Betreff
Sachstand Kulturforum
Vorlage
K/0144/2022
Art
Beschlussvorlage - AL
Untergeordnete Vorlage(n)

Der Kulturausschuss beschließt die Eingliederung des Kulturforums in das Kulturamt. Zur Umsetzung dieses Beschlusses kurzfristig einzuleitenden Schritten (Ausschreibung Teamleitung Kulturforum E11; Beantragung Stellenaufstockung bzw. Höhergruppierung im Bereich Technik) wird zugestimmt.


1.         Entwicklung des Kulturforums von 1989 bis 2009: 


Das Kulturforum ist seit 1989 ein Ort der kulturellen Begegnung und des gesellschaftlichen Austauschs, der dem Sozialreferat (hier dem Jugendamt) zugeordnet wurde. Anfangs gab es ein soziokulturelles Konzept, das die Förderung von Jugendkultur und Kindertheater zum Ziel hatte. 1993 wechselte die Verwaltung des Kulturforums vom Sozialreferat, unter Beibehaltung des Programmprofils, zum Schul- und Kulturreferat/Sachgebiet Kultur. Von 2001 bis 2004 fand eine Generalsanierung des ehemaligen Schlachthofs als Pilotprojekt durch die Kulturstiftung statt, die zu diesem Zweck ins Leben gerufen wurde. Seither ist die Kulturstiftung Eigentümerin des Kulturforums, die Stadt ist für 30 Jahre Pächterin.
Lt. Satzung von 2004 ist das Kulturforum dem Referat für Soziales, Jugend und Kultur zugeordnet. Es ist Spiel- und Kommunikationsort, an dem sich Profis und Amateure, Künstlerinnen und Künstler, Kunstkonsumenten, Menschen unterschiedlicher Altersgruppen und Nationalitäten begegnen können.

Das Kulturreferat entwickelte für den Betrieb des Kulturforums das sogenannte Drei-Säulen-Modell:
1. Säule: Das Stadttheater ist mit 100 Spieltagen zzgl. Probentagen Hauptmieter der Großen Halle mit Vorbelegungsrecht.
2. Säule: An den verbleibenden Tagen sorgt das Kulturamt für ein hauseigenes Programmprofil mit Kindertheater, Produktionen mit der freien Kulturszene sowie Gastspiele in den Bereichen Schauspiel/Tanz/Musik (Jazz und Weltmusik).
Die Festivals Miniaturen, Jazzvariationen, die Konzertreihe Passagen mit dem Bayerischen Rundfunk etc. zählen dazu, ebenso Kooperationsveranstaltungen mit weiteren Kulturinstitutionen. Das Kulturforum ist Festivalzentrum für das internationale Klezmer Festival & Jewish Music Today / das internationale figuren.theater.festival / das Literaturfestival LESEN!

Das Kulturamt belegt das Kulturforum im Umfang von rd. 80 Veranstaltungstagen pro Jahr.
3. Säule: Externe Vermietungen: Die Kinokooperative Uferpalast ist fester externer Mieter des Kinosaals. Im Juli/August nutzt sie den Hof für Kinoabende.
Auf Anfrage werden die Räumlichkeiten des Kulturforums (Grosse Halle, Kleiner Saal und Hof) an weitere externe Mieter vergeben. Darunter waren in den vergangenen Jahren u.a.: Zentrum für Orthopädie, Elektroinnung, Netzwerk Tierunternehmer, ARD ZDF Medienakademie, Bündnis gegen Rechts, IHK, Deutscher Musikrat, Caritas, Segway, Leistritz. Darüber hinaus hat der Pächter der Gastronomie die Möglichkeit, den kleinen Saal für private Veranstaltungen zu vermieten.

