Der Kulturausschuss beschließt die Eingliederung des Kulturforums in das Kulturamt. Zur Umsetzung dieses Beschlusses kurzfristig einzuleitenden Schritten (Ausschreibung Teamleitung Kulturforum E11; Beantragung Stellenaufstockung bzw. Höhergruppierung im Bereich Technik) wird zugestimmt.
1.
Entwicklung des Kulturforums von 1989
bis 2009:
Das Kulturforum ist seit 1989 ein Ort der kulturellen Begegnung und des
gesellschaftlichen Austauschs, der dem Sozialreferat (hier dem Jugendamt)
zugeordnet wurde. Anfangs gab es ein soziokulturelles Konzept, das die
Förderung von Jugendkultur und Kindertheater zum Ziel hatte. 1993 wechselte die
Verwaltung des Kulturforums vom Sozialreferat, unter Beibehaltung des
Programmprofils, zum Schul- und Kulturreferat/Sachgebiet Kultur. Von 2001 bis
2004 fand eine Generalsanierung des ehemaligen Schlachthofs als Pilotprojekt
durch die Kulturstiftung statt, die zu diesem Zweck ins Leben gerufen wurde.
Seither ist die Kulturstiftung Eigentümerin des Kulturforums, die Stadt ist für
30 Jahre Pächterin.
Lt. Satzung von 2004 ist das Kulturforum dem Referat für Soziales, Jugend und
Kultur zugeordnet. Es ist Spiel- und Kommunikationsort, an dem sich Profis und
Amateure, Künstlerinnen und Künstler, Kunstkonsumenten, Menschen
unterschiedlicher Altersgruppen und Nationalitäten begegnen können.
Das Kulturreferat entwickelte für den Betrieb des Kulturforums das
sogenannte Drei-Säulen-Modell:
1. Säule: Das Stadttheater ist mit
100 Spieltagen zzgl. Probentagen Hauptmieter der Großen Halle mit
Vorbelegungsrecht.
2. Säule: An den verbleibenden Tagen
sorgt das Kulturamt für ein
hauseigenes Programmprofil mit Kindertheater, Produktionen mit der freien
Kulturszene sowie Gastspiele in den Bereichen Schauspiel/Tanz/Musik (Jazz und
Weltmusik).
Die Festivals Miniaturen, Jazzvariationen, die Konzertreihe Passagen mit dem
Bayerischen Rundfunk etc. zählen dazu, ebenso Kooperationsveranstaltungen mit
weiteren Kulturinstitutionen. Das Kulturforum ist Festivalzentrum für das
internationale Klezmer Festival & Jewish Music Today / das internationale
figuren.theater.festival / das Literaturfestival LESEN!
Das Kulturamt
belegt das Kulturforum im Umfang von rd. 80 Veranstaltungstagen pro Jahr.
3. Säule: Externe Vermietungen: Die Kinokooperative Uferpalast ist fester
externer Mieter des Kinosaals. Im Juli/August nutzt sie den Hof für Kinoabende.
Auf Anfrage werden die Räumlichkeiten des Kulturforums (Grosse Halle, Kleiner
Saal und Hof) an weitere externe Mieter vergeben. Darunter waren in den
vergangenen Jahren u.a.: Zentrum für Orthopädie, Elektroinnung, Netzwerk
Tierunternehmer, ARD ZDF Medienakademie, Bündnis gegen Rechts, IHK, Deutscher
Musikrat, Caritas, Segway, Leistritz. Darüber hinaus hat der Pächter der
Gastronomie die Möglichkeit, den kleinen Saal für private Veranstaltungen zu
vermieten.
2009: Zuordnung des Kulturforums zur Stadthalle:
Am 1. Juli 2009 wurde das Kulturforum mit Beschluss des Stadtrats vom
20.05.2009 als Abteilung mit den Bereichen Technik, Verwaltung und
Öffentlichkeitsarbeit (3 Teilzeitkräfte sowie 2 VZÄ in der Technik) der
Stadthalle zugeordnet. Zwei Mitarbeiterinnen (1,5 VZÄ) des Kulturforums blieben
für die Planung des hauseigenen Programms mit dazugehöriger
Öffentlichkeitsarbeit dem Kulturamt zugeordnet.
