Betreff
Minibuslinie 189: Verlängerung des Evaluationszeitraumes und hierfür der Konzession
Vorlage
SpA/1187/2024
Art
Beschlussvorlage - SB
Referenzvorlage

Der Vortrag der Baureferentin dient zur Kenntnis

 

Der BWA empfiehlt / der Stadtrat beschließt,

 

Variante 0 – keine Verlängerung des Evaluationszeitraumes, die Konzession läuft im Dezember 2024 aus

 

Variante 1 – Mit Bezug auf die positive Entwicklung der Fahrgastzahlen wird der Evaluationszeitraum und somit die Konzession bis zum Ende des öDA 12/2029 verlängert.


Ausgangslage

 

Für den westlichen Innenstadtbereich und die südliche Vacher Straße identifizierte der Nahverkehrsplan mit Beschluss aus dem Jahr 2018 geringe Erschließungsdefizite, die aus den unterschiedlichen Geländehöhen bzw. der jeweiligen Lage der Gebiete unterhalb der Hangkante resultieren. Obwohl ersterer Bereich gemäß einer 2014 durchgeführten Untersuchung bereits leitlinienkonform erschlossen ist, bereiten die topografischen Gegebenheiten sowohl in der westlichen Innenstadt als auch entlang der Vacher Straße älteren und/oder mobilitätseingeschränkten Personen Schwierigkeiten den ÖPNV angemessen zu erreichen. Zur Behebung beider Erschließungslücken wurde im Rahmen der Erstellung des Nahverkehrsplanes der Maßnahmenvorschlag entwickelt, der die Einführung einer neuen Buslinie mit Verlauf Innenstadt West – Vacher Straße Süd vorsieht.

 

 

Die Umsetzung dieses Maßnahmenvorschlages erfolgte schließlich mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2019. Unter einer Auswahl mehrerer Varianten hatte sich die Variante mit einem 40-Minuten-Takt zwischen den Haltestellen Hauptbahnhof und Conrad-Stutz-Weg durchgesetzt, wofür lediglich ein Umlauf benötigt wird.

 

Verkehrstag

Mo-Fr (S)

Mo-Fr (F)

Samstag

Sonn- und Feiertag

Fahrtenpaare (FP)

24,5 FP

24,5 FP

20 FP

-

Tabelle 1: Fahrtenangebot Linie 189

Das aktuelle Fahrplanangebot stellt sich gemäß Tabelle 1 wie folgt dar. Sowohl an Schultagen als auch an schulfreien Tagen unter Woche werden zwischen 05:00 und 21:00 Uhr insgesamt 24,5 Fahrtenpaare angeboten. Am Samstag reduziert sich der Bedienungszeitraum auf 08:00 bis 21:00 Uhr mit dann 20 Fahrtenpaaren. An Sonn- und Feiertagen erfolgt derzeit keine Bedienung.

Es ist bekannt, dass für eine fundierte Abschätzung der Nachfragewirkung neu eingeführter Mobilitätsprodukte eine ausreichend lange Etablierungsphase erforderlich ist. Die Phase soll dabei von einem stetigen Evaluierungsprozess begleitet werden, der dazu dient die Basis für eine Beurteilung der Rentabilität des neu eingeführten Produktes zu schaffen. Für ÖPNV-Projekte bedeutet dies, dass insbesondere die Anzahl der Fahrgäste bzw. monetär betrachtet die Erlöse derer, die durch das neue Angebot auf den ÖPNV umsteigen für jene Beurteilung entscheidend sind. Man spricht hierbei auch von den sogenannten Grenzerlösen (GE).

 

 

Evaluierungsprozess

 

Dieser Grundlage folgt auch der Maßnahmenvorschlag, der für die Linie 189 zunächst einen Verkehrszeitraum von 5 Jahren mit anschließend durchzuführender Evaluierung und gegebenenfalls Optimierung vorsieht. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2024 endet diese Frist und eine Entscheidung über den Fortbestand bzw. die Weiterentwicklung der Linie 189 wird erforderlich.

 

Abbildung 1: Ereignisse während Konzessionszeitraum Linie 189

Mit Blick auf die vergangenen Jahre des Verkehrszeitraums, wie Abbildung 1 veranschaulicht, zeigt sich, dass dieser geprägt war von Ereignissen, die jeweils unterschiedlichen Einfluss auf den ÖPNV bzw. dessen Nachfrage hatten. Hervorzuheben ist hierbei insbesondere die Corona-Pandemie, die nicht nur auf Fürther Stadtgebiet, sondern bundesweit zu teils massiven Nachfrageeinbrüchen im ÖPNV führte. Mit Rücknahme der Beschränkungen und der Einführung des vergünstigten 9-Euro-Tickets konnte im Jahr 2022 wieder ein leichter Anstieg des ÖPNV-Anteils erzielt werden. Auch im Jahr 2023 setzte sich diese Entwicklung mit Unterstützung des Deutschland-Tickets fort. Und auch bei den spezifischen Fahrgastzahlen der Linie 189, die jedoch aufgrund der geringen Datenlage nur bedingt aussagefähig sind, zeichnet sich nach dem Corona bedingten Rückgang im Jahr 2021 eine positive Entwicklung ab.