2009: Zuordnung des Kulturforums zur Stadthalle:

Am 1. Juli 2009 wurde das Kulturforum mit Beschluss des Stadtrats vom 20.05.2009 als Abteilung mit den Bereichen Technik, Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit (3 Teilzeitkräfte sowie 2 VZÄ in der Technik) der Stadthalle zugeordnet. Zwei Mitarbeiterinnen (1,5 VZÄ) des Kulturforums blieben für die Planung des hauseigenen Programms mit dazugehöriger Öffentlichkeitsarbeit dem Kulturamt zugeordnet.
Hintergründe dieser Entscheidung waren erhoffte Einsparungen durch die Erzielung von Synergie-Effekten hinsichtlich einer gemeinsamen Verwaltung, des Austauschs von technischem Personal und Equipment, einer gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit und eines gemeinsamen Marketings. Auch sollte die Zahl der externen Vermietungen durch die Akquise der Stadthalle erhöht werden.

 

2.       2022: Gründe für die Prüfung einer Veränderung bei der Zuordnung des Kulturforums innerhalb des Kulturreferats

Bei der Beschlussfassung im Jahr 2009 wurde davon ausgegangen, dass Stadthalle und Kulturforum zwei Veranstaltungshäuser mit gleicher Zielsetzung sind. Nach 13 Jahren unter Zuordnung zur Stadthalle kann in verschiedener Hinsicht festgehalten werden, dass sich die angedachten Synergien nicht im gewünschten Umfang eingestellt haben. Zwischen Stadthalle und Kulturforum bestehen Unterschiede in verschiedener Hinsicht:

 

Stadthalle

Kulturforum

Ausschließlich Vermietbetrieb (außer Silvesterball u. Kinderfasching keine Eigenveranstaltungen)

Ausschließlich Eigenveranstaltungen mit Koproduktionen und Gastspielen

Technisches Personal ist für technischen Support der Veranstalter da, die ihr eigenes technisches Personal zur Betreuung der Vorstellungen mitbringen. D.h. die Ausbildung des vorhandenen Technischen Personals ist qualitativ nicht vergleichbar mit der der Techniker des Kulturforums

Technisches Personal muss Licht- und Tondesign für Eigenproduktionen entwerfen, Vorstellungen technisch intensiv betreuen. Hierfür ist eine umfangreiche Ausbildung notwendig.

Öffentlichkeitsarbeit besteht vor allem aus Bewerbung der Räumlichkeiten, die zu vermieten sind. Die Veranstalter, die die Stadthalle mieten, werben für ihre eigenen Programme. Ein Programmprofil existiert nicht.

Öffentlichkeitsarbeit muss Eigenproduktionen, Gastspiele und Festivals bewerben, das Programmprofil muss deutlich werden, um als Haus der freien Szene wahrgenommen zu werden.

Ziel ist die Vermarktung des Hauses, Einnahmen zu generieren, u.a. auch mit Kulturveranstaltungen, aber auch mit Messen, Firmenveranstaltungen, etc.

Ziel ist es, die Kulturszene zu fördern und ein Kulturangebot bereitzustellen, das in der Stadt auch jenseits des Mainstreams sonst nicht abgedeckt ist. Ein Beispiel: Kindertheater. Mit Kindertheater wird ein Beitrag zur kulturellen Bildung geleistet. Die Kosten für die Durchführung werden durch die Einnahmen nicht gedeckt.


In den vergangenen 13 Jahre wurde intensiv versucht, auf verschiedensten Ebenen zu kooperieren, allerdings konnten einige der anvisierten Zielsetzungen aus dem Jahr 2009 nachweislich nicht mit dem gewünschten Erfolg umgesetzt werden. In diesem Zusammenhang soll hier kurz auf die Bereiche Personal, Technik, Öffentlichkeitsarbeit und Verwaltung/Vermietungen eingegangen werden:

