mit den
Fachdienststellen und Netzbetreibern statt sowie die Vorbereitung und der
Versand von Unternehmens- und Bürgerinformationen zum geplanten Ausbau. Für das
Jahr 2021 plant die Telekom konkret den Ausbau des Glasfasernetzes im
Innenstadtbereich für rd. 15.000 Haushalte. Zwei weitere Bereiche sind
vorgesehen.
AWS ist die
zentrale Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger sowie Gewerbetreibende zu
Fragen des Ausbaus des schnellen Internets und Förderprogrammen für Unternehmen
zur Digitalisierung. Im Jahr 2020 fragten zusätzlich zu den Anrufen 50
Bürgerinnen und Bürger bzw. Gewerbetreibende per Mail an. Jede Anfrage muss von
AWS individuell geprüft und – z. T. in Abstimmung mit dem Netzbetreiber und
anderen Fachdienststellen – beantwortet werden.
Den Kommunen
stehen derzeit mit dem Breitbandprogramm des Bundes und der Gigabit-Richtlinie
des Freistaates Bayern zwei Förderprogramme zur Verfügung. Ziel der Förderung
sind Glasfaseranschlüsse bis zum Gebäude (FTTB). Die Nutzung der
FTTC-Technologie („Glasfaser bis zum Straßenrand“) ist nicht mehr förderfähig.
AWS wird weiterhin den eigenwirtschaftlichen Ausbau der Netzbetreiber
unterstützen, um diesen im Sinne der Standortsicherung soweit wie möglich
voranzutreiben. Zum jetzigen Zeitpunkt muss davon ausgegangen werden, dass
mittelfristig nicht alle unterversorgten Bereiche mit Hilfe der Förderprogramme
und der notwendigen Ko-Finanzierung durch die Stadt an das Glasfasernetz
angebunden werden können. Daher wird abgewartet, welche unterversorgten Gebiete
im Stadtgebiet langfristig von den Netzbetreibern nicht ausgebaut werden.
Danach kann die Inanspruchnahme von Förderprogrammen des Freistaats Bayern und
des Bundes zur weiteren Erschließung des Stadtgebiets geprüft werden.
Die Kommunen
sind gem. Telekommunikationsgesetz verpflichtet, ihre vorhandenen digitalen
Daten der städtischen Infrastruktur, welche für den Breitbandausbau mitgenutzt
werden können, im Infrastrukturatlas der Bundesnetzagentur zu veröffentlichen.
AWS hat die Koordination zwischen den Fachdienststellen vorgenommen und auf
Wunsch der Fachdienststellen des Baureferats die offenen Punkte für die
Datenlieferung aufbereitet und bis zur Beschlussfassung durch den WGA
vorbereitet.
Neben dem
Breitbandausbau gewinnt der Mobilfunkausbau/ 5G zunehmend an Bedeutung, da die
Netzbetreiber diesen im Bundesgebiet seit 2021 verstärkt forcieren. Hieraus
ergeben sich für AWS weitere Aufgaben, wie bspw. die Unterstützung der
Mobilfunknetzbetreiber bei der Standortsuche, damit verbundene Abstimmungen mit
anderen Fachdienststellen und städtischen Versorgungsbetrieben, der Austausch
mit den Netzbetreibern zu aktuellen Marktentwicklungen, die Bürger- und
Unternehmensinformation und die Betreuung von Unternehmens- und Bürgeranfragen
(z.B. zu Ausbauplanungen, Aufklärung zur elektromagnetischen Strahlung).
Überdies plant
und organisiert AWS in 2021 in Kooperation mit NIK e.V. eine Veranstaltung für
Unternehmen zu den Themen Digitalisierung im Unternehmen, Datenschutz und
IT-Sicherheit. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation ist die Terminierung und
die Wahl des Veranstaltungsformats (Präsenz- oder Hybridveranstaltung) noch in
Absprache.
Fazit
Insgesamt gesehen hat das Wirtschaftsreferat zum jetzigen Zeitpunkt eine ganze Reihe an Maßnahmen für die Fürther Unternehmen als auch zur Ausbildungs- und Fachkräftesicherung initiiert. Die Unternehmensbefragung zeigt aber auch auf, dass noch eine ganze Reihe an wünschenswerten bzw. dringend notwendigen Maßnahmen erforderlich sind, um die Fürther Wirtschaft in und nach der Krise zu unterstützen. Das Personal im Wirtschaftsreferat arbeitet bereits jetzt am absoluten Anschlag, um die negativen Auswirkungen der Coronakrise auf die Fürther Unternehmen abzumildern. Darüber hinaus wird künftig das Thema nachhaltiges Wirtschaften eine große Bedeutung erlangen (müssen). AWS ist hierzu bereits in engem Kontakt und Austausch. Aus der Abschlusskonferenz „Fürth im Übermorgen“ und dem Nachhaltigkeitsbeirat kristallisierten sich insbesondere die Themenbereiche „HUB für nachhaltiges Gründen“ und „Umstellhilfen für bestehende Unternehmen“ als zentrale Punkte heraus. Die unter Standort- und Fachkräftesicherung notwendigen Zusatzaufgaben sowie die an sich wünschenswerten und notwendigen Themenbereiche und Entwicklungen zum Thema nachhaltiges Wirtschaften sind mit dem vorhandenen Personalstamm nicht mehr zu begleiten bzw. mitzuentwickeln und umzusetzen. Eine zeitnahe Aufstockung des Personalstammes erscheint deshalb – zunächst auch befristet – dringend notwendig.
Finanzierung:
Finanzielle
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nein, Deckungsvorschlag: |
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Auswertungsbericht Unternehmensbefragung