 

 

Betriebsjahr

Betriebstag

2020

2021

2022

2023

2024

Mo-Fr (Schule)

161

135

162

267

291

Mo-Fr (Ferien)

Keine ausreichende Datenlage

Samstag

Keine ausreichende Datenlage

 

2020 = vor Corona-Maßnahmen

2024 = Daten 1. Halbjahr

Tabelle 2: tägliche durchschnittliche Einsteigerzahlen

So ist gemäß Tabelle 2 seit dem Jahr 2021 ein kontinuierlicher Anstieg der durchschnittlichen täglichen Einsteigerzahlen zu beobachten. Gleichzeitig gilt hierbei zu beachten, dass für das Jahr 2024 zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur Daten des 1. Halbjahres zur Verfügung stehen.

Die verschiedenen Entwicklungen der vergangenen Jahre haben neben der Nachfrage auch die Kostenstruktur grundlegend beeinflusst. So haben sich die Kosten für den Betrieb der Minibuslinie 189 im Vergleich zu den jährlichen prognostizieren Kosten aus dem NVP 2018 von 240.000 € auf circa 340.000 € (Preisstand 2023) erhöht. Hier gilt jedoch anzumerken, dass die damalige Kostenschätzung der BPV Consult GmbH auf Grenzkosten beruhte, die aktuelle Kostenschätzung der infra fürth verkehr GmbH nun auch die Vollkosten berücksichtigt. Den Kosten gegenüber stehen aktuell Einnahmen in Höhe von ca. 59.000 € p.a., die jedoch nicht auf den bereits beschriebenen Grenzerlösen (GE) beruhen, sondern aus den Einnahmen auf Basis der Nachfrage und der durchschnittlichen Einnahmen über alle Linien, den sogenannten Durchschnittserlösen (DE), berechnet sind.

 

 

Fazit

 

Für eine ausreichende Evaluierung der Nachfragewirkung liegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu geringe Datensätze vor, die einer fundierten Analyse, wie sie im Maßnahmenvorschlag NE 10 angedacht wurde, nicht gerecht werden würden. Zwar weisen die bisher erhobenen Zahlen für die Linie 189 positive Entwicklungsansätze auf, jedoch sind dabei externe Faktoren, wie die Auswirkungen des Deutschlandtickets und dessen Weiterentwicklung bzw. Fortführung, noch nicht hinreichend berücksichtigt. Auch potenzielle Änderungen des Linienweges, die zu einer Optimierung des Angebotes beitragen sollen, können aufgrund fehlender Evaluierungsergebnisse nicht zielgerichtet bearbeitet werden. Für die Berechnung von Grenzerlösen (GE), die für eine Beurteilung des Nutzens einer Linie von übergeordneter Bedeutung sind, bietet die derzeitige Datengrundlage kein tragbares Fundament. Die vorliegenden Einnahmeschätzungen beruhen lediglich auf den Durchschnittserlösen (DE), aus denen jedoch nicht hervorgeht, welchen Verlagerungseffekt die Minibuslinie 189 bietet. Die Verwaltung empfiehlt in Anbetracht der positiven Entwicklung der Fahrgastzahlen eine Verlängerung des Evaluierungszeitraumes und damit der Konzession bis zum Ende des öDA (12/2029).

 

 

Handlungsoptionen und deren Erörterung

 

Variante 0: Keine Verlängerung des Evaluierungszeitraumes und dadurch der aktuellen Konzession. Die Linie 189 wird zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 eingestellt.

 

Variante 1: Der Evaluierungszeitraum und damit die Konzession der Linie 189 wird um fünf Jahre bis zum Ende des öDA (12/2029) verlängert. Innerhalb dieser Laufzeit werden sukzessive die Fahrgastzahlen evaluiert: weiterhin circa 340.000 Euro/Jahr.

 

 


Finanzierung:

Finanzielle Auswirkungen

jährliche Folgelasten

 

X

Nein, bei Var. 0

 

ja

Gesamtkosten

     

 

nein

X

Ja, bei Var. 1

340.000

Veranschlagung im Haushalt

 

x

nein

 

ja

Hst.      

Budget-Nr.      

im

 

Vwhh

 

Vmhh

wenn nein, Deckungsvorschlag:

 


NVP Fürth 2018, Beschlussfassung vom 06.02.2018 (Auszug NE 10); Klimaprüfung