Personal: Aufgrund unklarer oder doppelter Zuständigkeiten von Stadthalle und Kulturamt hat sich der Kommunikationsbedarf um ein Vielfaches erhöht. Das gesamte Personal, unabhängig ob es der Stadthalle oder dem Kulturamt zugeordnet wurde, identifiziert sich mit dem hauseigenen Programm des Kulturforums. Alle vier Teilzeitkräfte und die Vollzeitkraft sowie das technische Personal sitzen auf einer Büroetage im Kulturforum. Das Fehlen einer Teamleitung hat für unklare Zielsetzungen gesorgt, da die beiden Häuser Stadthalle und Kulturforum, wie oben beschrieben unterschiedliche Ziele verfolgen. Darüber hinaus hatte das Fehlen einer zuständigen Teamleitung auch zur Folge, dass für das Haus keine Perspektiven im Hinblick auf das Programmprofil entwickelt wurden, und das Haus angemessen nach außen vertreten werden kann.

Technik: Der Austausch von Personal war aufgrund verschiedener Anforderungen und unterschiedlicher technischer Anlagen grundsätzlich nicht möglich. Seit 2005 wurde die Ausbildung von Veranstaltungstechnikern forciert, die in beiden Häusern zum Einsatz kommen können. Darüber hinaus wurde, wie innerhalb der Stadtverwaltung üblich, bei Bedarf Material zwischen der Stadthalle, dem Stadttheater und dem Kulturforum ausgetauscht.

Öffentlichkeitsarbeit: Die gemeinsame Marketingstrategie mit der Anzeige „Zwei Häuser – ein starkes Konzept“ geht inhaltlich nicht zufriedenstellend auf. Für Außenstehende (Publikum, Mietkunden und Künstlerinnen/Künstlern) sind weder die Zielsetzung des Hauses noch die Zuständigkeiten des Personals nachvollziehbar.

Verwaltung/externe Vermietungen:
Die Zahl der externen Vermietungen liegt seit Übernahme des Kulturforums durch die Stadthalle – ohne die Corona-Jahre 2020/21 - bei rund 20,6 Vermietungen jährlich (mind. 15 – max. 24). In den Jahren vor der Übernahme von 2004 - 2008, als das Kulturforum dem Kulturamt zugeordnet war, lag die Zahl der durchschnittlichen Vermietungen bei rund 26 (mind. 16 bis max. 37). Eine in Folge der Zuordnung zur Stadthalle erhoffte Steigerung der Vermietungen ist somit nicht zu verzeichnen. Dieses Ausbleiben eines Anstiegs der Anzahl an Vermietungen ist dem Umstand geschuldet, dass nach Belegung durch das Stadttheater und das Kulturamt entsprechend des oben beschriebenen Verfahrens des Drei-Säulen-Modells zur Belegung des Kulturforums nicht mehr viele freie Termine für externe Vermietungen zur Verfügung gestellt werden können. Da das technische Personal des Kulturforums sowohl für die Eigenveranstaltungen des Kulturforums als auch für die Vermietungen zuständig ist, sind zudem, bei einer Vollzeitkraft und zwei 0,5 Zeitkräften im Technikbereich, die zur Verfügung stehenden Zeitressourcen schnell aufgebraucht.

 