Hintergründe dieser Entscheidung waren erhoffte Einsparungen durch die
Erzielung von Synergie-Effekten hinsichtlich einer gemeinsamen Verwaltung, des
Austauschs von technischem Personal und Equipment, einer gemeinsamen
Öffentlichkeitsarbeit und eines gemeinsamen Marketings. Auch sollte die Zahl
der externen Vermietungen durch die Akquise der Stadthalle erhöht werden.
2. 2022:
Gründe für die Prüfung einer Veränderung bei der Zuordnung des Kulturforums
innerhalb des Kulturreferats
Bei der
Beschlussfassung im Jahr 2009 wurde davon ausgegangen, dass Stadthalle und
Kulturforum zwei Veranstaltungshäuser mit gleicher Zielsetzung sind. Nach 13
Jahren unter Zuordnung zur Stadthalle kann in verschiedener Hinsicht
festgehalten werden, dass sich die angedachten Synergien nicht im gewünschten
Umfang eingestellt haben. Zwischen Stadthalle und Kulturforum bestehen
Unterschiede in verschiedener Hinsicht:
Stadthalle |
Kulturforum |
Ausschließlich Vermietbetrieb
(außer Silvesterball u. Kinderfasching keine Eigenveranstaltungen) |
Ausschließlich
Eigenveranstaltungen mit Koproduktionen und Gastspielen |
Technisches Personal ist für
technischen Support der Veranstalter da, die ihr eigenes technisches Personal
zur Betreuung der Vorstellungen mitbringen. D.h. die Ausbildung des
vorhandenen Technischen Personals ist qualitativ nicht vergleichbar mit der
der Techniker des Kulturforums |
Technisches Personal muss
Licht- und Tondesign für Eigenproduktionen entwerfen, Vorstellungen technisch
intensiv betreuen. Hierfür ist eine umfangreiche Ausbildung notwendig. |
Öffentlichkeitsarbeit besteht
vor allem aus Bewerbung der Räumlichkeiten, die zu vermieten sind. Die
Veranstalter, die die Stadthalle mieten, werben für ihre eigenen Programme.
Ein Programmprofil existiert nicht. |
Öffentlichkeitsarbeit muss
Eigenproduktionen, Gastspiele und Festivals bewerben, das Programmprofil muss
deutlich werden, um als Haus der freien Szene wahrgenommen zu werden. |
Ziel ist die Vermarktung des
Hauses, Einnahmen zu generieren, u.a. auch mit Kulturveranstaltungen, aber
auch mit Messen, Firmenveranstaltungen, etc. |
Ziel ist es, die Kulturszene
zu fördern und ein Kulturangebot bereitzustellen, das in der Stadt auch
jenseits des Mainstreams sonst nicht abgedeckt ist. Ein Beispiel:
Kindertheater. Mit Kindertheater wird ein Beitrag zur kulturellen Bildung
geleistet. Die Kosten für die Durchführung werden durch die Einnahmen nicht
gedeckt. |
In den vergangenen 13 Jahre wurde intensiv versucht, auf verschiedensten Ebenen
zu kooperieren, allerdings konnten einige der anvisierten Zielsetzungen aus dem
Jahr 2009 nachweislich nicht mit dem gewünschten Erfolg umgesetzt werden. In
diesem Zusammenhang soll hier kurz auf die Bereiche Personal, Technik,
Öffentlichkeitsarbeit und Verwaltung/Vermietungen eingegangen werden:
Personal: Aufgrund unklarer oder doppelter
Zuständigkeiten von Stadthalle und Kulturamt hat sich der Kommunikationsbedarf
um ein Vielfaches erhöht. Das gesamte Personal, unabhängig ob es der Stadthalle
oder dem Kulturamt zugeordnet wurde, identifiziert sich mit dem hauseigenen
Programm des Kulturforums. Alle vier Teilzeitkräfte und die Vollzeitkraft sowie
das technische Personal sitzen auf einer Büroetage im Kulturforum. Das Fehlen
einer Teamleitung hat für unklare Zielsetzungen gesorgt, da die beiden Häuser
Stadthalle und Kulturforum, wie oben beschrieben unterschiedliche Ziele verfolgen.
Darüber hinaus hatte das Fehlen einer zuständigen Teamleitung auch zur Folge,
dass für das Haus keine Perspektiven im Hinblick auf das Programmprofil
entwickelt wurden, und das Haus angemessen nach außen vertreten werden kann.
Technik: Der Austausch von Personal war
aufgrund verschiedener Anforderungen und unterschiedlicher technischer Anlagen
grundsätzlich nicht möglich. Seit 2005 wurde die Ausbildung von
Veranstaltungstechnikern forciert, die in beiden Häusern zum Einsatz kommen
können. Darüber hinaus wurde, wie innerhalb der Stadtverwaltung üblich, bei
Bedarf Material zwischen der Stadthalle, dem Stadttheater und dem Kulturforum
ausgetauscht.
Öffentlichkeitsarbeit: Die gemeinsame Marketingstrategie mit
der Anzeige „Zwei Häuser – ein starkes Konzept“ geht inhaltlich nicht
zufriedenstellend auf. Für Außenstehende (Publikum, Mietkunden und
Künstlerinnen/Künstlern) sind weder die Zielsetzung des Hauses noch die
Zuständigkeiten des Personals nachvollziehbar.
Verwaltung/externe Vermietungen:
Die Zahl der externen Vermietungen liegt seit Übernahme des Kulturforums durch
die Stadthalle – ohne die Corona-Jahre 2020/21 - bei rund 20,6 Vermietungen
jährlich (mind. 15 – max. 24). In den Jahren vor der Übernahme von 2004 - 2008,
als das Kulturforum dem Kulturamt zugeordnet war, lag die Zahl der
durchschnittlichen Vermietungen bei rund 26 (mind. 16 bis max. 37). Eine in
Folge der Zuordnung zur Stadthalle erhoffte Steigerung der Vermietungen ist
somit nicht zu verzeichnen. Dieses Ausbleiben eines Anstiegs der Anzahl an
Vermietungen ist dem Umstand geschuldet, dass nach Belegung durch das
Stadttheater und das Kulturamt entsprechend des oben beschriebenen Verfahrens
des Drei-Säulen-Modells zur Belegung des Kulturforums nicht mehr viele freie
Termine für externe Vermietungen zur Verfügung gestellt werden können. Da das
technische Personal des Kulturforums sowohl für die Eigenveranstaltungen des
Kulturforums als auch für die Vermietungen zuständig ist, sind zudem, bei einer
Vollzeitkraft und zwei 0,5 Zeitkräften im Technikbereich, die zur Verfügung
stehenden Zeitressourcen schnell aufgebraucht.
3. Ergebnis der Prüfung:
Eingliederung des Kulturforums in das Kulturamt/Eckpunkte dieser Eingliederung
In Anbetracht der geschilderten
Gegebenheiten ist aus Sicht von Ref. IV eine Veränderung der Zuordnung des
Kulturforums erforderlich. Mit der anvisierten Eingliederung des Kulturforums
in das Kulturamt soll unter einer neu zu schaffenden Teamleitung, in
Zusammenarbeit mit den für das Kulturforum bereits zuständigen sieben
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einerseits das Profil des Hauses, unter
Berücksichtigung seines kulturpolitischen Auftrags zur Förderung der freien
Kulturszene, andererseits aber auch als kultureller Begegnungsstätte der
Stadtgesellschaft geschärft werden. Da die Tätigkeitsfelder des Kulturamts und
des Kulturforums die größten Schnittmengen hinsichtlich ihrer kulturpolitischen
Zielsetzungen (Förderung von Künstlern und Künstlerinnen, ästhetische und
kulturelle Bildung nach kulturpolitischen Leitlinien – auch hinsichtlich
moderater Eintrittspreise) aufweisen, wird eine Eingliederung des Kulturforums
als Veranstaltungshaus, inklusive der zur Zeit an die Stadthalle angegliederten
jedoch für das Kulturforum zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (0,677
VZÄ PR + Öffentlichkeitsarbeit / 0,7 VZÄ Verwaltung / 0,705 VZÄ Vermietungen /
1 VZÄ + 0,5 VZÄ + 0,5 VZÄ Technik), in das Kulturamt befürwortet. Das
Kulturforum ist bereits Hauptspielstätte der vom Kulturamt verantworteten
Festivals (Internationales Klezmer Festival, internationales
figuren.theater.festival und LESEN!), die regelmäßig von den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern des Kulturforums mitbetreut werden. Überdies sind zwei
Mitarbeiterinnen des Kulturamtes (1,5 VZÄ) gegenwärtig für die Erstellung des
Programms des Kulturforums zuständig.
Entlang der unter 2. beschriebenen
Bereiche Personal, Technik, Öffentlichkeitsarbeit und Verwaltung/Vermietung
werden Ref. IV/Ka, in enger Abstimmung mit der Stadthalle, in den nächsten
Monaten Eckpunkte der Eingliederung erarbeiten, die dem Kulturausschuss in der
Sitzung am 27.10.2022 vorgelegt werden. Mit Blick auf den Bereich
Verwaltung/Vermietung wird hier insbesondere die etablierte Belegungspraxis des
Drei-Säulen-Modells im Hinblick auf ihre Zweckdienlichkeit zu prüfen und
gegebenenfalls anzupassen sein.
4. Umsetzung der
Eingliederung des Kulturforums in das Kulturamt – kurzfristig einzuleitende
Schritte:
Ausschreibung Teamleitung Kulturforum:
Noch im Juni 2022 soll die Teamleitung
Kulturforum (Vollzeit, EGr 11 TvÖD) ausgeschrieben werden. Eine Besetzung der
Stelle ist zum 1.1.2023 geplant. Die Teamleitung soll gleichzeitig das Programm
des Hauses gestalten und koordinieren. Die jetzige Programmleiterin (Vollzeit,
EGr 9c TvÖD) wechselt zu Beginn des Jahres 2023 in den Vorruhestand. Die Stelle
der Teamleitung wird aus der Stelle der Programmleitung hervorgehen.
Beantragung der Stellenaufstockung bzw.
Höhergruppierung im Bereich Technik:
Wie im Sachverhalt geschildert, sind
ebenso beim technischen Personal Veränderungen anzustreben. Obwohl die Aufgaben
und Anforderungen an die technische Betreuung und Ausstattung in den
zurückliegenden Jahrzehnten bekanntermaßen erheblichen Veränderungen unterworfen
waren, wurde der bestehende Stellenplan seit 1989 nicht mehr angepasst. Daneben
erfordern neue Vorschriften beim Betrieb einer Versammlungsstätte zusätzliche
Prüftermine und Kontrollen, die Betreuung der Auszubildenden muss gewährleistet
sein. Um mittelfristig eine Steigerung der externen Vermietungen zu erreichen,
ist eine Aufstockung der Stunden des vorhandenen Personals erforderlich. Um den
Anforderungen hinsichtlich der Betreiberverantwortung gerecht zu werden, sollte
darüber hinaus eine technische Leitung etabliert werden. Entsprechende Anträge
werden durch Ref. IV im Rahmen des Stellenplanverfahrens für das Jahr 2023
vorgelegt werden.
Finanzierung:
Finanzielle
Auswirkungen |
jährliche
Folgelasten |
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nein |
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Gesamtkosten |
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nein |
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€ |
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Veranschlagung
im Haushalt |
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nein |
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ja |
Hst.
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Budget-Nr. |
im |
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Vwhh |
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Vmhh |
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wenn
nein, Deckungsvorschlag: |
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