3.        Ergebnis der Prüfung: Eingliederung des Kulturforums in das Kulturamt/Eckpunkte dieser Eingliederung

In Anbetracht der geschilderten Gegebenheiten ist aus Sicht von Ref. IV eine Veränderung der Zuordnung des Kulturforums erforderlich. Mit der anvisierten Eingliederung des Kulturforums in das Kulturamt soll unter einer neu zu schaffenden Teamleitung, in Zusammenarbeit mit den für das Kulturforum bereits zuständigen sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einerseits das Profil des Hauses, unter Berücksichtigung seines kulturpolitischen Auftrags zur Förderung der freien Kulturszene, andererseits aber auch als kultureller Begegnungsstätte der Stadtgesellschaft geschärft werden. Da die Tätigkeitsfelder des Kulturamts und des Kulturforums die größten Schnittmengen hinsichtlich ihrer kulturpolitischen Zielsetzungen (Förderung von Künstlern und Künstlerinnen, ästhetische und kulturelle Bildung nach kulturpolitischen Leitlinien – auch hinsichtlich moderater Eintrittspreise) aufweisen, wird eine Eingliederung des Kulturforums als Veranstaltungshaus, inklusive der zur Zeit an die Stadthalle angegliederten jedoch für das Kulturforum zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (0,677 VZÄ PR + Öffentlichkeitsarbeit / 0,7 VZÄ Verwaltung / 0,705 VZÄ Vermietungen / 1 VZÄ + 0,5 VZÄ + 0,5 VZÄ Technik), in das Kulturamt befürwortet. Das Kulturforum ist bereits Hauptspielstätte der vom Kulturamt verantworteten Festivals (Internationales Klezmer Festival, internationales figuren.theater.festival und LESEN!), die regelmäßig von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kulturforums mitbetreut werden. Überdies sind zwei Mitarbeiterinnen des Kulturamtes (1,5 VZÄ) gegenwärtig für die Erstellung des Programms des Kulturforums zuständig.

Entlang der unter 2. beschriebenen Bereiche Personal, Technik, Öffentlichkeitsarbeit und Verwaltung/Vermietung werden Ref. IV/Ka, in enger Abstimmung mit der Stadthalle, in den nächsten Monaten Eckpunkte der Eingliederung erarbeiten, die dem Kulturausschuss in der Sitzung am 27.10.2022 vorgelegt werden. Mit Blick auf den Bereich Verwaltung/Vermietung wird hier insbesondere die etablierte Belegungspraxis des Drei-Säulen-Modells im Hinblick auf ihre Zweckdienlichkeit zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen sein.

 

4.       Umsetzung der Eingliederung des Kulturforums in das Kulturamt – kurzfristig einzuleitende Schritte:

Ausschreibung Teamleitung Kulturforum:

Noch im Juni 2022 soll die Teamleitung Kulturforum (Vollzeit, EGr 11 TvÖD) ausgeschrieben werden. Eine Besetzung der Stelle ist zum 1.1.2023 geplant. Die Teamleitung soll gleichzeitig das Programm des Hauses gestalten und koordinieren. Die jetzige Programmleiterin (Vollzeit, EGr 9c TvÖD) wechselt zu Beginn des Jahres 2023 in den Vorruhestand. Die Stelle der Teamleitung wird aus der Stelle der Programmleitung hervorgehen.

Beantragung der Stellenaufstockung bzw. Höhergruppierung im Bereich Technik:

Wie im Sachverhalt geschildert, sind ebenso beim technischen Personal Veränderungen anzustreben. Obwohl die Aufgaben und Anforderungen an die technische Betreuung und Ausstattung in den zurückliegenden Jahrzehnten bekanntermaßen erheblichen Veränderungen unterworfen waren, wurde der bestehende Stellenplan seit 1989 nicht mehr angepasst. Daneben erfordern neue Vorschriften beim Betrieb einer Versammlungsstätte zusätzliche Prüftermine und Kontrollen, die Betreuung der Auszubildenden muss gewährleistet sein. Um mittelfristig eine Steigerung der externen Vermietungen zu erreichen, ist eine Aufstockung der Stunden des vorhandenen Personals erforderlich. Um den Anforderungen hinsichtlich der Betreiberverantwortung gerecht zu werden, sollte darüber hinaus eine technische Leitung etabliert werden. Entsprechende Anträge werden durch Ref. IV im Rahmen des Stellenplanverfahrens für das Jahr 2023 vorgelegt werden.

 

 


Finanzierung:

 

Finanzielle Auswirkungen

jährliche Folgelasten

 

 

nein

x

ja

Gesamtkosten

     

 

nein

 

ja

     

Veranschlagung im Haushalt

 

x

nein

 

ja

Hst.      

Budget-Nr.      

im

 

Vwhh

 

Vmhh

wenn nein, Deckungsvorschlag: